JM 1102. 13. Auguit 1864.]
	Der Bug der Oeflerreider durd) QWelputland.
9. Don solflebro zum Litmfjord.
	—h. Mir hatten im vorigen Wh{dnitte das bewegte Vuloden
geldildert, al welded fic) Holftebro und feine Umgebung nach
dem Gintveffen der ем фен Truppen darftellte. Hier aeben
wit e8 in emer Beichnung, gu der wir cinen Hiniweis auf die
Heldfehlachteret hingufiigen, weldje in dem Stidtden emge:
vidhtet wurde und weldje nicht wenig dazu beitrug, die Serene ju
befeben, Wut 11. Yuli brady man von Hier weiter nad) Norden
auf und svar nad dent etwa 5 Meilen von Holjtebro entfernten
Sfive, wobhin cine Urt Chauffee fiihrt. Sehr bald verlajt man
hier bas griine Bauntland wieder und je weiter nac) Norden,
defto diicftiger die Gegend, defto fpdrlicher gefret die Dirfer,
dejto feltener Menfdjen und Thiere. Oede wie die Witfte ftvectt
fich recht3 und Lins unabfehbares Haideland. Nur wo ein Flup
die Saide durcftrdmt, tommt man an ein diirftiges Roggenfeld
vber einen Wer mit Hafer oder Budhweijzen, dam an Wiefen
mit Gebiife. Bisiweilen palfirt man eine Gruppe jerftveuter
Gaards oder tleiner Gehifte, deren Centralpuntt cin hodgelege
nes weifigetiindjteds Rivdjlein bildet. Baume und Halime werden
allndhlich tleiner. Gelten fieht man ein Stiid wirklidjen Wald,
wie 3. B. bet dem Gute Ritdaur, wo fich ein ftattlidyer Hain er:
hebt, haufiger und inmer haufiger dagegen treten мене Фо
moore auf, die mit ihren endlofen Pyramiden jum Trodnen auf:
geftapelter Torfziege! der ohnehin troftlofen Gegend ein nod)
diiftereres Ausfehen verlethen. Wo Torf fich nicht findet, muh das
arme Bolf in den Hatdebittten fic) damit gu Helfen {ucher, dafs
eS die diirre Haibenarbe mit ihrem Wurgelwert ansftteht und zur
Seuerung divert,

Go fehr wie an den vorhergenenden Tagen hatte das бир:
wefen jebt nicht mit den fehledten Wegen gu fimpfen. Dort hat:
ten die frweren Wagen bes Colonnenmagazings fic) mur net
grofer Miihe durch die oft 2 Fup tiefen Gleije im Gande hin:
durch gebolfen und mu der umfidtigen Oberleitung und dev
vortreffliden Dronung des Gangen tft e8 jusujeyreiben, са ет
Ungliie paffirte. Wn Fefthalten des Weges war nicht gu denten,
wo man boffen tonnie, feitiwdrts ber Strabe, wenn aud) nur
auf Biichfenfehubweite, feftern Boden gu finden, wurde heraus-
gefabren, was oft nur mit aller Anftrengung der Menfdyen und
Pferde betvertftelligt werden tonnte. Und taum Hatten ein halb
Dugend Gubriverte diefelbe Spur verfolgt, fo war die Strede un-
befahrbar getworden. Nicht felten fal man unter diefen Umftinden
jee) 618 acht Wagen in der Breite nebencinander fahren, fiatt
in Colonnen hintereinander. Dah gelegentlicgy ein Wagen in dic:
jent twellenfirmigen Sandboden umftiirgte, tft nicjt gu vertwun-
dern, und nod) haufiger gefdah e&, dah eins der gebredhlichen
Bauernfubriverte, die dent bewegliden Proviantinagagin beige:
geben waren, in fein armifeliges Ridhts zufanumenbracy, dod) tam,
wie gefagt, ein ernftlicher Unfall nicht vor. .

