JUGEND

Nr.
		Gezeichnet von  . Diez.
	CIN SZ
S HMCEWORDENERSAA
			Entscheidung
	ihm jetzt eben in den Club, es ist hochste Zeit, halten
Sie mich nicht auf!

Schneider. Bitt? schén, langsamer... Geben Sie mir’s!
Ich hab’s doch ehrlich verdient, jeden Pfennig!

Lieutenant. Ja, gewiss, gewiss! Sie thun mir leid, sehr
leid, auf mein Wort! Aber ich bin ein verlorener Mann,
wenn ich nicht... Ich kann mir nicht helfen... Ich weiss,
ich bin’s Ihnen schuldig, alles, schon lang. Aber — Sie
verstehen das nicht so —

Schneider (sucht seine Hand zu fassen, flehend). Herr
Lieutenant!

Lieutenant. Das dort im Club, das geht vor... Das sind
Ehrenschulden! (Er reisst sich los und eilt fort.)
	MAX BERNSTEIN,
	Gegen Abend. Der Lieutenant geht auf der Strasse. Der ochnetder
sieht ihn, nahert sich ihm rasch und 4dngstlich,
	Schneider (schwer athmend). Herr Lieutenant — entschul-
digen — ich hab’ mich so abgehetzt —

Lieutenant. Was falit Ihnen ein? Lassen Sie mich auf
der Strasse zufrieden. Wenn Sie etwas wollen, kommen
Sie in meine Wohnung.

Schneider. -Da bin ich g’rad’ gewesen und hab’ Sie nicht
getroffen. Bitt’ schén, geh’n Sie ein bissl langsamer,
ich komm’ nicht mit, ich hab’s so auf der Brust. Und
ich muss mit Ihnen reden.

Lieutenant. Wenn Sie mir Ihre Rechnung prisentiren
wollen, so thun Sie das in meiner Wohnung. -Auf der
Strasse bin ich nicht zu sprechen.

Schneider. Ich hab’ sie ja schon so oft pras — prdsentirt
in Ihrer Wohnung. Ich bitt? um Gotteswillen —
	Lieutenant. Kénnen Sie denn nicht warten?P Ein paar Tage!
	Schneider. Warten... Ich wart’ ja schon so lang. Jedes-
mal haben Herr Lieutenant gesagt: ein paar Tag’ — und
dann ist’s wieder nichts gewesen. Es ist doch keine
Kleinigkeit. Auf heut’ haben’s Herr Lieutenant sicher
versprochen und deshalb hab’ ich’s dem Hausherrn auch
sicher versprochen. Heut’ sind schon acht Tag’ iiber’s
Ziel und wenn ich heut’ den Miethzins nicht bring’, dann
kann ich auf der Strass’ schlafen und meine Frau auch
und nieine fiinf Kinder. Mein Jiingstes hat die Masern,
	es ist ein Madel, Herr Lieutenant... Herr Lieutenant
miissen doch ein Einseh’n haben... Mein Aeltester muss
auch immer noch zum Doctor.... Ich hab’ so viel Un-
	gluck in der Familie...
Lieutenant. Und ich hab’ ein verdammtes Pech im jeu!

Schneider (versteht nicht), Wie meinen Herr Lieutenant?
Lieutenant. Halten Sie mich nicht fir hartherzig... Weiss
Gott, ich wiirde gern... Den ganzen Tag hab’ ich mir
Маре gegeben, dienstfrei genommen, herumgelaufen —
umsonst! Kénnen Sie denn nicht noch nur ein paar Tage—?
Schneider. Nein, Herr Lieutenant. Es ist gleich Abend und

ich muss heut’ noch —
Lieutenant. Und ich auch! ,,Binnen vierundzwanzig Stun-
den“ — und ich habe gerade noch so viel, dass ich ent-

weder Sie bezahlen kann oder den Grafen. Ich bring’s
	7wischen Saat und Sense
	Das beste Werk auf Erden ist: Korn in die оспоПе заеп,
Und aller Freuden vollste ist: die schweren Schwaden mahen.
Rund geht der Wurf des Sdemanns und rund des Miahders
	Еазеп:
Des ganzen Lebens Auf und Ab liegt mitten diesen Kreisen.

О. ]. В.
GxX9

Trotz
	QO war’ ich an K6rper und Geist noch so jung,
Wie Du, mein stiirmendes Herz! —

Was pochst Du mir, Wunsch der Erinnerung,
An todte Gétzen von Erz?
	Was weckst Du vergangener Tage Kampfr
Verraucht ist all’ ihre Lust,

Verklungen der Fehderuf, Rossegestampf —
Und Schweigen, in schweigender Brust.
	Der Reiher ,,Vergessen“ umschwebt mein Haupt.
	Willkommen ewige Nacht! —
Du hast nur das Licht, nicht den Trotz mir geraubt,
	Du arme, gottliche Macht?
ERNST HUTSCHENREITER.