NG 1121. 24. December 1864.  
	_ Уаз Зои,
	Wodenhalender.

 

1864   eoteftanten  athotiten   обор! Зет   Же
. 1864 5625 1281
Decbe. December Kislen Redfdeb.
35, ©,  5. СреНав GS. Chrifttag  13. 3. Advent 26. 26.
26, M.   Stephan Stephanus  14.Gyrfus 127. 27.
27. Я. Johannes Фо. добатие8 Эр. 15, Cleuther,  28, 28, Btoh. Pr.
28. 3, (Uufoh. Kinds. [Unjd. Kinderj16.Quatemb. 29. - 29. Nd. Smal,
29, 9,  SYonathan   Dhomas 17, Urvater  30, 30,
Lebeth Sdaban
30, %.  jDavid GHonoriusd   18, Sebaft.M.  1. 1. Dig.

31. S,  Sylvejter [Sylvefter 19. Bonifac.   2 Midex   2.

 

Aiconomifder Ralender.

 

 

 

 

 

 

Culmination
D aid ом ber Sonne а Bel uf an у
ecember : па ange сене ufgang ntergan
Mittage   mn Beit     Sang
	16”

18
18
18
18
18
18

Ib da

20
24
28
32
36
40

ot

48
45
41
33
35
31

is”
12
12
12
12
12
12

08 G9 BD DD Rt ES

of

33

3
32
30

вое  =

244
258
212
286
300
314

А

ae [Ee
20
20
15
5

am ZDage

am Tage

4h O/abbs.
5 10
6 25
7 45
	Sonnenaufgang 8 U. 5 M. Gonnenuntergang 3 U, 55 2%

Neumonbd den 26, Dec. 10 UW. 11 Wt abends,

Grigte fitdl. Ubmeidung des Mondes vom Wequator der 27, Dec, 6 Ubr abends.
Culntinationsbaver ber Gonne 24 22 Stermeeit.
	Witterungsbeobadhiungen 3u Letpstg.
	Barometer in parijer Thermometer nad Réaumur

 

 

 

В ae auf ub ae 8 19 tbe   4.05 on
ес, & Ubr   12 Ubr © ie ху г ridtun
Ffrith [mittag3} nam. ‘ai на] пафи,   Mittel у
11 324,36   334,10] 333,85 [— 2,9)+ 0,8)+ 0,2 — 0,6 8
12 333,50   333,66   332,99 5,0\— 2,2 — 1,5 2,9 8
13 332,39   332,71   332,54 1,7 0,8 0,7 11 0
14 333,23   383,12) 332,49 3,8 3,0 2,7 3,2 о
15 332,03   331,66   331,16 64 4,7 4,6 5,2 о
16 830,80   330,80   330,25 8,4 7,0 68} 74) NO
17 332,27   333,40   332,93  — 5,8/— 4,0— a1— 43 NO
 
		ета s Haus.
	Ein Harden non Cheador Storm.
			mag tc nicht зи fagen’’, pflegte der Огез binguguleyen; ,,denn
icy will auch einem Todten nicht xu nabe treten; aber fo viel ift
деду, ет geizgiger und menfcjenjdeuer Raug war eB; und feine
Nugen blidten auch alB hatten fie bofen Thaten gugefehen. Rein
Unglidlider und Giilfefudender durfte feine Schwelle betreten;
und Wann immer id) damals dort getvefen, ftets пах бот имей
die eiferne RKette vor die Thiire gelegt. — Wenn id) dann den
jcjiweren Klopfer wiederholt hatte anfcjlagen miiffen, fo hirte ich
wohl von der oberften Treppe herab dite fcheltende Stimme bes
Hausherrn! ,, Frau Wnfen, Frau Anken! Jit fie taub? Hirt fie
nicht, e8 bat geflopit!“ Webatd lieken fic) aus dent Ginterhaufe
liber Pefel und Corridor die [dblurfenden Sdritte de8 alten Wei:
beS vernehinen. Bevor fie aber Hffnete, fragte fie hiiftelnd: ,, Wer
ift e8 benn?” und erft, wenn id) geantwortet hatte: ,,C8 ift der
Veberecjt! wurde die Kette drinnen abgehatt. Benn ich dann haz
Ив die 77 Treppenftufen — denn id) habe fie einmal gesihlt —
hinaufgeftiegen war, pflegte Herr Bulemann auf dem Heinen
dammerigen Slur vor fetnem Bimmer fon auf mic) au warten;
in diefes felbft hat ex mich nie hineingelaffen. Sj fehe thn nod,
wie er in fetnem gelbgebliimten Sdlafrode mit Бет реп Bipfel:
miige vor mir ftand, mit ber einen Hand riilings die Klinke fei-
net Bimmerthiire haltend. Wihrend id) mein Getwerbe beftellte,
pflegte ev mid) mit fetnen grellen runden Mugen ungeduldig an:
gufeben und mid) dbarauf hart und furg absufertigen. Wm meiften
erregten damals meine Wufmerffaméeit cin Paar ungeheuere
Ragen, eine gelbe und cine [dywarge, die ficy mitunter hinter thm
aus feiner Gtube bdrangten und ihre diden Ropfe an feinen
Knien rvieben. — Nach einigen Jahren hirte indeffen der Bers
febr mit meinem Vater auf und id) bin nidt mehr dort geivejen.
— Dies alled ift nun ither 70 Yahre her und Herr Sulemann
mufs [ingft dabin getragen fein, von wannen nicmand wieder:
tehrt.’ — — Der Mann irrte fitch alB er fo jpradh. Herr Bule-
man ift nidjt aus feinem Gaufe getragen worden; ev lebt darin
nod) jet.

