Die Kultur der Gegenwart


Kant. (Aus: Külpe, Die Philosophie der Gegenwart)
„Alle, die sieh zu den Gebildeten rechnen, oder die sich erst noch allgemeine Bildung erwerben zu müssen glauben, werden fortan an
jenem Riesenwerke „Die Kultur der Gegenwart“ nicht mehr vorübergehen können; sie werden von ihm Notiz nehmen und mit ihm Be
kanntschaft machen müssen, wenn sie mit der fortschrei
tenden Kulturarbeit unserer Zeit mitgehen und an sich selbst die Segnungen dieser Arbeit erfahren wollen. Keine Literatur der Welt hat ein ähnlich geplantes Werk auf
zuweisen, und es ist für jeden Deutschen eine stolze Freu
de, wenn er erfährt, daß wir Männer haben, die eine so beispiellose Geistestat zu ersinnen und auszuführen vermögen. Das Werk macht der ganzen deutschen Nation und damit jedem Einzelnen von uns Ehre und trägt zur Verherrlichung des deutschen Namens und zum Ruh
me deutscher Wissenschaft u. deutschen Fleißes bei allen Völkern des Erdballes nicht unwesentlich bei.“ (Der Tag.)


Systematische Philosophie


Allgemeines. Das Wesen der Philosophie: Wilhelm Dilthey. — Die einzelnen Teilgebiete. 1. Logik und Erkenntnistheorie: Alois Riehl. 2. Metaphysik: Wilhelm Wundt. 3. Naturphilosophie : Wi 1 hel m 0stwald. 4. Psychologie : Hermann Ebbinghaus. 5. Philosophie der Geschichte: Rudolf Eucken. 6. Ethik: Friedrich Paulsen. 7. Pädagogik: Wilhelm Münch. 8. Ästhetik: Theodor Lipps. — Die Zukunftsaufgaben der Philosophie : Friedrich Paulsen.
Bietet dieser Band, von dem schon kaum nach Jahresfrist die zweite Auflage vorliegt, naturgemäß kein einheitliches System der Philosophie, so liegt der Wert und der Reiz der in ihm gebotenen Darstellungen der einzelnen Seilen philosophischer Weltbetrachtung aus der Feder ihrer bedeutendsten gegenwärtigen Vertreter in der Mannigfaltigkeit und Vielseitigkeit der Spiegelungen und Brechungen des „Weltbildes“, die sich hier schließlich doch zu reinem Licht vereinen. Der an dem großen Bau der Wissenschaft an irgend einer Stelle Mitarbeitende ebenso wie der ihn mit Anteilnahme Verfolgende wird diese Darstellung des Urgrundes und letzten Zieles
aller Wissenschaft in gleicher Weise nützen und genießen, zumal auch diesem Bande alle äußeren Eigenheiten zünftiger,.Philosophie“ fehlen, derselbe vielmehr die Ergebnisse streng wissenschaft
licher Forschung in einer ohne weiteres einem jeden Gebildeten zugänglichen Form darbielet.
„ . . . läßt es uns geboten erscheinen, auf ein Werk aufmerksam zu machen, das bestimmt und geeignet isl, einen Überblick über alle Gebiete der Philosophie, ihre Entwickelung und ihren heutigen Standpunkt zu geben. Die Namen der Mitarbeiter bürgen für den wissenschaft
lichen Wert jedes einzelnen Beitrages; und die knappe und klare Darstellung, die es ermöglicht, eine Fülle von Gedankenstoff auf kleinem Raume zu vereinigen und dennoch leicht faßlich zu bleiben, macht das Werk ebenso anziehend wie der Umstand, daß der Leser ein Bild der heutigen
Philosophie ,durch verschiedene Temperamente gesehen empfängt.“ (Naturwiss. Rundschau.) „Gerade der Umstand, daß die einzelnen Seiten philosophischer Weltbetrachtung von ihren bedeutendsten gegenwärtigen Vertretern dargestellt sind, macht den Wert und Reiz dieses Buches aus.“ (Schlesische Zeitung.)
„Es wäre vergebliches Bemühen, dem überraschend reichen Inhalt des hier angezeigten wich
ligen Bandes aus dem Riesenwerk einer systematisch aufgebauten, geschichtlich begründeten Gesamtdarstellung unserer heutigen Kultur, wie sie der Teubnersche Verlag mit außerordent
lichen Mitteln in Angriff genommen, kurz gerecht werden zu wollen. Ist doch jedes einzelne Gebiet von den angesehensten Gelehrten bearbeitet worden, und so kann die Aufgabe einer Besprechung hier nur sein, mit der Skizzierung des Inhalts darzulegen, daß dieser Band dem Zwecke des ganzen Unternehmens entspricht, und daß er dessen allgemeinen Tendenzen, nach denen die Erfahrungen der Vergangenheit auf die Gegenwart angewandt werden sollen, angepaßt isl.“ (Zeitschr. f. laleinl. höh. Schulen.)
Aus: Wilhelm Dilthey,


Das Wesen der Philosophie.