Nicht geringe Sehwierigteiten hatte e8, diefe verdroffenen
jiitijecyen Bauernfubrieute dabin gu bringen, dah fie mit den
Militiirfubriverten Sebritt bielten. Der jittifhe Bauer liebt cs,
wenn ev it cigenen Angelegenheiten durch ein Dorf fabrt, mit
der Sehnelligkeit und Starke feiner Gdule gu prablen, und fo
jagt er babin, fo raf) die Thiere mur laufen wollen, Заре сх
Dagegen auf Requifition, fo fijont er feine Pferde foviel ev ir:
депо vermag und es gilt damn das Spricwort: Wo der Bauer
nidt mufs, riihet ev weder Hand noch Fup. Ermabhniungen gelfen
hier nichts, febon weil der Siite nicht deutfeh verfteht. Wuey mit
Winter und Orohen if wenig auggurtehten wand fo nach denn
das Mufs hisiveilen auf andere Weije ausgedriidt werden. Dic
DOefterveicher find gutmitthige Leute, fie verlangen durchaus nicht
zt viel von dem Gitten und lebtere foie ihve Bferde find im beften
Buftande und nicht entfernt mit den ungltidlicven Schleswigern
und deren Bferden gu vergleichen, die auf Wfjen fo fehdndlicy ab-
Genugt und gemishandelt wurden. Woer theils Tragheit, theils
BwSwilligtett und ftdctifehes verbiffenens Ween {teen diefe jit:
ен Requivirten oft fo feonedenbaft Tangjam fich bewegen,
рав die Geduld aud) des Gutmiithigiten ju Ende ging. Фа Бай
dem den halsftarrigen Gaulen mitunter ein trajftiger Hied mit
der flachen Ringe 3u guiperer Energie. Ob daffelbe Anfpormungs:
inftrument auch gutveilen iiher einen trogigen Bauernviicen fubr,
lief fic) iim Borbeifahren nit conjtativen. Dod) mbepte ics bei:
nabe annehmen, wenn ich an die vergogenen Geficyter dente, dte
ic) hier wd da unter diefen Gubrleuten bemertte.

Stive ift ebenfalls ein Heines Stadtehen und gientlich yiibjd
gelegen an einer der vielen tiefen und bretten Buehten, welehe der
Liimfjord nach Sitden vorfehiebt. ft Holftebro eine vandftant,
» ift Stive eine Wert Wmphibium, denn feine Ginwohner, тей
Fifer oder Schiffer, leben faft foviel auf dem Waffer wie arf
dem Vande. Эйк Hier hatte man bisher nur felten einen bani:
(chem, gefebweige denn cinen Sfterveidifdyen Suldaten gejehen,
und jo war das Starunen nicht Hein, als dev eine freundliche
Crt in feiner Ginfornteit plsplic) die feymetternden Trompeten
der Windifeyguig- Dragoner und die Crome dev Jnfanterie
vernahm, die thr Vefuch abftattete, Sehv angenelan feyien die
Yeute die Mufifbande der Sager gu beriibren, die bald nacyher
mit einem praddhtigen Marjeje einviidte, Doc) wird das Ber:
gniigen daviiber feywerlicy lange gedauert haben, denn bald tam
die gage Brigade nach, Haus und Hof fiillten fich bis gu den
lester Raumen urit ungeftitmen Kriegern inrd getwifs hat nie:
ntand mehr Beit und Luft gehabt, fidy am Abend yas hiibfee
Wild gu betrachten, weldes dag quope Vivouat vingsum die
Stadt wit fetmen Kochfeuern wns Fremden bot.
	Sermann vor и.
	ЭП Aettung.
	oir fic) brauchte, ote Метфе, ее пиё прет viede eine neue
Seit verbtindigte.

Gilny, geboven im November 1812 gu Qunsbrud, erbielt auch
dort jeine evjte wiffenfchaftlicbe Bildung. Nachoem ev das Gym:
nafiunt durdblaufer hatte, widmete ev fid) ohne wabren Beruf
baju der Surisprudenjy. Geine befte Beit und feine vicbe wid:
mete er dex Poejie, und fehon als Student madhte er durd feine
Gedichte gerechtes Auffeben. Yn Tivol herrfejte auch damals auf
dem Gebiete dev Dichttunft noc) der Bopf: Veda Weber gefiel fid)
in dithyrambifdem Sehwulft, dev an Gerftenderg evinnert, Pius
Singerle copirte Klopjtod’ jaye oder Ramler fce Oden, Lertha
dichtete im Gejchmacte der Bardendichter, und der fortgefehritiene
Berengarius vo lehnte fich an Ludwig Tied an. Da tauchte
aif cinmal ein ganjer Dicyter auf, der, Durdy und dure) oviginell,
neue Weifen anjehlug und neue Fdeen verfodt. Die Stande Ti
rol, an ihver Spike Jofeph Fre. v. Giovanelli, glaubten das
Gliict und Seelenheil des Landes ourd) Cinfiihrung der Sefuiten
wefentlic) gu fivdern, Die Fronmmen jeptwdrmten fiir die dure)
die Sine Yopyola’s gejeqnete Zukunft, wie fiir ein neu auf:
gehendes goldenes Bettalter. Da tang auf einmal der Ruf dure)
bie Verge :

das Wort ift Lodt, bas freiv Livd gelettet;

Der alten Seiten unheilfdrwang’ve Nadht

Hat mit bem jungen Morgenftern gerwettet,

Daf iby in diefem Lande bleib’ die Mart!