Das aber ift fo zugegangen.

Bor ihm, dem legten Befiger, nod) um die Bopf: und Saar:
beutelzeit, wolnte in jenemt Haufe ein alter Pfandverleiher, ein
altes veriviimimte3 Mannden. Da er fein Gewerbe mit Umftdt
feit tiber fiinf Sahrgehenden betrieben hatte und mit einem Weibe,
bas ihnt feit bem Vode feiner Frau bie Wirth{daft filbrte, aufs
fpivlichite lebte, fo war ev endlich cin reicher Mann geivorden,
Diefer Retchthum beftand aber zumeift in einer faft untiberjeh-
baren Menge von Pretiofen, Gerdthen und feltfamftem Tridel:
fram, mas er alles von Berfdvendern oder Rothleidenden tm
Laufe ber Jahre al8 Pfand erhalten hatte und das dann, da die
Ritdzahlung de8 darauf gegebenen Darlehns nicht erfolgte, in
тотем Зе guriicgeblieben war. — Da er bet einem Berfauf
diefer Pfander, welcher gejewtich ourcy die Geridhte gefdehen
mufte, den Ucherfduf de3 Erldfes an die Cigenthiimer hitte
herausgeben miiffen, fo baufte er fie Heber in den grofen Iup-
baumfchrinten auf, mit denen gu diefem Bivede nach und nad
die Stuben des erften und endlich auch de aweiten Stodiverts
befegt wurden. RNachis aber, wenn Frau Anien im Hinterhaufe
in ihrem einfamen Kammerdyen fehnarejte und die jdvere Kette
vor der Hausthiire lag, ftieg er oft mit lcifem Tritt die Treppen
auf und ab. Jn feinem hechigrauen Modelor eingefnipft, in der
einen Hand die Lampe, in der andern das Sepliiffelbund, dffnete
er bald im erften, bald im aiweiten Stockwerke bie Stuben< und
dte Schrantthitven, nahut hier eine goldene Repetivubr, dort eine
emailirte Sdnupftabadsdofe aus dem Verfte hervor and Бег
cecynete bei fich bie Jahre ihres Befites und ob die urfpriingli-
cen Cigenthiimer diefer Dinge iwol fdjon bverfommen und ver:
fejollen jeien oder vb fie noc einmal mit dem Gelde in der Hand
wiedertehren und ihre Pfander guviidfordern fonnten. — —

Der Pfandverleiher war endlich im duher(ten Greifenalter von
feinen Gchagen iveggeftorben unb hatte bas Haus nebft den vole
len Gedrinten feinem eingigen Gobne hinterlaffen miiffen, den er
twabrend feines Lebens auf jede Weife daraus fern gu halien ge:
woubt hatte.

