ARCHITEKT EMIL SCHAUDT.
Kaufhaus des Westens. Gesamt-Ansicht.
tektur. Doch ist bei alledem die Gesamtwirkung heiter, vornehm, festlich.
Das ist der Geist, der auch im Innern des Hauses waltet, vielleicht der Geist des modernen
Kaufhauses überhaupt. Hier gilt es nicht, um jeden Preis Geschäfte zu machen und zu verkaufen, die Aufdringlichkeit des Jahrmarktes ist verpönt: In einem fürstlichen Haus wirst du zu Gast ge
laden, bieder und offen und freundlich grüßt dich das Haus von weitem, mit freimütiger Gastfreund
schaft wirst du im Innern empfangen, als wärst du zu einem Hausfest gekommen. Es strahlen die Lichter, die prächtigen weiten Räume liegen offen vor dir. Das zieht an deinen Augen vorüber wie ein Schauspiel, wie eine Ausstellung von Reichtum und Schönheit — und jedem steht der Zutritt frei. Man kommt und geht, wie in einem befreundeten Haus. Es ist ganz erstaunlich, welche Fülle von gesellschaftlichen Pflichten der moderne Kaufmann auf sich nimmt: Ein Portier empfängt den Be
sucher am Eingang, Telefone stehen ihm in Menge zu freier Verfügung, in weichen Ruhesesseln kann er sich erholen, sogar besondere Räume sind für
diesen Zweck geschaffen, da liegen die wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften für ihn bereit, Aus
kunftstellen gibt es, Karten für Eisenbahnfahrten kann er haben wie für die Theater und Konzerte der Stadt. Er findet sogar die neuesten Tele
gramme angeschlagen. Ein Dutzend Aufzüge hebt ihn sanft in die oberen Geschosse.
Wie eine gute Hausfrau sorgt die Firma um ihren Gast, sie will, daß er sich hier heimisch fühle.
Warum ich auf diesen Umstand so nachdrücklich hinweise? Hat dies mit Kunst irgend etwas gemein?
Ich meine, alle Kunst der Architekten, der Maler, der Plastiker, der Handwerker, alle Kunst der Künstler ist bei einem solchen Unternehmen, bei einem solchen Riesenbetrieb machtlos, wenn nicht ein künstlerischer Geist das Ganze beseelt. Die Kunst der Künstler kann hier und dort schmückend, ordnend eingreifen, aber sie bleibt fremd, unwirksam, wenn ihre Zutat sich nicht or
ganisch aus dem Ganzen entwickelt, wenn die treibenden Kräfte nicht von einem künstlerischen Willen geleitet und getragen sind.
Die Veredelung des Handels, die Kultivierung