Soll fie gewinnen? Nein, ria auf, iye Briiver!
amt Liede fingt, was man aidt faqen tame!

Den Haynenjeyre’, die Nadtigatlentiever

BWertilgt tein Yefuitenvann 2.
	awe uberrajdte dteje nie gehirte Sprache. Bald lies Gil
die ,sefuitenfonetie” folgen, die in Hunderten von Wbjehriften
durch Land wanderten, Nebenbei fang er bamals innige Liedes:
lieder, mehr i Heine’fehem Tone, fo der zarten ,,Wieder eines
Madeens in Ratiers’, Nach abjolpirten Studien tvat er in den
Staatsdienft und fam паб) Brunneden. Hier int freundlicen
Vandjtddtcen, wo dev fein gebildete Nreishauptmann von Kern
fein Vorftand war, fallt die fepdnfte Beit fees Levens umd
Lichtens. OGuictlicy in fehBner Liebe, pookgefehagt von fetnen
Collegen, von den Yiirgern bewundert, verlebte er rofige Tage.
Ungeregt dure) die Naben Ruinen de einft maehtigen Frauen:
Hojters Sounenburg dichtete er vas Trauerfpiel: ,, Berend von
Stuben”, das in den heillojen Streite des Ritolaus Cujanus mit
Herzog Sigismund ftdy abjpinnt. G8 war ein an priictigen lyri-
{eben Stellen iiberveidjes Lendengitiid, dem aber die dramatijde
Ader gang feblte. Mitten aus feinem poetifeyen Stilleben riittette
ign das Jahr 1848 auf, defjen Crrungenfeyaften ev mit Freuden
begrithte und den Batrivten Virols unter anderm zufang:
	Bir wollen ride das Gotteswort
Und feine Tempel feydinden,

Biv wollen nur div Hendler fort
“us unfern Tydlern jenden.

Wir fordern tlares Somnentidt
Nit Maud aug taujend Kergert,
Und laffen unfre Freude nit

Mit trilben Farben fdwargen.

Wiv wollen alle Briiver fein,

An Deutfeplands Bruft ans famiegen,
Amn Jur und Cider, Donau, Rhein
Uns in den Mymen Иедеи,

Srifeh auf, Tivol, und wag es frei,
Dem Vieht ims Yug gu feyauen!
Svify auf, Tivol, und yilf aus nen
Min осцйфен Dome bauen.”
	Sald darauf tard ev nad) Noveretv yerfeyt, wo er die ,,Sonette
AUS Wiiljehtirol” dichtete und im Srnsbructer Phsnix veriiffent:
lichte. Gm Qahre 1845 nod fam ev als Ninifteriatbeamter nach
Wien. Hier entfchlofs ev fich feine gefammelten Gedichte erfeyeinen
ju Lafjen, Allein dev Wille ward nicht gur That, Sm Jahre L8h4
lberfedelte Gilm ale Statthaltereifecretiy nad Ling, wo ev feit:
dem verweilte, Cingelne Bitten feiner Dichtung bradhte die dortige
amtlicve Seitung und gunt Landesfefte von Tirol 1863 verdtjent:
lichte ev einen Cytlus yo Gedichten unter dent Titel иле
Schiigenteben’’ (Gnnsbrud bet Wagner), Das Lanbdesfeft verherv:
Vichte er burch das fdpwungvolle Lied ,, Tivols Chrentag”, woe
Gil noch einmal in jugendlidjer Begetfterung den Lirolern jeine
Parole ,, Vorwirts” ans Herg legt.*) Doch war Gilm s Yied noel
jung und frife), ftart und martig, wie vor wabhren, der Dichter
felbye Litt fdjon an einer unheilbaren Lungentrantheit, die ihn
uns jiingft entrif. Wher fein bejferer Theil, feine ewigfrifejen
Nieder, find uns geblieben und wit hotfen, dag eine forgjame
QtCUNDESHaNd aus ignen cinen veichen Rrang inden werde, das
jchinfte Chrengetchen fiir den beintgegangenen Dichter,

