CARL WITZMANN — WIEN.
Herrenzimmer J. W. F. — Berlin. Ausführung: J. Soulek — Wien.
des tiefen Himmels oder des Lapislazzuli, das Grün der Smaragde und der Sittiche, das Weingelb der Topase, der Chrysanthemen und der indischen und japanischen Seiden, von der Zitronen
farbe bis zu den schwereren Sättigungen der Orange, des Granatapfels und der Juden
kirsche, alle diese reinen Farbenwerte sind Sünde in seinen Augen. Er liebt die gebrochenen, gedämpften,
abgestimmten Farben, oder besser gesagt, die Farb
losigkeit. Wir begegnen sie in den modernen Möbeln und in den modernen Räu
men. Diese Vorliebe ist ein Niederschlag der modernen Schule des Impressionis
mus. Der impressionistische Maler sieht nicht die Farblosigkeit der Dinge als solche, sondern er sieht sie durch das veränderliche Medium der Atmosphäre in den wechselnden Beleuch
tungen zu den verschiedenen Zeiten des Tages und des Jahres. Ihm ergibt sich die Impression von Mittel
werten und abtönenden Reflexen, ein Gewebe mit einer neuen Skala von gebrochenen gedämpften Farben, die er fertig gemischt von seiner Palette nimmt. Ich bin überzeugt, daß diese Farbenanschauung ein Übergang ist. In unseren farblosen Räumen und mit trüben Augen gesehen, erscheinen diese Werke noch immer festlich, aber ins Freie gestellt, in die strahlende Wiese zeigt sich in der Regel, daß diese Bildschöpfungen, ungeachtet ihres künstlerischen Wertes neben der heraldischen Natur nicht stand
halten können. Die Farben sehen trüb und schmutzig aus, wie meistens die Mischungen. Es ist ein Irrtum der sich rächen wird, daß man diese ge
mischten und gebrochenen Farbenwerte, die in der impressionistischen Phase der Malerei relativen Wert hatten, in die gewerbliche Produktion her
übernahm. Die Kunstgewerbler haben es zudem nicht verstanden, ihre gemischte gebrochene Farben
der Heraldik. Ihre einfache und wunderbare Farbenlehre können wir an den bunten Wiesen, an der Blumenpracht der Bauerngärten und an den Knall
effekten des herbstlichen Laubes wahrnehmen, wo Ströme von knalligem Gelb, purpurnem Rot und Papageiengrün zusammenfließen. Schließlich darf nicht übersehen werden, daß in Übereinstimmung mit dieser Natur auch bestimmte Tiergattungen,
namentlich Vögel, echte und rechte Heraldiker sind. Und die Edelsteine, die Halbedelsteine, mit der Farbenpracht, die wie Märchen sind, Märchen aus 1oo1 Nacht? Es gäbe kein Ende des Aufzählens.
Der heutige Mensch, namentlich der städtische hat Furcht vor der Farbe, vor der einfachen, klaren, starken Farbe. Das Weiß des Elfenbeins, die Bläue