Оше
	Wie erstarrt sassen die Dorfleute da.
318 da Kerl variickt?“ fragte schliesslich
der Eine und schob den Stiel der kurzen
Pfeife in den andern Mundwinkel. Und
dann ging’s los und immerzu hérte man:
ein Wunder — morgen — ein Wunder!

Der Herr Pfarrer jedoch war ebenso
in die Hauser gestiirzt, hatte dort die
Frauen und Migde rebellisch gemacht und
wenigstens das Eine erreicht, dass eine
Stunde spiter iiberall Gruppen umher-
standen und sich itber ihn und das morgige
Wunder unterhieiten.

Als er am nachsten Tage jedoch zum
ersten Mal auf die Kanzel stieg, schmun-
zelte er iiber das ganze breite Gesicht: die
Banke waren vollgepfropft mit Menschen,
wie es seit Jahren in Siebenschloss nach
itbereinstimmendem Zeugniss seiner Vor-
ganger nicht erhért worden. Und dann
holte der wiirdige Seelsorger tief Athem
und begann:

»Wack’re Manner von Siebenschloss!
Wack’re Frauen, Madchen und Мазае 4ез-
gleichen!

Es ist gestern eine betriibliche Affaire
im Himmel gewesen, davon Sankt Peter
mir, seinem gehorsamsten Knecht, hat Mit-
theilung gemacht. Lasst Euch erzahlen.
Ihr wisst alle, dass Freitag Abend Schmuel,
der Dorfjud, gestorben ist. Um dieselbigte
Zeit jedoch starben hier herum in Lena-
briick, in Grossdorf, in Raden, in Weilers-
lust, Ihr kennt sie ja, noch eine Menge
andrer Leute und zwar gute Christenseelen.
Wie sie nun also ihres Weges zum Himmel
zogen, kommt zu ihnen — па, wer meint
	Ihr wohl? Еш Епее ? Меш, шеше \аск-‹
	eren, sondern Schmuel, unser Schmuel.
Das war von jeher seine Spezialitat, dass er
immer die Nase am Liebsten in Dingen
stecken hatte, die ihn nichts angingen.
Hatt’ ja in den israelitischen Himmel kén-
nen, da war ihm noch einer der bessern
Platze aufgehoben — nein, nein, in’s christ-
	TP
		liche Paradies muss er! Hat wohl gedacht,
er kénnte mit Euch auch in der Ewigkeit
droben noch weiter Geschaftchen machen,
der Schmuel!

Richtig! klopfen die neun Seelen also an
die Himmelsthiir und Schmuel hilt sich
an der einen hinten fest. Nun denkt Ihr,
meine Lieben: jetzt kommt Petrus, macht
auf und sagt ,Guten Tag!‘ Oho, so schnell
geht das nicht! Wann ist der Schmuel ge-
storben? Um Glock’ Acht. Und so zwei,
drei Stunden dauert’s doch, bis man da’rauf
kommt, selbst wenn man die schnellsten
Fliigel hat. Also es war schon spat und das
Himmelsthor doppelt verschlossen. Petrus
jedoch — he, rathet einmal? Der Petrus
sass bei Paulus und ass Klésse mit Zwetsch-
gen, so schéne, wie sie in ganz Sieben-:
schloss keine Frau machen kann. Und
dazu tranken sie ein Weinchen — ich
mécht’s wohl haben und Ihr auch. Na,
da erging’s dem Petrus wie Euch, wenn
Thr im Wirthshaus sitzt. Der Kopf wird
roth und Ihr habt die Gedanken nicht
immer da, wo sie hingehéren.

yKeinen Augenblick Ruhe! brummte
Petrus also und steht ein bischen schwer-
failig auf, alldieweil es ihm schon in die
Веше gegangen ist — das lange Sitzen.
Und um ja nun recht schnell wieder zu
Paulus und zu den Zwetschgen und Klés-
sen zuriickzukommen, Schliesst er auf und
lasst alle ein, ohne recht nach Pass und
Legitimation zu fragen.