*) Miche unerwégyne bleiben barf bas it der Yinger Зе оош 18. уебх.
abyedrudte fine Gedigt Gilurs: ,, DAS Udoptivtiny’; co ijt vielleicyt vas
le§te, was der Dichter gejdaffen. ® 9.
	Das etdgenoffifdie Darngerfell in Wern am 16. bis
189. Salt.
	К. ©. Seit vier Sabren war bas cidgendfficye Singerfeft
von Eleineven Sahweizerftiidten, guerft von Often, dar von Chur
beherbergt worden. G8 war daher gary am Plage, рав dajfelbe
fic) wieder cinmal einer guifern Stadt gumwandte: die hievgu aus:
erwdblte war Vern, die Bundesfiadt felbfi,

Das Jntereffe und die Popularitat, welcye die Bunrdesstadt
bei allen Seywerzern jedesmal vege made, wenn fie in {eh weige:
vifehen Dingen handel in der Vordergrund trite, lief einen
ungewiyntich ftarfen Befud) und auferordentlich grofartige Dt-
menfionen des Feftes vorausfehen. Sn Ser That glicy die Fahet
der Centralfayne aus dev alten i die neue Feptftant einer Wwahr:
haften Yavine, Qn Chur, der «Цей краси Sebirgsfefte, fam:
mietten fich ци fie der tapfere Mannerchor von Chur und die
trdftigen Manner der LYigia arifya_von Slang, eine Elite gu:
Aleicy ber qefundefter und hellften Stinunen und dev мен
Mannen des ehematigen Grauenbimbes in Hveyebatien, eine
Collection von Nectengeftalten. Diefes tleine, aber mannbafte
piiuflein qeleitete dic Mutterfayne an den Wallenfee, we Gla:
rus 3 ibner ftiefs, ъапи парит [ее jableeiden alivicber Mereine
cuf und endlich auf dem Wege vow dev Linunath gue Ware hatte
fic alle Sangerfibne des Rheins, bev Yinmath Und ber Reufp gue
miichtigent Strome gefanrmelt, mit ihnen einen hellen Haufen
willfommmencre Giifte aus dem deutfdjen Nachbarlande, dic feinen
Singer von Freiburg, vom Vodenfee und ans dem Gap, legtere
fragdfifehen Biirgervedts, aber nod) ter deutfeh идейно. Уз
Paris war die Harmonie Suiffe als Gajt gum Fefte qetommen,
welche das Sehiveizerivel regelmiifiig gu den eidgeniffifehen
Siingertagen treidbt. Jn Langenthal ‘empfing die Feftfahre eine
Abordnung aller bermifehen: Gomrités und Prof. Vauginger in
		Bern begripte die Centralfahne nit herglicjer Wnfprade, die
von Sitrfpred) Morel aus St. Gallen ebenfo warm erwidert
wurde. Ud nun gings fort nach Vern. Dort waren mittlerweile
alle Bereine aus der romanifden Schweiz, von Genf, Laufanne,
Steiburg, Vevey, Neuenburg u. a.m, weldje gum evjten mal jo
заб тет сли eidgendffijden Singertage theifnahmen, eingetrof:
jen und von Brof. Lovtfeher mit eindringlichem Gerug in En:
pfartg genommien worden. Muf dex Plattform vor dem Veinjter
	Janunelte fic) dle gange 3) е dev Vereine, 57 an der Babli, mit
	ihren Fahynen und wmahegu 4000 Mutghedern.

Bon der Plattform aus durdmafs um 6 Uhr abends dev une
abjehbare Bug in je stvet von Mufit begleiteten Whiheilungen die
gejchinacdvoll decorirte Feftitadt, in gabllofen Windungen alle
Strapen durchforfehend und die in ailen Fenftern umd in den bez
vithmten Vernerlauben gum WillLonumen aufgeftellte Bevdltecung
nufternd und von iby fic) muftern laffend. Hoc) oben auf der
geopen Schange vor dev Fefthiitte im Angeftdht dev Berneralpen
bielt ev an und gruppirte ftdy die Fahnen voran in malerijdyem
palbereije um die Hauptiveppe. Oben webte die Centvalfahne.

