PROFESSOR GEORG WRBA.
Steinplastik über einem Seitenportal.
des Handels wachsen dann die künstlerischen Formen für das Haus, für die Einrichtung organisch heraus.
Man sagt, die vornehme, entgegenkommende Haltung des modernen Kaufhauses verdanke man einer Spekulation. Ich weiß es nicht. Jedenfalls wäre das eine sehr begrüßenswerte Spekulation, und sie wäre, glaube ich, nicht ohne Verdienst. Denn sie rechnet nicht auf gewöhnliche Publikums
instinkte, sie setzt Verständnis für reife moderne Kunst voraus, das ganz gewiß noch nicht Allge
meingut ist, selbst nicht im Westen Berlins. Schließlich ist der Verkauf Zweck eines jeden Geschäftes: Man will Bedürfnisse wecken, die Ware soll gefallen. Sollte die vornehmste Form des Handels in Zukunft zur wirksamsten werden, so wollen wir uns dessen freuen.
Daß keine Täuschung beabsichtigt ist, erhellt aus der Abwesenheit alles Blendwerks, das auf
fallen sollte und faszinieren. Soviel Kunst, soviel edles handwerkliches Können, soviel kostbares Material aufgewandt wurden, sie treten bescheiden zurück, als ob ihr Wirken etwas selbstverständliches wäre. Es galt das Prinzip: Gut (wenn auch teuer) und diskret. »Auffallend und billig!« hieß es vor nicht gar langer Zeit noch in allen Kaufläden und Warenhäusern hinsichtlich der Ausstattung. Hier wollte man gewiß nicht mehr tun, als was in
weiten Kreisen heute schon als gesellschaftliche Pflicht erachtet wird. Man kam aber dieser Pflicht mit besonders anerkennenswerten Konsequenz nach. Man schenkte sich nichts, man unterschlug nichts, was vom Ehrenstandpunkt aus notwendig schien.
Der Charakter der Solidität und Eleganz, der infolge dessen dem ganzen Hause aufgeprägt ist, hat aber doch für den Verkauf eine nützliche Folge. (Ich bemerke dies, damit recht viele auf dieser Bahn nachfolgen.) Der Käufer wird davon
angesteckt. Er fühlt einen Zwang in sich, auch nur gute, solide, elegante Ware zu kaufen, er kommt vielleicht mit Schaudern zum Bewußtsein, wie sehr seine Kleidung, seine Wohnung gegen diesen Grundsatz noch verstößt. — —
Der Grundsatz der Solidität und Materialechtheit, der im »Kaufhaus des Westens« die ge
samte Einrichtung bestimmt, kam besonders dem Holz zu gute. Das Holz feiert wahre Triumphe. Anderswo herrschen Marmor und Gold, hier regiert das Holz, herrliches Holz. Die Eiche ist mehrfach und in verschiedenen Tönen vertreten, ein ganzer Saal ist in australischer Moaeiche ausgeführt, ein wundervoller Effekt! In vielen Abteilen dominiert das Mahagoni in kräftiger roter Tönung, schön in der Maserung. Das köstliche, vornehme, feierliche Mahagoni, man wird seiner nie müde!