HANS UNGER
Ausstellung Düsseldorf 1909
ABUNDANTIA
scheidenen Pastell starke farbige Wirkungen, während A. Sohn-Rethel in seinem Bilde „Dürre“ unter Verwendung der gleichen
Technik mehr zeichnerische Ziele mit Erfolg anstrebt (Abb. S. 538). A. Schönnenbeck, Th. Funck, H. Oehmichen, H. Nordenberg, J. Hansen, J. Müller-Massdorf be
handeln in ihren Bildern das Treiben des Alltags als empfindende Menschen mit künst
lerischem und psychologischem Ernst. Wenn nicht alles gut und neu ist, was sie bringen, so erkennt man doch, wie sie daran arbeiten, ererbte künstlerische Untugenden abzulegen und ihre Anschauungs- und Ausdrucksfähig
keit zu steigern. Der hochbegabte Gerhard
Janssen und der humorvolle Peter Philippi enttäuschen diesmal. Den Bildern des ersteren,
die freilich durch ihre wundervolle Tonigkeit entzücken, gibt die Leichtigkeit seines Schaffens mitunter zu sehr den Eindruck des schnell
Fertigen (Abb. S. 544). Bei Philippi spürt man in letzter Zeit einen Zug trockener Pedanterie, der an die Epoche des älteren Düsseldorfer
Genres erinnert. Nicht immer gleich in der Qualität der Arbeit, aber stets frisch und fabelhaft geschickt erscheint W. Schreuer. Die staunenswerte Sicherheit, mit welcher dieser Künstler lebendige Typen der Gegen
wart und Vergangenheit in einer oft an die Karikatur erinnernden Uebertreibung des Physiognomischen zu köstlichen Gruppen zusammenstellt, erweckt immer wieder Bewunderung und helles Wohlgefallen.
Auch auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei ist der Grundzug der Düsseldorfer Kunst ein bemerkenswerter Ernst im Tech
nischen. In einer Zeit, da die Kunstbegriffe ein ungeheures Chaos bilden, kann tatsächlich auf die Frage nach der Güte der Arbeit gar nicht genug Wert gelegt werden. Erst wenn man sich bezüglich der Forderung nach So
lidität des positiven Könnens geeinigt, darf man hoffen, auch für die Lösung weiterer Fragen Boden zu gewinnen. Man vermißt ja freilich in Düsseldorf die anregenden Experimente eines kühnen Wagemuts; da