ARCHITEKT PAUL RENNER. SCHLAFZIMMER IM HAUSE NEUBECK. ZITRONENHOLZ. AUSFÜHRUNG: PAUL REDELSHEIMER.
kommen, noch stark etwas Parvenümäßiges an sich trägt und sich darum mit den früheren Trägern von Kunst und Kultur, der alten eingesessenen Erb-Aristokratie in sei
nen Empfindungen und kulturellen Bedürfnissen in keiner Weise verglei
chen läßt. Aber es hat doch trotz alledem sich im 19. Jahrhundert unleug
bar bereits eine gewisse Stufe der Verfeinerung und Gesittung zu eigen gemacht, wie sie so breite Schichten der Bevölke
rung früher nie besessen haben. Etwas Bäueri
sches, etwas Primitives, etwas Derbes und Auf
dringliches paßt in dieses nicht mehr im geringsten herein, ebenso wenig wie etwas zu Raffiniertes, zu sehr Verfeinertes, zu Glanzvolles. Gediegene
Vornehmheit, gesunde Veredelung muß man hier erstreben, das, was das Empire, die erste bürgerliche Kunst, die wir besessen, zuerst an ge
strebt hat und mit vollem
Erfolge, bisweilen reicher, bisweilen einfacher, je nach den Lebensgewohnheiten und Mitteln der
jenigen, die diese Kunst besitzen sollten. DieKunst aber hat auch innerhalb dieser Grenzen noch immer genug Möglichkei
ten, sich zu betätigen und auszuleben, und sie kann
dies mit um so größerer Frische tun, weil sie von
vornherein nun weiß, daß die Grundlagen, auf de
nen sie baut, diejenigen sind, die ihr den allgemeinsten Erfolg verspre
chen. Ganz ohne diese
aber wird sie niemals aus
kommen können. — e. z.ARCHIT. PAUL RENNER. GARDEROBERAUM IM HAUSE NEUBECK.