Shagiergange in der japanijcen Hauptftadt Deddo.
		biloen ote Uusidjmiidung. Wher dte WAufenfeite ift allemal
ungemein bunt durd) die vielen Unfcflagzettel, Gemiilde,
Schilder und Fahnen von allen migliden Farben. Die ver:
{chiedenen Minfiler Halten Unigiige, die Berkiinfer itber fic
betm Wupreijen ihrer Waaren in der Зее Нан, иль Эй
das Gerdinfd) der Crompeten, Trommefn, Paulen, Pfeifer
und Gongs wird der Lérm mandymal infernalifc.

Die Puntte, an weldjen grohe Sdjauftelungen ftattfinden,
erfennt man {chon aud der Ferne an hoben vieredigen Thitr-
шеи обет, vidjtiger gefagt, Bambusgeftellen, die mit waffer-
didjtem Papier iiberzogen find. Ueberall tritt das volfs-
thitmlicje Clement in den Vordergrund, und felbft bas grifte
und bornehmfte Theater in Japan, die Gibaia, hat feinen
ariftofratifren Chavatter. Auf gang Rippon ift nur ein
eingiges Hoftheater vorhanden, jenes de8 Mifado. Man
tann, betliufig bemertt, da8 hihere Drama der Sapaner nidjt
al8 oviginell begetdynen; fie ftehen in diefer Begiehung nicht
auf eigenen Fiigen, fondern alten fic) noc viel gu fehr an
dhinefijde Mtufter. Bet einem fo beqabten Bolte liegt darin
etwas Wuffallendes.

Aber trogbem ИЕ bie Stbaia eine ber inteveffanteften
Merfwiirdighetten, die man fehen fann. Фе ОШ, шее
dort aufgefiiht werden, diivfen fic) an Ittevarifdyem BVerbdienft
mit ен фше ен nidjt meffen, auch ftehen die japanifdjen
Darfteller hinter jenen des Blumenveiches der Weitte zuriid,
dagegen ift aber der ganze Gharafter hier viel poetifdjer,
naiver, Leidenfdjaftlider, man fann fager, viel иен ет.
Зи China befteht bas Publicum aus Bufdauern, welche
fid) ber Darftellung gegeniiber fritijd) und beurtheilend ver-
holien, in Sapan dagegen in gewiffer Hinficht aus Wit-
wirfenden, weldje den Lebhafteften Untheil dugern. Die
Sibaia erinnert an die Heinen Tagestheater in Stalien, nur
geht e& in ify noch viel lebhafter yu, und auf einen Européer
madjt ba8 Gange einen phantaftijdjen Cindrud.

SuYeddo find die Haupttheater in den betden Wfaffae
Vorftidter. Dort finden wir guniichft eine Gruppe von
Schaufpielhiujern in der Niihe ber Riogofubviide, dann eine
giveite im nordéftlidjen Wfatfa-Smato, swifden Yofiwara
und dem Grogen Fluffe, welcjer an dielem Puntte Semi-
фата gawa heift, endlic) auch die dritte Gruppe, Gibaia
matfi genannt. Diefe nimmt drei Lings- und vier Quer-
fivagen cin, und ihve drei Schaubiihnen heigen Wakamu-
rafa, Rifimmura und KRawafajafi.

