M. KEYMER
LEIPZIGER KÜNSTLER-VEREIN: „NACHTASYL“ 1909
blatt — Dinge von ähnlich saftiger und kerngesunder Komik sind seit Busch nicht viele gemacht worden. Man weiß kaum, woran es liegt. Eine Eule beispielsweise so hinzu
stellen, wie es Hengeler in dem anderen Allotriablatt macht, das bringen wohl noch viele fertig. Aber bei Hengeler steckt eben jedes Detail, jede Abschwächung oder Ver
stärkung des Striches noch voller Witz und Laune; nicht nur er selbst lacht; seine Hand und seine Feder helfen ihm lachen, und daher kommt die beispiellose „Aufgeräumtheit“ seines Striches und dessen spezi
fische, blitzschnelle und reinliche Wirkung auf das Zwerchfell.
Daß wir unter den Autoren dieser künstlerischen Gelegenheitsarbeiten auch die Namen der Scholle vertreten finden, versteht sich von selbst. Die meisten Scholleleute sind ja aus der Illustration hervorgegangen. Das MüNZER’sche Plakat fürs Deutsche Theater bildet schon seit Jahren eine Zierde unserer Anschlagsäulen.
Erler hat mit einer entzückenden Affiche in Blau und Gelb zur Irrgarten-Redoute ein
geladen, und Leo Putz hat uns das niedliche Plakat mit dem zielenden Amor ge
schenkt, das eine gute, liebenswürdige Arbeit ist, obwohl Putz vielleicht von allen seinen Genossen am wenigsten Eignung für die
strenge Kunst des Plakates besitzt. Aber wie wundervoll war er am Platze, als es galt, die Wände des Löwenbräukellers mit fest
lichen dekorativen Gemälden zu schmücken !
Dabei zeigte sich so recht, wie gut sich die Scholle, voran
Putz und Erler, auf Dekoration versteht, ich meine: wie sehr die Grundlage ihrer Kunst in der Dekoration, in einem kunstgewerblichen Ele
mente beruht. Putz brauchtenurnocheine Kleinigkeit breiter zu malen und mit der Farbe etwas gewagter ins Zeug zu gehen und die dekorative Wandfüllung wäre fer
tig. Noch klarer wird
das bei Erler. Das dekorative Triptychon „Goldregen“, das er zu diesem Feste des
H. BEK-GRANMÜNCHENER GESELL.
VEREINIGUNG 1899