_: Diejer Sohn war der von dem fleinen Veberecht fo gefiirdtete
Supercargo, welder eben von einer itherfeeifdyen Fabrt in feine
Vaterftadt guriigetehrt war. Nad) dem Begrabnify des Baters
gab ev feine friiheren Gefchafte auf und bejog deffen Bimmer int
oritten Stod ded alten Grkerhaufed, two nun ftatt des verfriimm-
ten Manndhens im hedigrauen Rocfelor eine lange hagere Ge-
fialt im gelbgebliimten Gdjtafrod und bunter Bipfelmiige auf
und ab iwandelte oder redcjnend an bem Fleinen Pulte des Bers
ftorbenen ftand. — uf Seren Bulemann hatte fich indeffen dad
Behagen ded alten Pfandverfeihers an den aujgehiufter Koft-
bartetten nidt vererbt. Nachbem ev bei verviegelten Thiiren den
Хиро der grofen Nubbaumfdjrante unterfudjt hatte, ging ex
anit fich gu Rathe, ob er ben heimlidjen Verkauf diejer Dinge wae
gen folle, die immer noc) bas GCigenthum anderer waren und an
deren Werth er nur auf Hdhe der ererbten und, twie die Bilder
ergaben, meift febr geringen Darlehn3forderung cinen Unfpruch
hatte. Aber Here Bulemann war feiner von den Unent{djloffe:
nen. Sdjon in Wwenigen Tagen war die Verbindung mit einem in
der duperften Vorftadt wobhnenden Trddler angetniipft und, nad}:
bem man einige Pfander aus den lebten Jahren guriidgefept
hatte, wurde heimlich und vorfidtiq dex bunte Qnhalt dev groz
fien Nubbaumfdjriinte in gediegene Gilbermiingen umgetvandelt.
— Dad war bie Beit, wo ber Knabe Leberedt in3 Haus getom:
men tar. — Das gelifle Geld that Gerr Bulemann in grofe
eifenbefdlagene Raften, weldse er nebeneinander in feine Schlafs
fanmmer fegen lieh; denn bei der Redhtlofigteit jetnes Befiges
wagte ex nidht, e8 auf Shpotheten audjsuthun ober jonft offentlich
anjulegen.

_ M3 alles vertauft war, machte er fic) daran, fammitlide fitz
bie mbglice Beit feines Lebens denthare Wusgaben gu berecynen.
Er nabm dabei ein Alter von 90 Jahren in Anfas, und theilte
dann bad Geld in cingelne Paden je file eine Woche, indent ev
auf jedes Quartal noch ein Rilichen fiir unvorhergefehene Wus-
gaben dazulegte, Diefes Geld wurde fiir fic in einen Raften
gelegt, welder nebenan in dent Wohngimmer ftand; und alle
Sonnabend Morgen erfdjten Frau Unken, dre alte Зи а
terin, die er aus der Verlaffenfdaft {eines Vaters mit tibernom:
men hatte, unt ein neues Badden in Cmpfang gu nehmen und
iiber die Berausgabung des vorigen Rechenfehait gu geben.

Mie [don expihlt, hatte Serr Bulemann Frau und Kinder
nidjt mitgebracht; dagegen waren sivet Raker von befonderer
Grope, eine gelbe und eine fhwarje, aim Tage nach der Beerdi-
gurg de8 alten Pfandverleihers durd) einen Matrofen in cinent
feftgugebundenen Gad vom Bord des Schiffes ins Gaus ge:
tragen worden. Dieje Thiere waren bald die einjige Gefellfdhaft
ihres Herrn. Ste erhiclten mittags ihre eigene Sdhitfjel, die
Frau Anfen unter verbiffenem Yugrimm Tag aus und ein fiir
fte bereiten mufte; nach dem Effen, wahrend Herr Bulemann fein
Turged Mittagsfdlafdjen abthat, faften fie gefattigt neben thin
auf dem Ranapee, liefen cin Lappden Bunge hervorbangen und
	blingelten ihn fdlafrig aus thren gritnen Wugen an. Waren fie
in ben unteren Raumen des Haufes auf der Mausjagd getwefen,
was ihnen indeffen immer einen heimliden Bubtritt von bem
alten Weibe eintrug, fo brachten fie gewifs bie gefangenen Maufe
suerft ihrem Gerrn im Maule hergefehleppt und geigten fie ihm,
обе fie unter dad Ranapee frocden und {te verzehrten. War dann
die Nacht gefommen und hatte Herr Bulemann die bunte Zipfel=
пище mit einer tveifen vertaujdt, fo begab er fich mit feinen
beiden Ragen in bas grobe Gardinenbett im Nebentammerdjen,
iwo er fid) urd) bas gleidhmapige Spinnen der 3u feinen Завет
eingewiihlten Thiere in den Salat bringen lief.

