18 Braun: Bab und ote Babis.
	Heit , genannt) fdjried an den Schah CUtohamined), bewies
feinen Brophetenberuf aus feinem Erfolg, und bat um Ere
laubnig, in der Hauptftadt felber mit allen Mollahs des
Reichs disputiren zu dtirfen. Werbde ev befiegt, fo unter-
woevfe ev ficy jedem Urtheil 568 961108 2. Зи der That
war Hadji Mirza Aghaffy (Mohammed Sdhah’s Minifter
und felbft ein rounbderlidjer Heiliger) nidt abgeneigt, bis man
ifn auf die unabfehbaren Gefahren aufmerffam madjte, die
aus einem Meligionstriege, Umfturg de8 Islam und den nod
unbefannten Legten Ubfichten der Babis fiir ben morfdjen
Staat erwadhfen finnten. Mun verfligte der Minifter: , Whi
Mohammed (Bab) habe bis auf Weitereds fein Hans in Sdhi-
ras nicht gu verlaffen.” Und) dies war ein Triumph fiir
die Babis. Die Sehroitiche des Sslam hatte man eingeftan-
den, und bem Berfehyr des im Havsarveft befindliden Bro-
pheten mit den Seinigen ftand nidjts im Wege.

Sngwifden fcheint aud) Bab’s dogmatijdjes Syftem ge-
veift 3u fetn*). Wir finden da wieder eine grengenfofe Ure
gottheit, aus welder ein begrengter Schopfergeift (ogos) her-
porgeht. Diefer ift nicht Gott, weil ev nidjt deffen Cigen-
fchatten alle mitbetommen, aber auc) nicht getrennt von Gott.
Ueberhaupt UNes, was befteht, Geftalt und Iamen hat, ift
in Gott, iff aus ifm hervorgegangen, aber gevinger, unvoll-
fttindiger als er. Wm Cage des jlingften Gevidjts wird dte
BVereiniguig mit Gott wieder vollzogen und volles Srfennen
Gottes Ш dann erft miglid). Unterdeffen firebt aber die
umviffende Natur bereits nach) Erfenntnip, und Gott ertheilt
foldje mit ber BVorficht, wie die ivdijdle Schwidhe fie erfor-
bert, dure) die Offenbarungen der Propheten. Propheten
unterfehetden ficy von der Hbvigen gottentftammten Welt da-
фик, dag fie nicht fo weit entfernt von Gott, und in beftin-
дет Bufammenhang mit ifm find. Wuf dte immer voll-
ftiindigerenn Offenbarungen durd) Mofes, Sefus, Mohammed
folgte Bab als dev Prophet bes Bahrhunbderts. Wher aud)
ex ift dev Lebte midjt und ftellt 3. B. femme Mibla (Gebetvich-
tung) auf, weil died erft der grifere Offenbarer thun wird.
Dann aber it die Beit nahe, da die Welt in den Bufen der
Sottheit zuritefehrt.

Nod) widhtiger als eine Glaubenslehre, wie fie ahrlid)
im Gewoge dev fufijdhen Spfteme (Gamd gwar ans althetdni-
{cher Erinnerung) fcjou sfter aufgetandt, find Bab’s prat-
tije Reformen. Was in Perfien am meiften Тебе, follte
jest endlid) gegritndet werden, die Familie, Bab verbot die
Ehelcheidbung (die in mohammedanifdjen Cindern jahrlid)
und tdglid) etn fo ungeheured Contingent ing Lager dee Ver-
derbeng Liefert) und verbot da8 Halten von Frauen anf
Зен“ **). Cine gweite Frau zur evften gu nehmen, war gwar
nidjt unterfagt, wurde aber nur ungern gefehen. Sn Folge
der moralifden Hebung und foctalen Gleidhftellung ded weib-
lichen Gefechledjts braucht e8 dann feinen Sdjleier mehr. Die
heudhlerifdjen augeren Undachtsformen, die Woafdyungen, die
body nur Sehein und von den Geiftlicen oft mitten in den
licderlichften Gelagen halbtrunten ausgefiihrt (vergleide
Vambery, ,AWanbderungen in Perfien“), iberhaupt der ganze
	ren aud bie Wiberfpriidhe in unferen evangelifehen Gdritten groper,
hatte man eine umfaffentere Gammlung gugelaffen.

*) Mnsgearbeitet hat ex dte Urtitel des neuen Glaubens erft wdh-
rend feiner Legten Gefangenfdaft im Bort Tehrig (in Gbilan, am
Siidweftufer bes Maspifehen Meeeres), al der Tob ihm fcjon gewif
war (1848), unter bem Titel , Wuseinanderfegung” (Viyyan). Bei
Gobineau ift eines viefer Biicher mitgethetlt; wer aber ven gebeinten,
pon ben Babis angenommenen Sinn ber Worte nist verfteht, wirk
wenig daraus gewinnen.

