OSKAR LASKEERDBEBEN(GEMÄLDE)
OSKAR LASKE
Von Hans Tietze
S. Franziskus predigt den Vögeln. Auf sanfter Uferböschung steht der Heilige, beide Arme in mächtiger Rednergebärde himmelwärts
entlaubten Baumkronen. O du wunderbarer Mann, der du die Sprache der Schwesterkreatur verstehst und sprichst; wenn du Gottes Lob
gehoben (Abb. geg. S. 241); der ungeheure erdennahe Vollmond zieht einen strah
lenden Nimbus um die dunkle Silhouette des Predigers. Seinem gewaltigen Ruf ist die ganze Vogelwelt gefolgt, von Nord und Süd sind sie heran
geflogen, die schimmernden Gäste aus den Tropen, die schlichten Sänger des nordi
schen Waldes, das wackelnde Federvieh des Dorfes, das Raubzeug und das Sumpfgetier, alle, alle sind sie da, ver
dunkeln den Abendhimmel, füllen Wasser und Wiese, bilden ein buntes Gewimmel auf
und Preis verkündest, ist s wie ein magischer Zauber
kreis um dich gezogen und herum glänzt es und flimmert’s wie von goldenen Früchten des Märchenwalds oder von tausend Tautropfen, in denen sich die Morgen
sonne bricht. Wie in einem
funkelnden Kranz steht der dunkle Heilige inmitten der gefiederten Gemeinde, die sein frommes Kyrie zum Lauschen zwingt.
Diese bunte Zuhörerschaft, die der Predigt tausend Hälse
und Schnäbel entgegenstreckt, ist ein Gewimmel von lauter
Die Kunst für Alle XXIX. n. l. Marz 1914