UNVOLLENDETE WERKZEICHNUNG FÜR DAS IN MOSAIK AUSZU- FÜHRENDE HOCHALTARBILD IN DER KIRCHE AM „STEINHOF“
stiken der frühen Antike, und etwas von der hieratisch unnahbaren Würde eines ostasia
tischen Götzen spielt in der weiblichen Figur „Die Freude am Schönen“ mit (Abb. S. 399).
Doppelt lebensgroß, wird sie inmitten der riesigen kreisrunden Schale eines Brunnens thronen, den ein kunstsinniger Linzer Bürger seiner Vaterstadt gestiftet hat. Dort blickt dann die Gestalt in das schöne Grün des sie
umgebenden Gartens, nicht selbstgefällig, aber das Gesicht durch den Ausdruck des Mundes leise verklärt, teilnehmend auch durch die Neigung des Oberkörpers. So gewinnt sie etwas Individuelles, wohl auch weil Hanak nach guter Meisterart selbst den Meißel geführt hat; eine ungefähre Skizze orientiert ihn über das Wichtigste des Aufbaues, vor Augen hat er jedoch, sobald er den Block des von ihm bevorzugten Salzburger Marmors bearbeitet, immer das lebende Modell; der Anreiz des
Materials, eines seltenen dunklen Findlingstückes, veranlaßte ihn zu der natürlich poly
chromen Studie „Zweierlei Marmor“ (Abb. S. 395) und zu der „Ausdrucksstudie“ eines männlichen Torsos. Das außerordentliche Ta
lent des Dalmatiners Ivan Mestrovic konnte schon vor zwei Jahren in seinem Ringen als vielversprechend begrüßt werden; die ihm geläufige Formensprache muskulöser menschlicher Körper hat etwas Unerbittliches in allen
den Rundskulpturen sowohl wie in den völlig mit der auf ihnen lastenden Masse ver
wachsenen „Säulenträgern“, die hier geschickt in die Wand eingebaut sind. Nichts von der Willkür der Bewegungsmotive haftet mehr an
dem figurenreichen Brunnen „Quelle des Lebens“ (Abb. S. 391), dessen schwarzer Marmor ein prächtiger Werkstoff für die kraftvolle, tiefernste Schöpfung ist: die Mutterbrust als Symbol für das immer von neuem
KARL EDERER