Diefed friedlicje Leben war indefs nicjt ohne Strung geblie:
ben. Ym Lauf der erften Jahre waren dennoch eingelne Cigen:
thiimer dev verfauften Pfdnder gefommen und hatter gegen
Riidzahlung des darauf erhaltenen Siimmejens die Wuslieferung
ibver Pretiofen berlangt. Unb Herr Bulemann, aus Furcht vor
Groceffen, woburch fen Verfahren in die Deffentlicteit hatte
fommen finnen, griff in feine grofen Raften und ertaufte ftd
burch) grépere oder feinere Whfindungsfummen das Sdiveigen
der Betheiligten. Das machte ihn nocd menfcdenfeindlider und
verbiffener. Der Verfehr mit dem alten Tebdler hatte langft
aufgebirt; einfam fab er auf feinem Grferftiibden, mit ber 6
jung eines {don oft gefucjten Problems, der Berechnung eines
fichern Lotteriegewinnes befdhaftigt, woburch er dermalein{t feine
Sdhake ind Unermeflicde gu vermehren заб. Wud Graps und
Sehnores, die beiben grofen Kater, Hatten jest unter feiner
Laune gu leiden. Hat er fie in dem einen Augenblid mit feinen
angen Gingern getatfdelt, fo fonnten fie fich tm andern, wenn
etiva die Berechnung auf den Zablentafein nicht ftimmen twollte,
eines Wurfs mit dem Gandfap oder der Papierfdere verfeben,
fodap fie heulend in die Ge hintten.

Herr Bulemann hatte eine Verwandte, etne Tochter feiner
Mutter aus erfter Che, welche indeffen fdjon bei dem Tode diefer
wegen ihrer Erban{priide abgefunden war und daber an die
von ihm ererbten Schage feine Wnfpriiche hatte. Er fimmerte
fich jedod nicht um diefe Galbfdjwefter, obgleid) fie in einem
Borftadtoiertel in ben diirfttgften Verhaltniffen lebte; denn noch
weniger al3 mit anderen Menfrjen liebte Herr Bulemann den
Verkehr mit diirftigen Verwandten. Yur eimmal, alB fie fury
nach bem Tobe ihres Mannes in fdbon vorgeritcdiem Witer cin
friintlidhes Rind geboren hatte, twar fle Hiilfe fuchend gu ihm gee
fontmen. Frau Wnfen, dte fie eingelaffen, war hordend unten
auf der Treppe fiber geblieben, und bald hatte fie bon oben die
fcharfe Stimme thres Gerrn gehirt, bid endlich die Thiir aufge-
riffen worden und bie Frau tweinend die Treppe herabgetommen
war. Noch an dentfelben Whend hatte Frau Wnken die ftrenge
Weifung erhalten, die Kette fiirderhin nidt von der Gausthiir
we fier falls ettwn die Chriftine noc) einmal wiederfommen
ое.

Die Uite begann fich immer mehr vor der Gafennafe und den
grellen Culenaugen ihres Herrit gu filrdten. Wenn er oben am
Treppengelinder ihren Namen vief oder aud), twie er eS vom
Sdhiffe her gewohnt war, nur einen fdjrillen Pfiff auf feinen
Fingern that, fo tam fie getvif, tn weldyem Winkel fie auch fisen
mote, eiligft hervorgefrocen, und ftieg ftihnend, Sdimpf-
und ое vor fic) herplappernd, die fepmalen Treppen

inauf.