(Aus: Systematische Philosophie)
Diese Gemeinsamkeiten nun von Religion, Dichtung und Philosophie, durch die sie in sich verbunden und von den anderen Lebens
gebieten getrennt sind, beruhen schließlich darin, daß die Einspannung des Willens in
begrenzte Zwecke hier aufgehoben ist: der Mensch löst sich aus dieser Gebundenheit an das Gegebene, Bestimmte, indem er sich
auf sich selbst und den Zusammenhang der Dinge besinnt: es ist ein Erkennen, das nicht diesen oder jenen eingeschränkten Gegen
stand zu seinem Objekt hat, ein Handeln, das nicht an einer bestimmten Stelle des Zweck
zusammenhanges vollzogen werden soll. Die Einstellung des Blickes und der Intention in das Gesonderte, nach Ort und Zeit Bestimmte würde die Ganzheit unseres Wesens, das Bewußtsein unseres Eigenwertes, unserer Unabhängigkeit von der Verkettung nach Ursachen und Wirkungen, von der Bindung an Ort und Zeit auf lösen: stünde dem Men
schen nicht immer wieder das Reich der Religion, Poesie und Philosophie offen, in dem er von solcher Beschränktheit sich er
löst findet. Die Anschauungen, in denen er hier lebt, müssen immer irgendwie die Be
ziehungen von Wirklichkeit, Wert und Ideal, Zweck und Regel umspannen. Anschauungen: denn das Schöpferische der Religion liegt immer in einer Konzeption des wirkenden Zusammenhanges, zu welchem das In
dividuum sich verhält, Dichtung ist immer Hinstellen eines Geschehnisses, erfaßt in seiner Bedeutsamkeit; und von der Philo
sophie ist ja offensichtig, daß ihr begriffliches, systematisches Verfahren dem gegen
ständlichen Verhalten angehört. Die Dichtung nun verbleibt in der Region von Gefühl und Anschauung, da sie nicht nur jede begrenzte Zweckbestimmung, sondern das willentliche Verhalten selbst von sich ausschließt. Da
gegen liegt der furchtbare Ernst der Religion und Philosophie darin, daß sie den inneren
Zusammenhang, der in der Struktur unserer Seele von der Wirklichkeitsauffassung zur Zwecksetzung geht, in seiner objektiven Tiefe erfassen und aus dieser selber das
Leben gestalten wollen. So werden sie zu einer verantwortlichen Besinnung über das Leben, welches eben diese Totalität ist; sie werden, gerade im guten Bewußtsein ihrer Wahrhaftigkeit, zu tatfrohen Kräften der Ge
staltung des Lebens. Innig verwandt, wie sie so sind, müssen sie sich, eben weil sie dieselbe Intention der Gestaltung des Lebens haben, befehden bis zum Kampf um ihr Dasein. Der Tiefsinn des Gemütes und die Allgemeingültigkeit des begrifflichen Denkens ringen in ihnen miteinander.
Religion, Kunst, Philosophie sind so gleichsam eingeschaltet in die unerbittlich festen Zweckzusammenhänge von Einzel
wissenschaften und von Ordnungen des gesellschaftlichen Handelns.


Spezial-Prospekté auf Wunsch umsonst und postfrei vom Verlag B. G. Teubner in Leipzig


Teil I Abt. VI:


Inhalt:


2. Auflage. [VIII u. 432 S.] Lex.-8. 1907. Geh. M. 10.-, in Leinw. geb. M. 12.—
Tell I Abt. V:


Allgemeine Geschichte der Philosophie




[ca. 25 Bg.) Lex.-8. 1908. Geh. ca. M. 10.-, in Leinwand geb, ca. M. 12.- Inhalt:


Die Anfänge der Philosophie und die Philosophie der primitiven Völker : W. W u nd 1. — Die orientalische Philosophie des Altertums, Mittelalters und der Neuzeit. Indische Philosophie: H. Oldenberg. — Semitische Philosophie: J. Goldziher. — Chinesische Philo
sophie: W. Grube. — Japanische Philosophie: Jnouye. — Die europäische Philosophie: Altertum: H. v. Arnim. Mittelaller : CI. Baeumker. Neuzeit: W. W i nd e Iban d.