*) Giner der {cheuflichften Mipbrdude geiftlider Wiirde ijt bie
in Perfien wWbliche Betheiligung der Mollahs an ter fogenannten
»Stitehe”, die nur cine Biertelftunde gu dauern branche und Fite wee
nige Rupferftiide eingefegnet wird. Зи мет Зе Пен Mollahs
yor den Bffentlicden Haufern.
	tnnigiten Undadjtsbeditrfiig bei bem Heiligengrabe gu ет
bela *) gu geniigen, befudjte aber nebenbet die dortige Sdule
der Sdheidhiten. Unvorbereitet tritt natitrlic) nidjts in die
Welt, und Bab’s Ali Mohammed s) Lehre бане fo fcynellen
Gortfdritt nidjt machen fonnen, waive nicjt a8 dogmatifeje
Geriift des Balam faft bei allen Gebildeten durd) die pan-
theiftifdje Weltanfdjauung des feit Sahryunderten wudjernden
Sufiénins bereits befeitigt gewefen. iingfte Formation des
Sufismus waren eben die Scheichiten, die (unter bem Schus
von Hujein’s Grab vor Verfolgung ficher), Dank der Sitten-
fivenge und Grommigteit ifves Grinders und der allgemeinen
Meifbefriedigung durd) die Staatsfirdje, grofartigen Anhang
im fdjiitifden Often gefunden hatten**). Gehon dort in
Kerbela ervegte der fine junge, fittenveine, oft feltfam men-
fdjenfdjene Studivende der Theofophie, Wlt Mohammed aus
Sdivas, das grigte Auffehen. Ginmal, nach vierzigtigigem
Beten in der Mtofdeeruine der benadjbarten einftigen Stadt
Kufa, foll ev die Radjfolger, die ev damals bereits hatte,
verfidert haben: ,, Wer den Weg wiffen will, der 3x Gott
flifet, аии e8 mur dur) mid). Daher der Name , Bab
(Фо), dex von nun an ifm und feinem Anhang verblied.

Die weitverftrenten Gemeinden der Sdjeidjiten im Bu-
fammenhang mit Rerbela bildeten bereits eine Macht, als
ber nad} Schiras guriicgefeyrte , Gab“ vor ihnen an die
Stelle deS verftorbenen Morfdhid oder Fithrers (Seid Razem)
crwahlt wurde. Dort 31 Sdhivas, wohin von Kerbela die
Wunderjage von dem gotterlendjteten Siingling fdjon vor-
ausgecilt war, wudjs vollends fein Iimbus durch den heili-
gen Gifer, mit dem er die fcfledjten Sitten Gumal bet der
grundverdorbenen Geiftlichfeit) riigte; их fein eigenes Le-
ben, dag im Ginflange mit feiner Rede ftand, und duvd) die
geiftige Ucberlegenheit, die ev im Disput mit den Mollahs
ве. Bald war er zauberhaft berebt, bald wieder ovafel-
haft oder villig fdjweigham; ev fudjte immer wieder die Gin-
famfeit und wanbelte wie ein Traéumenber oder Weltentrited-
ter. Uber obgleid umgeben von Huldigungen und bei jedem
Uusgang beglettet von glaubensdurftigen Mollahs, Hand-
werfern, Bauern (hitte ber Prophet von WMekfa eS nu halb
fo leicht gehabt al8 ber Prophet von Schiras!), machte er doch
porerft vor feiner fdjeichittfdyen Mihrerfdjaft feinen Gebraud
suv Untiindiqung einer neuen Religton. Midjt gegen den
Sslam, fondern gegen die Lafter ber Geiftlidjfcit war jeine
Hede geridtet. Oarum verflagten ign Gouverneur und
Seiftlichteit als ftaatagefafulic) in Teheran ***). Wber aud
Bab (von den Seinen , Gesret-e-Ala*, die erhabenfte Go-
	“) Grab von Dlohammed’s Entel Hufetn (her dort gefallen),
Hauptwallfabrtsort ber Berfer, nordbweftlid von rer Stitte Babylons.

“*) Grinder biefer Schule war Wbfay (Scheid) Ahmed aus Whfa
in Babrein) gu Anfang dicfes Sabrbhunderts, Mach feiner Lehre Рите
bringt Gett das Weltall, vas von ihm ausftrbmet; alle Grmaihlten
Gottes, alle Smame, alle Geredhten find Verksrperungen gittlicher =
tribute x. Wbfay’s Schiller unt’ Nachfolger auf vem Lehrftuhl war
Seid Kagem, veffen Vorirdge ber junge Sdirafer gwar unregelmifig,
aber immerhin зи девки Stolz pes Lehrers befudte (Mtirza Ra=
ет 34 а. а. O.).

  ) Ueber Bab’s Thun und Leiden in jener erften Zeit bleibt nod
Bieles unflar. Mack Gobineau hatte er febr frih eine Pilgerfabrt
nach Meffa ausgefiihrt, und wire exft any dem Riidwege nad) Merbela
gefommen. Geine beiden erfien (und auf fange hinaus eingigen)
Sayriften find cin Gournal ber Metfareife und ein myfttfher Come
mentat zur Sure ,3vfeph”, beibe arabifd) gefarieben und von feinen
Anhangern (nah Gobineau unverdient) iiber den Moran geftellt. Nad
ren Ouellen Mirza Kagem’s hatte Bab vie Pilgerfahrt ей von Sdhi=
ra8 aud unternommen, und wurde mdhrend feiner Whwefenbeit von
Mollah Huffein Bufdrewieh, einem ver eifrighten Saeichiten, fire
den Sahih a; Zeman  (ben ,GHeren ver Zeit”, vergl. », Globus”
1868, bie Sémaclier”), ben lingft ermarteten Erldfer und Fubrer
(Mahri) erflart. Darauy hin habe man ben auf ver Miikfebr von
На gu Wbufchar gelandeten ,Mtahnt” verhaftet (1844), nad Scie
ra8 und Sanaban gefehleypt, aud misbandelt ac. Ohne Sweifel wie