Die dramatifdjen Dichter Yeddos f{chreiben ihve Stiice
vorgugsweife fiir dieje Biihnen, und von dev Hauptftadt aus
verbretten fic) diefelben ither bas ganze Reid). Sleid) den
envopiifden Mtimen gehen амф Теме vow Wfatfa auf Ur
foub“ und gaufeln wiahrend der Ferien in ben Brovingial-
ftdidten. uch die frither von uns gefdhilderten Mingkimpfer
madjen alljaprlich ihre Runftreifen. Die Mollen im Orama
werden mitt von Mtinnern gefpielt; weiblicje Perfonen treten
lediglich in der qrofen Oper auf und auch dort nur alé
Tangertimen im Ballet. Uebrigens bilben die Sdhaufpieler
eine befondeve Glaffe, einen eigenen Stand, weldjer bet Len-
ten, die etwas auf fid) alten, nicht in Uejtung fteht. Der
Sapaner hat nidjis dagegen, dak man ihn im Scene jege, er
mag aber gefell{haftlich nidjts mit benen gu fchaffen haben,
weldje ihn auf der Bithne darftellen. Зи ber Sibaia befteht
bas Publicum vorgugsweife aus den mitileren Claffen, dod)
finden fic) and) Urbeiter und Broletarier ein, wemn fie eine
mal da8 Cintrittsgeld erfdwingen finnen. Bornehme Leute
fommen nidjt oder figen in vergitterten Logen. Cin Gbdel-
mann iibrigens, weldjer naibun, 5. . vevfletbet ift, feinen
Giibel triigt und eine Krepptapuge ther Kopf und Geficht
sieht, jo daf nuv fiir Yugen und Wund cine Oeffaung in
derfelben ift, mag fic) wohl unter da8 Bolt mifdjen.
	Vor SGounenuntergang erfdjetnen die japanifdjen Mitnft-
ler, dhnfid) wie jene auf unferen Sahrmiirtten, zur vedhjten
und gur linken Geite der grofen Cingangsthity auf emtem
Gertift, in biirgerlicher Retdung und mit einem Fader. Cin
Redner fpridht die Menge an, vertlindigt den Titel des
Stiiees, welches am diefent Whend geqeben werden foll, und
erwiifnt Iobend der Darfteller, welche die Hauptrollen fpie-
len. Hinterher reift ein anbdever allerlei berbe Wike, und
ein Pantomimifer fdjneidet Gefidjter, wihvend er in febr ge-
wandter Wrt allerlet Kunfiftitde mit dem Fader macht.
Nun werden die Laternen angegitndet, denn das Stite foll
anfangen, aber bas Bublicum hat feine Cile, e8 bleibt моб
eine Weile dvaugen, um fic) an der Hibfeyen Belendytung
gu erfreuen. Zwei Rethen bumter Laternen, eine amt Erd-
gefdjoR, eine andere dem Dache entlang, nehmen fic gar
fox ans, und die Bwifdhenrtiume find mit farbigem Papier
ausgefiillt, hinter weldjem Lichter brennen. Wn den Cine
gongsifiiven Hingen midhtig grofe, langlic) runde Later-
nen, deven Licht anf die Bilber und Sufdjvriften fiillt, weldje
die Hauptfcenen des Stites verfinnlichen und erliutern;
Hahnenftangen reidjen ither bas Dad) hinaus. Bebes Thea-
ter hat fein eigenes Wappen und feine befondeven Farben
auf Sehildern, Fahnen, Laternen und an einer Urt von Bel-
vedere, einem Manfardengeriift, weldjes oben auf bem Ge-
bdubde fteht. Meben dem Cheater befinden fid) viele Reftau-
rationen, beven diufere Vergierungen mit jenen der Sdjau-
fpielhdufer wetteifern und gum Theil nidjt ohne finftlerifden
Werth find. ЗФ Gemiilbe und Statuen bdeuten auf den
Namen, welder das Wirthshaus flihrt, 3. B. Reftaura-
tion zum Fuji yama, zur aufgehenden Gonne, zum
ЗИЯ Cai, zum Kauffahrieifdiff, zum Kranid, zu
den beiben Liebhabern xc.

Wir gehen nun ing Theater und ftetgen die Creppe gur
gweiten Galerie hinauf, wo ein Diener uns die Thitr einer
grofen Loge БИие. Nachbem wir Plag genommen, bringt
eine Mtagd auf einem guofen Priifentivieller Chee, Sati
(warmen Meigwein), Kuchen, Bucleriverf, eine fleine Rohlen-
pfanne, Pfeifer und Tabac.

Die Sdhaujprelhiufer find im Biereé gebaut und haben
wet Reihen Galevien. Die obere enthalt die erften Plage,
und man fieht dort viele Damen in grvofer Toilette, das
will befagen, fie find bis an die Obhren in ihre Kreppticider
und einen feidenen Mantel cingehiillt; auf der anbern Galerie
вет Miner. Iampe und Ordjefter find nicht da, wohl
aber einige BrofcentumBlogen. Das Barterve gleidht, von
oben gefehen, einem Damenbrett; e& hat Whtheilungen, jede
fitv etwa adht Aufdauer. Die meiften diefer Sperrfige werden
im Babhregabonnement von Bitrgerslenten genommen, weldye
ihre Kinder und ihre Freunde aus der Proving mit ins
Theater nehmen. Wiihrend des gangen Whends werden von
Sheaterdienern Erfrifehungen und Taback herumgereidht, wie
in unferen enropiifden Zivolis und Gommertheatern Bier
und Godaiwaffer.

Bu beiden Seiten des Parterves fieht man eine Bretter
Inge, welde al8 Berlingerung der Glihne betrachtet werden
fonn; auf derjelben erfdjeinen mancdhmal heroifdhe ober tragi-
fomifdje Berfonen und Ballettdngerinnen. Die Belendjtung
de8 Hanfes gefdieht vermittelft einer grofen Wahl von
Papierlaternen, welche an den Galerien hangen; etn Kron:
leudjter ift unbefannt und der Bilafond ganz flad); die Wrehi-
teftur der Sapaner fennt bie Ruppel nidjt. 39 [обе ПБ
gens in Qofohama gefehen, зав man and) an der Dede grofe
Laternen anfhingt; das gefdjah bet einer Gorftellung von
Luftipringern, unter weldjen der fliegende Dtann die wid}
tigfte Berfon war. Er flog in der That in ber Luft umber,
permittelft eines betveglicjen Mtechanismus, der in febr gee