stieg, Dem klomm der Zug nach. Der
Scharlachmantel, die weisse Fahne und
die rothen Jakobinermtitzen tauchten in
das Dunkel und hinter ihnen zog die
Finstre den schwarzen Vorhang zu.

Im Walde lagen die Triimmer einer
Zwingburg. Von den hartschiddeligen
Bergbauern bedrangt, waren die Raubritter tiber den
Rhein entwichen und dort sesshaft geworden, und ihre
Nachkommen lebten nach aller Lust ihres Herzens als
Firsten eines wild- und weingesegneten Landleins. Die
Nachkommen der Dranger aber hatten sich zu einem
trutzigen Freistaate geschlossen, der auf seine Ge-
schichte hielt. Und vergebens hatte das eine und andere
von den Firstlein versucht, die Stammburg seines
Hauses durch Kauf an sich zu bringen — so arm die
Bauerngemeine war, davon wollte sie nichts wissen
und lieber liess sie Wind und Wetter an;dem Raub-
neste hausen und zausen. Aber als ein Landeskind
nach ,anger Irrtahrt die Heimath suchte und nicht bei
den Menschen fand und da das Stiick Wald mit der
Ruine begehrte, ward es ihm billig zugeschlagen, mit
dem einzigen Vorbehalte auf ewige Zeiten, dass der
Besitz niemals an einen Fremden verdussert werden
durfte.

Der neue Eigner war in jungen Jahren davon-
gelaufen, hatte, ‘als ein kiihner und wilder Bursche,
der er war, Unterkunft und Verdienst in einem Zirkus
gefunden und war mit dem als Hanswurst durch die
Welt gezogen. Das Heimweh aber stak in seinem
Herzen. Und als sein Haupt grau und seine Glieder
steif geworden waren, machte er sich mit seinen ab-
gerichteten Eseln, dem Aefflein und etlichen hitbsch
gerundeten Ersparnissen auf zu einer Heimath, die ihm
doch keine sein
konnte. Denn oe

 

 
	die wenigen
elenden Ver-
wandten waren
derweil gestor-
ben und ver-
dorben, und
seine Landes-
заззеп staun-
ten ihn, der
fremd und nach
ihrer Art von
Rechnung reich
	Gewordenen, an, wie die Juden das

goldene Kalb. Als er das bald em-

pfunden, nistete er sich mit seinen

vierbeinigen Genossen aus bewegter Zeit

in die Verlassenheit der verfallenen Burg

ein. Und dort kampfte er wider jenes
+  heisseste Heimweh, ‘das iiber Berg und
Strom weg nach der blauen Himmelsferne verlangt, so
lange, bis er an einem schénen Frihlingstage Sieger ye-
blieben und selig gestorben war. Was er besass, hatte
er seiner armen Gemeine hinterlassen. Und die nahm
es an, trotz einiger absonderlicher Verklausulirungen,
die zumal dem hochwiirdigen Herrn Pfarrer miss-
fielen: froh, jihre Gebrechlichen und Alterssiechen
nicht mehr jenseits ihrer rauhen, felsigen Einéde
versorgen zu miissen, in Anstalten, wo die Namen
zu Nummern verblassten und der Tod iiber Gebihr
eilig that.

Der Erblasser hatte verfiigt, dass allezeit’dreizehn
Schiffbriichige dieses stiirmischen Lebens bis an ihr
Ende Unterschlupf in der Ruine finden sollten. Fir
zwolf Betten war vorgesorgt; der dreizehnte hatte,
nach dem Ausfalle eines allabendlichen Wiirfelspieles
unter den noch halbwegs auf den Beinen stehenden,
in einem Sarge zu schlafen, in jenem, der fiir den
nichst Ablebenden vorrithig gehalten werden musste.
Und das Zeremoniell fiir einen solchen Todesfall hatte
der Hanswurst bis in das einzelne ausgearbeitet, trotz
einem Hofmarschall. Der stolze Spott des Siegers
lachte daraus, der dem alles Meisternden nur die End-
lichkeit zugestand, das Elend dieser Erden, nichts
weiter, und den der Diinkel des einfiltigen Tropfes
Tod possierlich deuchte.

War einer von den dreizehnen gestorben, so

hatten die tiber-
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