Am nachsten Morgen wacht Petrus mit
einem ganz kleinen Katerchen auf und sagt
zu Paulus: Paulus, sagt er, geh’n wir mal
*n bisschen in die Morgenluft. Na, der ist’s
auch zufrieden und wandeln also beide gott-
gefallig durch’s himmlische Gefild. Plétz-
lich bleibt Paulus steh’n. ,Du‘, sagt er,
Petrus, riechst Du nichts?‘

Petrus schniiffelt links, rechts, vorn,
hinten.
	7 1 + —_* $
yDas riecht ja beinah —‘, meint er. »—
		‚Опа .оБ! ‘за! `Рашиз: ,Nach Knob- _
	lauch.* а 3

He, meine Lieben, der Schmuel war
ein ehrlicher Jud, das werdet Ihr sagen
missen. Ich sehe da ein paar Gesichter,
die sich verziehn. Na ja, er hat mal den
oder jenen iiber’s.Ohr gehauen, aber ich
	meine, so im Grossen und Ganzen. Миг
	hat er immer Knoblauch gegessen. Und
so sitzt er im Himmel unter einem sil-
bernen Baum, wo lauter goldene Sterne
daran hangen, wie im Herbst beim Schul-
zen die Aepfel, jedoch — er holt sich
Knoblauch vor. Denkt Euch, im christ-
katholischen Himmel!

„Мапи“, sagt Paulus, ,ich werde doch
nicht einen Israeliten ’reingelassen haben,
hier in den christkatholischen Himmel.
Der soll in seinen Himmel gehen, ist
Platz genug driiben! Wart mal: gestern
Abend kam ja ein ganzer Trupp, da kann
am Ende -- — 0 weh, o weh!*

Und fort lief er, dass sein Bauchlein
flog und dass Paulus kaum folgen konnte.
Liess sich sogleich die neuen Seelen kom-
men und richtig: war auch unser Schmuel
dabei!
	,Ja°, sagte Petrus und kratzte sich ver-
	regen den Kopf, ,der muss schleunigst
wieder ’raus, ehe die heilige Dreicinigkeit
’was merkt. Geh, Paulus, thu’ mir den
Gefallen, setz’ ihn vor die Thiir.‘

Und zu Schmuel gewandt: ,Nimm’
mir’s nicht iibel, Schmuel, Du bist ein
anstindiger Kerl, aber Ordnung muss sein.
Sonst gingen die Streitigkeiten da heroben
nicht aus!‘

Nun hielt sich jedoch Paulus nicht
	langer.
»Was fallt Dir denn eigentlich ein,
Petrus — he? Du hast den: Mann ein-
	gelassen, Du musst ihn auch ’rauswerfen.
Denkst. wohl, ich werd’ mich an ihm ver-

greifen !¢ 7 ass.
		»Und- ich etwa?* fuhr Petrus mit blitz-
enden Augen auf. ,Ich bin ebenso gut
wie Du ein Apostel, verstehst Du mich?
Ich fass’ den Schmuel nicht an!

yNa‘, sagte Paulus besinftigend, jnur
keine Aufregung. Dann miissen ihn halt
die Seelen an die Luft beférdern, mit denen
er sich eingeschmuggelt hat.‘ ,

War das kein guter Rath? Aber hort
nur: die von Lenabriick, Grossdorf, Raden,
Weilerslust, das sind auch die Richtigen!
diinken sich wunder was, und als Petrus
nun zu ihnen sagt: ,Na Kinder, wie ist
das?‘ da fangen diese Grossmauler an auf
Euch, auf die wackeren Siebenschlosser-
zu schimpfen, dass man’s in einem Gottes-
hause nicht gut wiederholen kann, und
meinen: ,Die schlechten Kerle geh’n Sonn-
tags nich mal in die Kirehe und dafiir
sollen wir aus Lenabritck, Grossdorf, Ra-
den, Weilerslust noch ihren Schmuel ’raus-
werfen? Nein, lieber Petrus, dafiir sind
wir doch zu gut, im Himmel die Haus-
knechte zu machen. Lass’ doclr die hier
im Himmel lebenden Siebenschlosser kom-
men, die kénnen das ja besorgen!‘

He, was sagt Ihr nun? So muss man
Euch wackere Leute beschimpfen lassen!
Aber was will man machen? Dass [hr
nicht in die Kirche geht, das ist schon
richtig !

O weh, о weh, meine Lieben — ist das
nicht schrecklich? Unser Herr Schulze