Theaterleute.
			Die Naive.
	Die Heroine.
	Schon dreissig Jahre spielt sie — ach
	Das liebliche Naivenfach.

Von nichts noch wissen ist naiv —
Doch Die weiss Alles positiv.
Der Zopf ist lang, der Busen weit,
	Der Fuss ist klein, der Kopf gescheid,
	[hr Auge schiesst den Liebespfeil,
	sie wackelt mit dem — — andern Theil!
Ganz pipsig spricht sie wie von Glas,
	Jedoch daheim im Schusterbass!
	Nie Kam ihr noch ein Mann zu nah —
Wie? — Auf der Bithne mein ich —
yAh ts —
	Ihr Name wechselt mit dem Stuck
Sonst hat sie stets denselben Trick:
	те \е15$ уоп nichts und thut erschreckt
Und hat es doch schon langst bezweckt,
Dass sie ihn kriegt und kriegt ihn auch,
	So ist’s in jedem Lustspiel Brauch!
		Die Salondame.
	Als Haupterfindung preiset sie
Vor Allem — die Photographie!
Entgegen Dir ihr griechisch Bild
Von allen Auslagfenstern ди.
Stets im Profil, den Arm ge-
schwungen —
Wie bei der Wasche ausgerungen
Die Toga mit dem Faltenschmiss,
Vier Centimeter ganz gewiss
Die Haken unter den Sandalen —
Ach Gott, wie schén! Es ist zum
malen!
Sie schreitet stets und
zieht einher,
Doch ihre Rollen ziehn nicht mehr!
Medea — Sapho — leeres Haus!
O Kunstgeschmack — Du lisch’st
ja aus;
Man rath ihr zu ,.modernen“ Rollen:
	„№е!“ brillt sie da mit Donnergrollen:

»lhr Gétter, endet meine Qual

Und schickt mir endlich — — den Gemahl!“
Und richtig kriegt sie einen noch;

Er macht Stearin, was schadet’s doch!

Sie spielt noch oft — nur in Vereinen

Zum Wohl der lieben Negerkleinen.

Dann sagt man still: ,,Sie soll sich hangen!“
Und laut: ,,Wie schad, dass sie gegangen!
	„Оег hohe Stil ist ganz vertrieben —
„\УЛе schad’ dass sie nicht treu
	geblieben
	Der Вирпе, фгеп 14еа !“
	„\Л1е schad’!* seufzt auch der
Herr Gemahl.
		„меш Stichwort kommt — herrjeh, macht Platz!
Lasst los die Schlepp’ — wie heisst mein Satz?
Du dumme Gans von Garderobiére,

Ich bring’ Dich um — rasch eine Scheer!

Ich werde rasend — lauf doch, lauf!*
Stichwort! — — Und lachelnd tritt sje auf.
	Dort in der ersten Loge links
	sifzt er — der Herr von Dingsderdings;
	Er hat den ganzen Kram bezahit.
Na — theuer war’s! — Allein sie
	Strahit! —
Sie plappert schnell. So will’s der Ton
	Der feinsten Konversation,

Die Schleppe ist sehr hinderlich —
Sie weiss sie prachtig hinter sich
Zu schleudern mit dem einen Fuss,
Es ist firwahr ein Hochgenuss!
	Der Partner giebt drum peinlich acht,
	Dass er die Schlepp’ nicht schmutzig
macht,
	Springt hin und her vor diesem Schwanz,
	Steigt driber auch mit Eleganz‘
So geht der Akt vergniiglich hin,
Ach Kinder — welche Kiinstlerin!
	Pardautz, jetzt tobt die Claque los —
	Der Dingsderdings, der schmunzelt blos:
	lie Sentimentale.
	Sie trug dereinst fur ihren Vater

Zu einem Herrn vom Hoftheater

Die Rechnung fiir ein Stiefelpaar,
Das langst schon zu bezahlen war.
Der Gang natiirlich blieb umsunst,
Jedoch den ,,Weihekuss der Kunst“
Gab jener Herr ihr auf den Mund
Und nun war’s aus yon dieser