я Wie aber in dem dritten Stociwerte Herr Bulemann, jo hatte
in den unteren Bimmern Frau Wnfen ihre ebenfalls nidt gang
rechtlid) eviworbenen Shake aufgelpetdert. — Schon in dem
erfien Jahre ihred Bufammenlebens war fie von einer Wrt fins
bifcjer Wngft befallen worden, thr Herr fone etrmal die Ver:
ausgabung bes Wirthfchaftsgeldes felbft iibernehmen, und fie
werde dann bei bem Geige deffelben noch auf ihre alten Tage
Noth gu leiden haben. Uni diefed absuwenden, hatte fie ihm
porgelogen, ber Weizen fei aufgefdlagen, und bemniddjft die
entipredende Mehrfumme fiir den Brotbedarf gefordert. Der
SGupercargo, der eben feine Lebensrecdnung begonnen, hatte
fcheltend feine Papiere zerviffen, und darauf fene Redynung von
porn wieder aufgeftellt und den Wodhenrationen dte verlangte
Gumnte zugelebt. — Frau WUnfen aber, naddemt fie ihren Bwed
erreidt, hatte gur Schonung ihres Gewiffens und des Shridh-
wortes gedentend: ,,Gefchluct ift nicht geftohlen”’, nun nidjt die
tiber[dhiiffig empfangenen Schillinge, jondern regelmapig nur die
dafiir gefauften Weizenbrotchen unterjdlagen, mit denen fie, da
Herr Bulemann niemals die unteren Bimmer betrat, nad und
nad) die ihre foftbaren Qnbhaltd beraubten grofen Nusbaum:
fojrante anfillte.

So mochten etiva zehn Sabre verfloffen fein. Herr Bulemann
wurde immer hagerer und grauer, fein gelbgebliimter Schlafrod
immer fadenfdeiniger. Dabei vergingen oft Tage, ohne фай ет
den Mund sum Sprechen gevbffnet hatte; denn ev fab feine leben:
den Wefen als die beiden Ragen und feine alte balblindifde
Haushalterin. Nur mitunter, wenn ev hdrte, dah unten ote Rad:
barsfinder auf den Prellfteinen vor fetnem Haufe ritten, ftedte
ex den Kopf ein twenig aus dem Fenfter und fcalt mit jeiner
{oharfen Stimme in die Gaffe hinab, — ,,Der Seelenvertaufer,
pet Seelenvertiufer;” {drien dann die Kinder und ftoben aus:
einander. Gere Bulemann aber fludte umd fchimpfte noc) tn:
grinuniger, bid ev endlich fepmetternd bad Fenfter gufdjlug und
prinnen Grays und Sdnores feinen Zorn entgelten lief.

Um jede Berbindung mit der Nacdbarfdaft aussujfejlieben,
mufite Frau Anken fcjon feit geraumer Beit зе Виа:
einfiufe in entlegenen Gtragen macjen. Gie durfte jedoc) erft
nuit dem Gintritt ег Фин бен ausgehen und mupte dann die
Hausthiir hinter fich ver]chlieber.

8 modjte acht Tage vor Weihnaciten fein, alB dte We wie:
derum eines Abends gu folchem Biwede dad Haus verlaffen hatte.
Troy ihrer fonftigen Gorgfalt mufte fie fid) indeffen diesmal
einer Bergeflicteit [cyulbig gemacht haben. Denn als Herr Bule-
mann eben mit dem Schwefelhols fein Talglicht angeztindet hatte,
Hirte ev gu feiner Veriwunderung eB drauken auf den Stiegen
poltern, und al8 er mit vorgehaltenem Licht auf den Flur hin:
austrat, fal er feine Halbfdjwefter mit einem bleidjen Knaben
vor fich ftehen.

/ Bie feid Shr ind Haus gefommen?” herrfdjte er fie an,
nadjdem er fie einen Augenblic erfiaunt und ingrinumig anges
ftarrt hatte.

/ Die Thiir war offen unten”, fagte die Frau fchiidtern.

Gr murmelte einen Flud) auf feine Wirthfdjafterin swifcen
den Babnen. ,,Was willft Du?’ fragte er dann.

Set doch nidt fo hart, Bruder’, bat die Frau, ,,ich- habe
fonft nidjt ben Muth au Div au fpreden”.

Xe wiifte nidjt, wad Ou mit mix gu fprechen hatteft; Dru
haft Dein Theil befommen; twir find fertig miteinander.”

Die Schivefter ftand fdpiveigend vor ihm und fudjte vergebens
nach bent redjten Borte. — Drinnen wurde twiederbolt cin
Kragyen an der Stubenthiiy vernehimbar. WS Herr Bulemann
guvildgelangt und die Thtir gedffnet hatte, [prangen die beiden
	n einer nordbdeutiden Oeeftadt, in ber fogenann:
ten Diifternftragbe, fteht ein alted verfallened
Haus. 38 ift nur fdmal, aber drei Stodiverte
hoch; in der Mitte derfelben, vom Boben bis Тай
in die Spike des Giebel8, foringt dte Mauer in
У einem erterartigen Ausbau vor, twelcher fiir je:
\ ded Stocwert nach vorne und an den Seiten mit
Fenftern verfehen ift, fodafk in hellen Rachten der
Mond hindurchfdeinen fann.

