Allegorijmbe yeichnung einer
Bon Erhard Gdon, WMaler und QSeidner
Der Richter fist mit Sfelsohren auf dem Richtecftubl, die Lafter zeigen in
	ЖефЕ. ‘Perfonen, ofe fich зи ейтет Зетейт эшапитенПевеи,
laffen рав Recht, nach dem fie im Verein leben, шо felten
aus der Libung entfteben. Gie pflegen pielmebr ibre “Rechts:
ordnung pen pornberein Curch eine Cagung feftzulegen. Das
birgt eine grofere Cicherbeit fiir die Nechtsunterworfenen in
fic). Dem eingelnen iff Pas Redyt leichter erfernmbar, wabrend
man nicht immer mit Cicherbeit fagen fann, ob fich ein а
Фоп зшт Gerobnbeifsrecht perdichtet bat. Фоф ИЕ О
Gervobubeitsterht Feinestoeqs durch das Gefebesredht per:
drangf. &s fann auch heute nocd) rerden und wachfen. Sreilich
muf, es fic) im BVerhaltnis gum gut ausgearbeiteten Gefes in
der Regel mit einem befcheideneren Dajein beqniigen. Gowweit
jedoch das Gefe& Ciicken aufiweift oder fir beftimmete Sragen
ein Gefes tiberbaupt nicht bejtebt, bat Pas Gewobnbeitsrecht
ungeabnte Ntdqlichfeiten, an der MUusfillung der ФИеп und
an einer Sortbildung des Rechts mitgumirfen. Die beim
BVolfe fo beliebt gewordene Cicherbeitstibereiqnung, die unter
Mipachtung der pfandrechflichen Vorfebriften des Biirger-
lichen Gefe@buches erfolgt und fro& diejer аи des
Gefeses allgemein anerfannt wird, darf als ein {prechendes
Seifpiel modernen Gerwobnbeitsredts bingeftellt merden.
ede Rechtsoronung erfchopfe ficdy in der Wabhrung des
Sriedens unter den eingelnen Nechfsqenofjen, die qeqencinander
in Rechten und den ibnen ent{prechenten Pflichten gebuneen
und perbunden find. Dem eingelnen verleibt die Rechtsord-
nung ein fogenanntes fubjeftives Recht, fraft deffen er eine
Machtbefugnis tiber die anderen Genoffen baf. Wenn mir
das Recht das Cigentum (das iff ein fubjeftives Recht) an
meinem Buch guerfennt, fo legt es demgegentiber ебет
anderen Rechtsgenoffen die Pflicht auf, diefes mein Recht
nicht zu Eranten, wie ich umgefebrt gebalten bin, fein Cigen
nicht зи mifachten. ch tet in Oiefer Weife jeder des anderen
Recht, fo bedeutet das eine ungemeine ©@fdrfung des all-
gemeinen Sriedens. Swar find Recht und Sriede Feineswegs
Dasfelbe. Sriedensbeziehungen Ёбппеп {еБг twobl obne eine
perpflichtende Rechtsnorm vorformmen (Sreundfchaft!), vie
umigefebrt das Recht bie und da, namentlich bei feiner Durch:
fiibrung, den Srieden ftoren Fann (3mwangsvollftrectung, Be:
ffrafung). Dennoch fann es feinen Brweifel leiden, da Recht
und §rieden in vielem poneinander abbdngen. Gelingt es
dem Recht, den Srieden zu roabren und dabei dem Gerechtiqg-
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	feifs zu tun. @ФИВЕ её 5 теЙйае Ubergeugung, fo nicht
um des veligidfen Snbalts, fondern meil fie dem Dienfdyen
auch einen Ddiesfeifigen, pon den DNtitmenfchen verlesbaren
Wert bietet. Bon der Vorfeellung des Cachfenfpiegels, Gott
felbft fei Das Recht, find wir heute weit entfernt — mie ich
meinen mochte, nicht gum Gchaden fiir Religion oder Recht.

Ttich anders ftebt es um Mecht und CGiftlichfeit. Sriiber
lebfen Die Dtenfchen in fleineren, daftir gwar auch intimeren
Gemeinfchaffen zufammen. Da mochte die allgemeine Citt-
lichéeit leicht perpflichtenden Gbarafter annehmen. Heute er-
fcbeinen uns als Snbalt der Cittlichfeit der gute Wille und die
gute Lat. Das Recht ecbebt demgegentiber mindere n=
jprtiche. €s begniigt fic) im allgemeinen mit einem Berbalten,
das ibm gemag iff und damit dem Geredhtigfeitsideal nicht
miderfpricht. Der von feinem Glaubiger aus der Gchuld ent-
laffene Knecht des Cvangeliums, der feinerfeits feinen Gchuld-
net bartherzig preft, bandelt der Moral guider, aber ev ift
durchaus im ЖефЕ. Go erfcheint das Necht als die dufgere
DOrdnung des Gemeinlebens. Es rwendet fic) nicht wie die
Gittlichfeif an das Gewiffen, fondern es beifcht gebieterifch
bom Willen, dag er fitch feiner Ordnung fiige.

onli) unterfcheidet fich Der Brauch von der Nioral. Auch
bei ibm fommt es lediglich auf das dufere Verbalten an. Aber
et ftebt nicht unter der Dorftellung, Sorderungen an den
eingelnen ffellen gu fGrmen. Wer fic) dem Brauch mwiderfest,
wird vielleicht ale Gonderling angefeben. Cinen Rechts:
brecher mird niemand in ibm erblicken.

RKomme aber gu dem Brauch die Vorftellung, аб ег ете
Smangsordnung fiir jeden UAngebébrigen der den Brauch
libenden Gemeinfebaft darftelle, dann iff er zum Recht ge-
worden. QVieles Recht iff auf folche IWeife geroorden. Die
{tandige Ulbung und der in ibr bervortretende Wille, die
LUbung folle verbindlic) fein, laffen aus dem blofen Brauch
Das fogenannte Gewobnbeiterecht entfteben. Sriibere Reiten
beqniigten fich beinabe ausfchlieflic) mit derarfiqem Ge-
wobnbeitsrecht. Crjt bei ftarferer Organifation der Rechts:
gemeinfchaft macht fic) das fogenannte Gatungsrecht in Ge:
ftalt des GefeBes oder der Verordnung ffdrfer bemerfbar. Der
fomplizierte Organismus des modernen @taates forte ohne
Gatungsrecht nicht befteben. Uberhaupt 2 ОгапдаЁ jede ein:
gebentere Stiqung eines Gemeintwefens fmmer zu Diefer rt