in der man darum auch etwas Besonderes, Ungewöhnliches erleben kann. Die Kunst unserer engeren Umgebung aber verlangt Harmonie in sich selbst und mit uns selber, mit unserer ganzen Lebensweise. Hier diese absichtlich derb und kräf
tig, oder auf der anderen Seite absichtlich raffiniert zu gestalten, würde Affektation sein, eine Ver
stellung, die bald durch Überdruß oder Ekel sich rächen und in sich zerfallen würde. Eine solche Kunst würde Lüge sein.
Was aber ist nun das Kulturniveau, auf dem wir augenblicklich stehen und dem sich auch die Kunst unserer Zeit anpassen muß? Wir sind unzweifelhaft keine Leute des frühen Mittelalters
mehr und auch keine des raffinierten Rokokos. Wir sind weder halbe Barbaren noch mit allen
Finessen und allen möglichen Traditionen gehetzte Aristokraten. Der Adel spielt in unserem heutigen
Kultur- und Kunstleben als solcher überhaupt keine Rolle mehr. Seine früher auf diesen Gebieten so allgemein tonangebende Stellung ist seit der franzö
sischen Revolution und ihren weiteren Folgen mit samt seinen Vorrechten fast ganz vorbei. Was jetzt in dieser Beziehung bei uns dominiert und für die Kunst wie auch sonst in Betracht kommt,
ist dank jener Revolution ein freies, mehr oder weniger wohlhabendes Bürgertum, das zwar vielfach, weil ja ziemlich plötzlich hochge
ARCHITEKT PAUL RENNER. SPEISEZIMMER IN DER VILLA NEUBECK. RÜSTERNHOLZ. AUSFÜHR.: PAUL REDELSHEIMER —BERLIN.