Geit Menfdengedenten ift niemand in diefes
Haus hineine und niemand herausgegangen ; der
{chwere Melfingtlopfer an ber Hausthtire tft faft
{divarz von Griinipan, gwifdjen den Rigen der
Treppenfteine waft Jahr aus Jahr ein das
Graz, — Wenn ein Grembder fragt: ,, Was ift denn das fiir ein
Haus? fo erhalt er gewifs gur Antwort: ,,€83 ift Bulemann’s
Haus’; wenn ev aber weiter fragt: ,,Wer оби denn darin? “
fo antworten fie cbenfo gewif: ,,€8 wohnt fo niemand darin.”
fn Die Kinder auf den Strafen und die Wmmen an der Wiege
идей:

 
	„Уи Bulemann’s Haus,
%n Bulemann’s Haus,
Da queen bic Miufe
Runt Fenfter binaus.”
	Und twirtlids wollen luftige Uriider, die bon nacdiliden Sdmiu-
fen dort vorbeitommen, ein Gequiete wie bon ungithligen Mau:
fen hinter den dunfeln Fenftern gehirt haben. Giner, dev im
Uebermuth den Thiirklopfer anfdlug, unt den Widerhall Фи
die Bhen Riume fdjollern yu Hiren, behauptet fogar, er habe
dbrinnen auf den Treppen ganz deutlid) das Springen grofer
Chiere gehirt; faft, pflegt er dies ergahlend hingugufesen, hirte
€8 fich an wie die Springe der grofen Raubthiere, welde in der
Menageriebude auf dem Rathhausmartte gesetgt wurden,

Das gegentiberftehende Haus ift uim ein Stodwert niedriger,
Тобой nachts das Mondlicht ungebindert in die oberen Fenfter
be8 alten Haufes fallen fann. Aus einer foldjen Nadht bat aud)
der Wachter etwas gu ergzdhlen; aber e8 ift nur ein fleines alted
Menjaenantlig mit einer bunten Bipfelmriige, das er droben hin:
ter den runden Grferfenftern gefehen haben will. Die Nacdbarn
bagegen meinen, der Weadjter fet wieder einmal betrunten gewe:
fen; fie hitten bdriiben an ben Fenftern niemals etwas gejehen,
das einer Menfdenfeele gleid) getvefen.

Um meiften Ausfunft fcheint noch etn alter in einem entfern:
ten Stadtviertel [ebender Mann geben zu fdnnen, ber vor Jahren
Organift an der St. Magdalenentirde geivefen ift. 3d) entfinne
mid)”, dufecte er, al er einmal darither befragt tube, ,,noch
fehr wohl des hagern Manned, der wahrend meiner Knabengeit
allein mit ciner alten Meibaperfon in jenemt Haufe wohnite. Mit
meinem Bater, det ein Trddler gewefen ift, ftand er ein paar
Sabre lang in lebhaftem Berkehr und ich bin dergeit mandes
mal mit Beftellungen an ihn gefchidt worden. Jdy tweifs aud
nod, dah ich nidt gern diefe Wege ging und oft allerlet Aua-
flucht fuchte; denn felbft bei Tage fiirdjtete ich midj, dort die
idmaten bunteln Treppen gu Herr Vulemann s Stube im drit:
ten Stodwerk hinaujufteigen. Man nannte ihn unter den Leuz
ten den ,,Geelenverfaufer’; und fdjon diefer Name erregte mir
Angi, jumal daneben allerlet unheimlich Gerede ber ihn im
Sa wange ging. Gr war, ehe er nach feines Baters Lode dad
alte Haus hesogen, viele Jahre als Supercargo auf Weftindien
Sefabren. Dort follte ev fic) mit ciner Schwargen verbheivathet
baben; als er aber heimgefommen, hatte man vergebens darauf
Hewartet, cines Tages aud) jene Frau mit einigen bunfeln
Kindern anlangen gu fehen. Und bald hieb eS, ex habe auf der
Riicfabrt ein Stlavenfhiff getroffen und an den Kapitin deffel:
ben fein eigen Sleifc und Blut nebft ihrer Mutter um feonddes
Gold verfauft, — Was Wares an folden Reden gewelen, ver: