Ich mag nicht héren, was der Brunnen rauscht, Ja, lass’ mich fliehen aus dem Schlendergliick Und untertauchen, wo es braust und brandet. Mich labt nicht mehr der Quelle frischer Trunk, Die Lippe lechzt nach prickelndem Champagner, Und meinen Lieblingsplatz am Waldesrand In dieser Stunde noch vertauscht ich ihn Fiir den rothsammt’nen Ecksitz im Parquet, Das neuste Lustspiel Jachend zu beklatschen. Wo jede Stunde neue Laune zeugt, Wo Tagesmode mit Trompetenschall Zum Sturme blast und schéne Augen blitzen, Beim Maskenfeste und beim Ballsouper, Bei Politik und lautem Mannerstreit, Da will ich wieder Nacht und Tag geniessen. Sich selbst vergessen und im Strudelrausch Das Gliick erjagen, das ist Seligkeit! Noch heute brech’ ich alle Briicken ab, Das soll ein Leben, soll ein Schwarmen werden! Ich stiitze trotzig-stolz mich in den Strom, Und mag die Woge wild mich itberschdumen, Geniessen will ich, was die Weltstadt beut, Des Tages laute Freuden werd’ ich schliirfen — Vielleicht — vielleicht — vielleicht mit stillem Sehnen Nach Waldesfrieden und nach Einsamkeit — — — we HANS TERBERG. Allerfiand Federviel) Silbouetten von Paul Ltnjemann .. . Sa den Reodaftionen, mm oen Cheaterfoyers, tn oe Siteratur-Cafés — furzum, iberall da, wo dte dffentliche Meinung gemacht wird, find die Herren 32 finden, odte id) mit fllichtigen Strichen {figzict habe. ch itberlaffe die Wusfihrung der Blatter dem Dramatifer, dem WWovel: liften sper wer fonft Gefcinact fiir die Satire hat, Da ift 3. B.: Из Der Marodseur. Seine Thatigfeit beaginnt, wenn der ,beriihmte MWtann” tot ift, Er hat thn zwar nur ein paar Mal im Leben gefprochen, aber das geniigt ihm, fic) nacdtrdalich jum Freunde des Verftorbenen 3u erfldren. Ev tiberfdwemimt die Seitungen mit Wotizen und UArtifeln uno halt jeden fic einen infolenten Stribler, der es anffer thm aud waat, ber den Verftorbenen 3u fcyreiben. Er gibt die »Ltachgelaffenen Gedichte” mit Einleituig und Commen- tar heraus, wodurch die LeFtiive fehr erfchwert wird, er fjammelt die Briefe und Schneiderrechnungen des Dahir gegangenen. Seitt zweiter Sak beginnt fiets: 2s ich das vorlegie Mal mit dem verewigten Meifter fprac. .. ” Er betrachiet jeden als einen perfdnlichen Seind, der anderer Iteinung als er iiber den Derftorbenen ift. Seder anfgefundene Settel gibt ihm Stoff zu einem feuilleton. Er lebt und ftirbt fiir den Kultus 065 berithmten Sreumdes, Mit der Herausgahe.des Wlahubriefes eines hartnddigen Sdufters an den grofen Codten hofft er feinen Doftor 3u machen. : Der Onkel des beriihmten Wlannes wird Yenlingen vorgeftellt: ,Der Onkel des Hercn X, der den _,,Marfaraf Sohann Georg” fiir’s Schaufpielhaus gefhrieben hat. Onfel X {acelt huldvolf und nimmt dic Complimente fiir den Weffer X entgcgen. Schneidet fognfagen die Coupons vom Ruhme feties Veffen ab. War fein Vormund und hatte ihn urfpriiglicy fiir feine Sabrif dtherifdher Oele beftimmt. War mit aller Heftig- feit gegen die literarifden Beftrebungen des Leffen, drohte mit Enterbuna, hat aber nad dem erften Erfolge des Yeffen Gefdynack an der Literatur gefunden. Beweat fid jegt nue noc im Siteratur-Cafél бриф ftets tm „Иа“ @опе. — ,Haben Ste gehdrt: in Leipzig haben wir wieder mit dem ,Sohann Georg” einen