erfassen zu können, folgte er bald dem Beispiel der anderen, kaufte sich einen kleinen Bauernhof (S. 300) und lebte abgeschlossen
von der Welt nur seiner Kunst. Ein echt deutscher Zug geht durch alle Werke dieser niederdeutschen Künstler, die im Erfassen der Heimath ihre Stärke fanden, sei es, dass sie das Leben der Landschaft schilderten, oder dass sie die Schicksale ihrer Bewohner in einfacher, kraftvoller Sprache verkündigten, oder dass sie, wie Vogeler, hier das Land gefunden hatten, in denen die Träume der Märchenwelt ihrer Kindheit sich abspinnen konnten. Echt deutsch ist auch dieses Hin
neigen und Sichversenken in die Wunder der Märchendichtung, ja es beweist uns gerade, wie fest sich Vogeler an die eigen
artige Landschaft angeschlossen hatte, dass er sie so beseelt in seinen Bildern zu zeigen unternahm. In seinem Drange, sich zu ver
tiefen in unser deutsches Wesen, ging Vogeler sogar so weit, dass er auch in der Tracht der Art unserer Vorfahren nahe zu kommen suchte, wie diese etwa zur Biedermaierzeit gestaltet war, als die Deutschen nach schweren Prüfungen wieder in der Heimath
und der Familie, in dem .Schatz ihrer Dichtungen den Born fanden, aus dem sie ein Wiedererstarken ihres Volksthums erhoffen durften. Manchem mag dies gesucht er
scheinen, aber unserem Malerdichter ist es doch damit kein blosses Spiel, sondern hoher sittlicher Ernst gewesen.
Während die anderen jungen Worpsweder Meister zunächst durch ihre gemalten Werke sich bekannt machten, ist Vogeler am meisten wegen seiner Radirungen ge
schätzt worden. Doch hat er auch in einigen Gemälden die gleichen Stimmungen auszudrücken verstanden, wie in seinen Ra
dirungen. So hat besonders sein Oelbild »Die heiligen drei Könige« wegen seines intimen Stimmungsreizes vielseitigen Beifall gefunden, auch bei Gegnern seiner Auffassung.
Wenn er uns darin die Hütten von Worpswede am Fusse des Weyerberges in
tiefem Winterschnee vor Augen führte, so ist er sonst zumeist, sobald es nur der gewählte Vorwurf zuliess, darauf bedacht ge
wesen, den Frühling in der jungfräulichen Pracht seiner Reize zu zeigen. Dies ist
H. VOGELER—WORPSWEDE.Ex libris.
H. VOGELER—WORPSWEDE.Ex libris.