delten philosophisch gehaltene Beziehungen der Menschheit zum Kosmos. Sie sind leider infolge schlechten Untergrundes erloschen und können hier außer Betracht bleiben. Bühler hat auch ihre Freskotechnik nicht mehr angewandt.
Das zweite größere Werk schlägt ein rein menschliches Thema an: der Mann als die Verkörperung der zerstörenden, der meistern
den und der schaffenden Kraft; das Weib als das Symbol der erwachenden, der schützenden
und fürsorgenden Liebe; diese Darstellungen sind in der Form des Triptychons gehalten.
Als verbindendes Glied zu den Beziehungen der Menschen, die durch den Kosmos und in der Geschlechtigkeit gegeben sind, tritt die Natur. Dem Naturgefühl hat Bühler in diesen
beiden Triptychen in der Grünschen Villa (Mannheim) schon einen breiten Raum durch
die Landschaft eingeräumt, dem Hochgebirge zum Thema „Mann“, dem Garten beim Thema „Weib“. Aber im Studium der alten Meister in den Städten seiner engeren Heimat wuchs die Landschaftsstimmung zum Urweltgefühl empor. In Freiburg, Basel und Kolmar traten Bühler die koloristische und formale Feierlich
keit Hans Baidungs und die inkommensurable Größe der For
men- und Farbensprache des dä
monischen M. Grünewald entgegen
und zeigten ihm den Weg zu den Urweltlauten der Natur. Die nach einem italienischen Motiv gestalte
ten „Felsen am Meer“ (1906) und der aus deutscher Mondnacht
stimmung geborene „Liebesweg“
(1907) sind die Elementarlaute für die ossianisch anmutenden Natur
dichtungen, auf deren Folie sich die philosophisch unterströmten Bildgedanken auswirken.
In dem in der Mannheimer Kunsthalle hängenden Bilde „Dem unbekannten Gott“ (1906) verschmilzt Bühler seine landschaftlichen, kosmischen und mensch
lichen Vorstellungen erstmals zu einer Einheit in dem späterhin festgehaltenen,allerdings erweiter
ten Sinn: die fühllose Größe und Pracht der Felsenküste, die sich zwischen das blitzende, in tau
send Farben schillernde Gewässer und den hohen Himmel baut, einerseits — und das fühlende Mensch
lein, das ergriffen, zag und doch mutig in diese seine Wunderwelt schreitet, durch die der Unendlich
keitsodem des Gotteswerkes flutet, andrerseits —, bestimmen den neuen mythologischen Charakter dieser Bilddichtung. Wenn das Werk selbst auch noch nicht die vollendete Harmonie von Bild
gedanken und Bildform erreicht, so ist doch das Schaffensthema Bühlers völlig klar entwickelt: der über die Nur-Natur sich erhebende Menschengeist und die Bewertung der Natur erst durch den Menschen.
In diesem großen und einfachen
H. A. BÜHLERDER MENSCH (1909)