Bomben- erfolg errungen.” — ,2lachftens wird bet Weftermann eine 2ovelle vom uns erfcheinen — рей, Гаде Shnen.” — Ueber ,fchlechte” Kritifen erregt er fic) per procura des Жейен. , Unglaublich, wie man foldje Dumm- heit dtucfen faffen fam. . . Wieder fo ein netdifcher Gefelle. . . Uber wir werden doch ourchoringen, verlaffen Voll Widerspruch 1 Dem Lirm der Grossstadt bin ich langst entfloh’n... Wie quilte mich dies hastigleere Treiben, Dies Wagenrasseln, diese Menschenjagd Auf sonnenheissen, langen Asphaltwegen. Unwillig hab ich’s iiberlang ertragen, Den Tag getédtet und die Nacht vergeudet Mit Operetten und Salongeschwatz. Ich trug den Handschuh nach der letzten Mode, Ich itberflog ein Dutzend Leitartikel, Ich war dabei, wenn in der Kammersitzung Ein grosser Tag fiir die Tribiinen kam. Die neusten Freilichtbilder aus Paris Lobt ich mit heuchlerischer Kennermiene, Jiingstdeutschlands Dichtern driickte ich die Hand, Auf Pferde wetten war mein Zeitvertreib Und Sherrycobbler durch den Strohhalm schliirfen So ging es gestern, ging es heut, ging’s morgen — Doch was ich glithend sehnte, fand ich nicht! Die Schdnheit sucht’ ich und mich aft die Mode, Das Gute hascht nach duss’rem Flitterglanz, Die Wahrheit wird zum Spielball der Parteien: Da fiihlt? ich zagend, wie ich mich verlor, Wie meiner Seele beste Kraft erstarb, Und eine, eine Rettung nur: die Fiucht! Das Ailes, Alles liegt nun manches Jahr Wohl hundert weite Meilen hinter mir... . Ich baute froh mein schlichtgefiigtes Heim Von Schwarzwaldtannen lauschigstill umsaumt, Hier in der Hiigel griiner Einsamkeit Und endlich fiihl ich langsam mich gesunden. Aus tausend Bliithen quililt der Friihling hier, Der Sommer iiberschiittet uns mit Rosen, Es reift der Herbst, und meine Tannen griissen Am traulichsten, wenn sie der Schnee beflockt. So rinnt das Jahr, und froh mag ich’s bekennen, Ein jeder Tag bringt reiches Tagewerk. Hier nist ich still in meiner Biicherei, Umwebt vom Geist des Ewigmenschlichen: Oft léscht der Morgen erst die Arbeitslampe. Hier schlendre ziellos ich am Wiesenrain, Wenn sich der Abend dimmernd niedersenkt. Auf der Terrasse, die zum Garten fiihrt, Von wildem Wein und Epheu iiberrankt, Schaart sich der Freunde enger Plauderkreis Zu frohgemuthem, sinnigernstem Wort, Der gold’ne Wein blinkt leuchtend aus den Rémern: Ich fith?s erlabt, hier bin ich wieder Mensch Hier sprudelt mir das Gliick, hier lasst mich weilen... Und wieder ruh’ ich heut am Waldesrand An meinem Lieblingsplatz. Es rauscht der Brunnen, Zu meinen Firssen blitht in Sommerpracht Das weite Thal; die Végel zwitschern laut; Die Schwarzwaldbaurin, die voriibergeht, Winkt mir ,,Griiss Gott* mit freundlichem Gesicht; Und ldssig ruh’ ich zwischen Farrengriin. Auf moosbewachs’nem Steine liegt vor mir Das ewigjunge Buch von Dante’s Liebe, Von Beatrice und vom Paradies — Und doch — und doch — die Pulse schlagen wild! Ich mag nicht schauen, wie die Blumen bliib’n, Ich mag nicht fiihlen, was der Dichter singt, Ich sehne zitternd fort mich in die Ferne! Du théricht Herz mit deinem Widerspruch Ich weiss es lingst, du findest hier nicht Rub’, Dich reisst die Sehnsucht zu dem wirren Treiben, Бет Таги der Grossstadt und der Menschen Hast. Gezeichnet von Kleiter.