das, was das Talent soll, und was das Genie darf. Man tröstet sich damit, daß die Genies dünn gesät sind, und so keine allzu große Gefahr besteht, daß unter den Zurückgewiesenen eines sich befinde, wie einst die Rousseau und Millet und Manet. So bleibt nur das „Soll“, das man den Talenten entgegenhält, und das als Schutzmauer aufgestellt wird gegen neue Gesetze der Kunst, die nur das Genie zu finden vermöge.
Gegen das Wort an sich läßt sich nichts einwenden, aber in dieser Allgemeinheit ausge
sprochen, fehlt ihm der besondere Sinn, und man begreift nicht die programmatische Be
deutung. Muß man es aber so verstehen, daß man alles noch Problematische ausschließen will, daß man sich auf Werke beschränkt, deren Tradition deutlich kenntlich ist, so stellt die Secession die begründet wurde, um gerade den Werdenden, den Versuchen eine Freistatt zu
PHILIPP FRANCK
XX. Ausstellung der Berliner Secession
DAMPFERBOLLWERK
Es ist das alte Lied, es sind dieselben Worte, die noch immer die Aelteren den Jüngeren entgegenhielten. Werden sie aber innerhalb
einer Vereinigung gesprochen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Jugend und der Ent
wicklung eine Stätte zu schaffen, der Reaktion zum Trotz, so stellt diese Vereinigung damit ihre eigene Existenzberechtigung in Frage. Dar
um muß auch Liebermann nach einer „neuen
Begründung des Existenzrechtes der Berliner Secession“ suchen, und er findet es in der „Besinnung auf die handwerkliche Grundlage“.
gewähren, sie gegen Vergewaltigung durch herrschende Parteien zu schützen, ihr eigenes Daseinsrecht in Frage. Denn auch die Jury der Großen Kunstausstellung würde sich nicht mehr gegen Werke sträuben, wie sie heut in der Secession stehen, und die Jüngeren sind
wieder auf sich selbst angewiesen, müssen versuchen, auf eigene Verantwortung ihre Arbeiten dem Publikum zu zeigen.
So hat man den Kreis in diesem Jahre enger gezogen, und man hat von vornherein, wohl um die Abweisungen auch äußerlich zu be