JUGEND
			Schlummer. Die feine, kleine Hand liegt auf dem
Laken, als hielte sie noch die Feder. Durch die
gedffnete Seitenthtire sieht man im Nebenraum eine
Frauengestalt: die Frau des Malers.
	Priez pour le pauvre Gaspard! so sang Verlaine
auf Kaspar Hauser, mit dem er sich in seinem Unstern
verglich. Mit Wehmuth sehen wir den armen Pech-
vogel scheiden, der auf Erden keine Ruhe fand und
in dessen Leben der Schmerz den Grundton gab:
	П р!еиге Чап$ топ созиг
Comme il pleut sur la ville,
Quelle est cette langueur
Qui penétre mon coeur?
	О bruit doux de la pluie
Par terre et sur les toits!
Pour un ceeur qui s’ennuie
O le chant de la pluie!
	Ii pleure sans raison

Dans ce coeur qui s’éceure.
Quoi! nulle trahison P

Ce deuil est sans raison.
	C’est bien la pire peine
De ne savoir pourquoi,
Sans amour et sans haine,
Mon cceur a tout de peine.
	Paul Verlaine Е
Nach einem Original F. A. Cazals, (im Besitze des Herrn Dr, Bouland) Paris.
	Ein Fund.
	Faschings-Capriccio.
	Eine Larve, federleicht zu wiegen,

Sah ich einst im Schneegestdber liegen,

Hob es auf, das Narrending, und heute

Prangt es an der Wand als Faschingsbeute.
Manch ein Staéublein kam derweil zu sitzen

In des Feingewebs durchbroch’ne Spitzen,

Manch ein Gastfreund kam in schnelles Fragen:
»Wardst Du Tanzer noch in alten Tagen?“
Mancher witterte ein Abenteuer,

Bis am End’ mir selber nicht geheuer

War beim Anblick jenes Schreckgesichtes,

Das beim Flackerschein des Kerzenlichtes,

Grell umkranzt vom Flammenspiel, dem rothen,
Aussah wie der Schidel eines Todten.

Das unheimliche Visir betrachtend,

Schien mir’s plétzlich, als ob heiss und schmachtend
Durch’s Oval der ausgeschnitt’nen Ringe

Dunkler Feueraugen Gluthstreif dringe,

Und das schwarze Fransenrundgewebe

Eines warmen Mundes Hauch belebe.

Blendend hob sich aus dem Schattendunkel

Arm und Nacken und Geschmeidgefunkel,

Und mit siissem Grau’n und leisem Zittern

H6rt’ ich eine Seidenschleppe knittern,

Нбме heimlich einen Facher rauschen,

Und mir war, als mécht’ ich ewig lauschen.

Und ich sprach: ,Du kommst auf weichen Sohlen,
Schénes Weib, den Fund zuriickzuholen;
Treulich, siehst Du, thit ich ihn bewahren!

Lass dafiir mich, schénste aller Frauen,
Unverhillt und frei Dein Antlitz schauen!

Schon verzehrt mich sehnendes Verlangen,
Sprich, o sprich! Woher kommst Du gegangen?
Sprich, wer bist Du, iberirdisch Wesen?“
—,,Jetzt Dein Alles, bald bin ich — gewesen!“
... Forschet nicht, was jetzt den Tréumer weckte.
Lachelnd sah er, wie die Flamme leckte,

Feurig ziingelnd héher sich erstreckte — — —
Aus dem Fastnachtskram mit Spinnwebborden
War ein starr’ Medusenhaupt geworden.
	 
		Reue.
	Schwer ist mein Haupt und schwer ist mein Gewissen
Von Fliisterworten und von heissen Kiissen,

Von Kiissen — schwiil, gleich einer Lenznacht Schweigen,
Die blasse Blithen weckt auf allen Zweigen —
Ungiinst’gem Schicksal frevelhaft entrissen -— — — —

Schwer ist mein Haupt und schwer ist mein Gewissen.
 . ВЕСА.
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