Da trat dev Seftprafident von Chur und mmumebriger Cen:
tralprafident Rattonalrath ©. 5. ай vor und iibergab mit paz
thettfjer Rede die Fahne in die Hande des Feftprafidenten vor
Vern, Dr. Schenk, Viceprafident des Bundesrathes, dev fie mit
der Iechten erfapte und mit [diwungvollen Worten die Fahnen
aller Vereine nither treten und die Mutterfayne fic) neigend eb:
еп Мер. бит erbebender WAurblic. Damit war die officielle Felt:
feter fiir den Lag beendet. Dev Melt des Tages wurde dev gejelliz
gen Heiterteit in der Fefthiitte getwidmet,

Wiihrend die Sanger des morgigen Wettgejanges cingedent
sur forgjanten Pjlege tyres Kehltop7s {icy gur Rube begeben, fehen
wir uns die Fefthtitte an. Diefelbe entipricht nicht dem Borbilde
des St. galler, giivicjer und chuver Feftes, wo die Fefthiitte
sugleicdh Goncertfaal war. Gie ijt vielmehry eine fimple Speije:
Hittte und ald jolehe даму nad) dent Modell derjenigen des eidz
gendffichen Sehtebens vow Chauz-de- Fonds gebaut. Was fie
aber auszetchnet, das ift ihre gejdymadvolle Decoration nad) dew
Wnordnungen des feinjinnigen Palers und Seicners Wald in
Bern. Auf der einen Seite fteht witrdevoll die Helvetia mit dent
Srpwert an dev Seite, den Sivan; in erhobener Hand, auf dev
andern die Freude mit dev fehr reatiftifden Infehvift:

Sang und Lieb fie biefes Leben,

Gaben find s von Gott gegeben;

Dod gehsrt wad) Vlavtin xutger

Aud ein Wein bagu ein guter,
Tingsherum an den Galevien winden fich gierliche Guirlanden
um die Wappen der Cantone. Unter der Rednerbithne ijt Direc:
tor Heun’s von Bitric) Conterfet aufgeftellt, ein Gejdent von
Oreiburg i, B. Links und rechis von dev Statue der Freude fine
den wir die Ehrengaben aufgeftellt, darunter al8 evjte die pract:
volle Fahne der Frauen von Vern, dev fejSne und vrigineile Be:
cher ber berner viedertafel von vier feingeenigten Baren getra:
gen, der ntaffive filberne Liwe des Stadtidngervereing von Bil:
vicy mit Mauertrone und Stimmgabel und noch viele andere,
Shenfo fon war ber Plak der Miinftertivde decovirt. Die vier
Baren um die Crlachftatue waren famuntlich fejtlicher Miene, der
eine уго;

Bei Lauper han in alten Tagen,
	Biv etwas Бег den Dake gejdlagen,
der anbere:
	Cine war die Lyra flets bem Scwerte unterthinig,

Sept fingt man faft gu viel und fopliigt fid) viel зи мен!
Dev dritte und vierte Bar jehwiegen, fie fanden nad Mugenart,
ed fei genug, wenn giwei gefprocjen.

