ARCHITEKT ALBERT GESSNER — BERLIN.
Salon. Ausführung : Möbelhaus Herrmann Gerson — Berlin.
Architekt bildet, auf der Farbe. Und das ist gewiß kein Nachteil. Wenn auch mancher harmlose Beschauer zunächst ein wenig überrascht oder gar erschreckt sein wird, so sollte er erwägen, wie arm wir gemeinhin an farbigem Ausdruck zu sein pflegen, wie mangelhaft der Farbensinn der Deutschen ausgebildet ist, wie sehr unsere abstrakte Rasse zum grau, zu indifferenten Mischtönen (Schmutztöne wäre treffender) neigt. Wer ob solcher Farbigkeit stutzt, sollte ferner bedenken, wie sehr gerade die Farbe das geeignete Mittel ist, Heiterkeit und lebensfrohe Stimmung zu wecken und zu unterhalten. Glück
licherweise sind jene Zeiten vorüber, da man glaubte, die Wohnräume nach Möglichkeit vom Licht absperren zu müssen, alle Farben zu verbannen und in einem pathetischen Braun ertrinken zu lassen, um vornehm zu erscheinen. Die Hygiene und die ästhetische Vernunft rissen die abdichtenden Vorhänge von den Fenstern, Luft und Licht haben ihr elementares Recht auf die Lungen und an die Sinne wieder eingeräumt bekommen. Damit begann ein neues Ansteigen der Farbe. Freilich,
mit einem einfachen Ausgießen greller Effekte ist uns nicht geholfen; wir wollen wohl farbige Kraft, aber sie muß nüanciert und wohltönend sein. Darin nun ruht just Geßners beste Begabung; die Farben orchestral zu einen. Selbst dann, wenn er scharfe Kontraste setzt, wirkt er doch noch ruhig und mild, wohl anregend, aber nicht erhitzend. Besonders lobesam ist seine Gabe,
kung der gestapelten Ware. Es wird niemand bestreiten, daß es richtiger ist, eine Verkaufsstätte um der Ware und nicht um ihrer selbst willen herzurichten. Dieser Art sind die Tugenden, mit denen Mohrbutter die Ein
trittshalle zum Hause Gerson ausgestattet hat. Ein weißes Leuchten erfüllt den Raum und wenige Farbtöne spielen dahinein eine leichte Melodie. Und auch sie sind nicht nur um ihrer selbst willen da, sind vielmehr eine Begleiterscheinung logisch hierher gehörender Dinge: die Farben werden von ausgelegten Waren geleistet, von Textilen, die in Glasschränken und auf offenen Regalen liegen oder frei auf Stäben hängen. So handelt es sich also nicht um einen addierten an sich zwecklosen Effekt; vielmehr ist jeder Summand der dekorativen Rechnung zugleich ein Träger des Notwendigen, ein Stück Ware. Nur einige leichte Akzente wurden ohne materielle Absicht, nur des Konzertes willen, hineingesetzt, zwei ge
rahmte Ovale; zwei blühende Flecke. — Nach dem gleichen Prinzip hat Mohrbutter noch verschiedene Räume des Kaufhauses aus der Finsternis befreit und zu zweckmäßiger Klarheit und anständigem Aussehen gebracht. Besonders gelungen ist die Halle für Teppiche; hier hat er mit wenigen Eingriffen, mit einigem Latten
werk, einigen Tischen und verbleiten Fenstern (die Heinersdorff machte) annehmliche Ordnung geschaffen.
Eine typische Berliner Wohnung wurde von Albert
Geßner ausgestattet. Sie steht wie alles, was dieser