Um Morgen des 17, Frith, Gonntags, gaben Kanonenjchiiffe
bas Seichen gum Beginn des Wettgefanges. Der Bug fanmielte
fich auf dem Seftplage und begad fic) von dort nach dex Nim:
itevtirehe, tuelche fiir die Dauer des Feltes gum Gefangsjaal um:
gewandelt war, Die Liedertafel von Vern evdffnete das Concert
mit ihrem Gangergruk, Dichtung von &. Tobler in Bern, Come
pofition von Gifer. Dann trmen guerft die VollSgejangvereine,
о, р. die Landlicjen, und die nicht gu voller Hinjtlerijajen ее
ftungsfahigtett entwicelten fiddtijden Bereine an die Reihe des
Wettgejanges. Die Baht ver Wetttimpfer betrug nicht weniger
als 30 und fie Hatten von 9 bis gegen 1 Myr 3u fingen, bis der
legte jeinen Ginjag gu Sieg oder Niedevlage gegeben. Troy die:
fer Langen Dauer und der Maffe dev Preisbewerber war diefer
Wettgejang einer der fehinften tm Volesgefang, der je an ее:
niffiicjen Sangerfeften gehirt wurde, ja man darf tect fagen,
dev fohdnfte. Die Bolksgefangvereine, die noch vor feds Sabren
febr guvitet waren, haben in corpore fir) fo gepoden, das man
vielleicht in einiger eit die vbnehin ohne inneve Verechtiguag
aufgeftellte Scjeidung von Muniftgefang und Volsgefang wird
aufgeben tinnen. Greilich wave an und fity fic) eine Srheidung
in gewiffen Momenten feyon gegeben. Denn die Xltorfer тет
nordifejen Schiffergefang mit feywermiithigem Schmelz, aber
inuner mit Eraftig-urfpriinglidem Gefihl fingen gu hbren oder
дах dem vollen Mimnergefange der Ligia grifeya, der in jeinem
romanifdhen Wobhllaute frifey und fret wie cin Sebirgsbacy daz
herquoll, gu taufden, das ift etwas unendlicy Berfopievenes von
dem Genufs, die bajeler viedertafel, die entwideltite Bertreterin
des Nunfigefanges mit der gangen WMaffe ihrer imtpofanten
Stimmuttet alle Hien und Tiefen ertlimmen, alle Abhinge in
rajchem, unermitdetem Laufe durdymejfen, ihre Pianvs, Sforza:
tos und Fortiffimos mit vollendeter Birtuofitdt реком пу
einen bevitbutten Bioliniften durcheinander fepmetzen yu feben.
Wo dev Vorgug liegt, wollen wir als Laie hier nicht enthheiden,
Die Kunflroutine wird jedenfails dem verfeinerten, ии небе зы
fagen vajfinivten, Runftgefang die Batme guthetlen, e& werden
aber auch andeve Stimmren gebdrt, welehe das faiufende, fenti-
mentale, routinivte Wejen der Munftgefangvereine робей ве:
vifeheriveije als nahegu an Manier ftreifend еНИен, ино welche,
bievin vielleicht nidt gang undillig, wiinfepen, dah wie die Bolts-
qejangvereine die Vollendete Tecynif dev Kunftfdnger jum Vor:
bild nebmten follen, ebenjo fer umgefehrt die legteren gut daran
thun werden, den hoben natiivlicyen Reig ud die еще ие
Bolsthiinlichteit des Bolesliedes ute aus der Mugen au verlie:
ven, Uebrigens fiindigen die Bolksfinger ebenfo febr als die
Kunfifingers da& Streben nach fentimentater, Tranthafter Ma:
nied ift bet tnen ebenfo jee vorgerrfehend und ftatt fic) an ihre
cigentlicye Wifgabe an halter, ndinticy an das cigentliche Bolts:
lied, fepwavmen, tanjeln und jeyweben auc) fie sunt Theil tn Coe
ter Morgen: und Abendthau, der frifeh von смет Salontijey auf
Noten gefegt wurde. Die wahre Hehe der want, die erreteh:
bave, erft recht befriedigende Stufe des Minnerqefanges wird doch
exft dann gefunden fein, wenn dev Gefang einer iff, ибо
MinnervolFgefang, und wenn mit gleicher Kraft, Helubeit und
Gefehmac die Vosgejanguvereine die fepwierigeren Melodien dey
neneven Meifter, dic Kunftgefangvereine die namentofen Weifen der
Volksieder gu empfinden ind wiedergugeben vernidaen jwerden,
	—е. Эм 31. ки. Ay. verfehted gue Ying in Obevojftervetey der
Dichter Hermann v. Gilm. Sein Name ijt vtelleidht niehe nach
Norddeutfdpland vorgedrungen, dent ev fand fic) nie bemiifigt,
feine Gedidste gefammielt gu veriffentlicjen, aber in Defterreieh
iurd in Baiern hatten jeine serftrenten Lieder thm rafey Liebe wud
Bewunderung erworben und jeder, der feine Boefien fennt, mup
gefteven, tak mit ihnr eines dev bedeutendften Cyrifeyen Talente
der Gegenwart und entriffen wurde, Gil bejag Tiefe des Ge:
muithes, Sdwung und Feuer, und cine wahrhaft hinveifernde
Darjtetlungsgabe. Durch feine martige, fernige Sprache, durch
iveffende, fejlagartiq wirfende Sepilderung des Cingelren ud
pure) feinen fraftigen, Cebendigen Bersbaw crinnert er an Fret:
ligrath, doc) wihrend diefer in den tropifeben Landern Stoffe
und Bilder holte, beiwegte fiey Gil gang urd gar in den Gren:
jen finer engern Heimat Tirol, Seine Gedichte find Kinder einer
qrofartigen Ulpennatur und dev Haryduft der Bergiwelt, das
Wroma von Spi und бета бет aug tynen dem Lefer
frdftigend und jtartend angutweben. uf feiner Fahne war Fort:
febvitt und Greiheit qefeyrieben - umd deshalb Бабе Си Га
Lirel eine grofe Bedeutung   er мас, пе er dies Bild gern