»Hiite Dich, mein Gohn Oltwier!  rief der Katjer. „Заз
ware eine Giinde. 3% dachte mir fejon, dak diefer Konig
Herkules ein Garagene fei.”

Herr Kaifer,” erwiderte Olivier, ,wiffet, dah id) in der
ndmlichen Seit mit einer eingigen Gungfrau das Glefdje gu tun
gebenke, was Herkules von Griechenland mit fiinfgig tat. Und
diefe Sungfrau foll Pringeffin Helena, KRnig Hugos Lochter fein.”

,Wohlan denn!” rief Karl der Groge, ,das ift ehrbar und
chriftlich gehandelt.”

Der ЯаНе рта по, Ба tat fich die Siule, bie bas Ge:
	oN eee ee lee ii inate a fee

обе trug, auf.  Зее. Саше : war hopl und fo -eingetichtet, ав
	fich ein Mann ohne Mithe darin verbergen konnte, um. alles
зи biren und gu feben. Das aber war Karl dem Grofen und
feinen gwilf Balabdinen unbekannt. Und fo waren fie auch bak
erftaunt, als jié ben Rinig von Konftantinopel aus ihe Herfitr
treten fahen. Gr war bleicy vor Jorn, feine Wugen furkelten.
Mit furchtbarer Stimme  ртаф er:

,Oo alfo lohnt Shr die Gaftfreundfehaft, die ich Euch ge:
rwokhre, Shr ино ет ФЕ! Cine Stunde lang krankt Shr
mich fehon durch Cure frechenr Prahfereien. Doch wiffet, Hert
SKaijer und Shr Ritter, fo Shr morgen nicht alle Eure фазе
ausfiihret, lajje ic) Cuch den Kopf abfehlagen.”

Yiaehbem er alfo gefprochen, kefrte er in die Gitule умей,
deren Deffnung fich felt hinter igm fcjlofB. Die gwilf Paladine
blieben eine Weile ftumm und betroffen. Ratjer Karl brach
guerft das Sdyweigen.

,Senoffen,” fprach er, ,,es ift wahr, wir haben verwegen
gefchergt. Und vielletcht fprachen wir Dinge, die wir beffer ver-
jehwiegen bitten. Wir haber auviel Wein getrunken und der
Weisheit evimangelt. Mich trifft die grifte Gchuld, denn ich
bin Cuer Kaifer und gab Cuch ein fchlechtes Worbild. WMorgen
will ich mit €uch ratjchlagen, wie wir uns aus diefjer Fabrnis
befreien; ingrifehen gegiemt es fich uns, gu fojlafen. Sch witnfche
Euch gute Macht. Gott jehirme Фи! 

Ginen Wugenblick dbarnach feynarchten ber Kaifer und die
gwilf Paladine unter ifren goldenen und feidenen Decker.

Des Morgens erwachten jie mit noch mirrem Geift und
rotihnten getrdumt zu haben. Doch alsbald kamen Reifige und
bolten fie ab und fithtten fie in den PBalaft, auf dak fie dort
vor bem 51 von RKonjtantinopel ihre Scherze ausfiihrten.

~ohlan!” fpracd) der Kaifer. ,Wobhlan! Und beten wir
au Gott und feiner beiligen Mutter. Mit Hilfe ber Sungfrau
Maria werden wir unfere Seherge leicht ausfiibren. ”

Und mit iibermen dhlicher Majefttit fehritt er voran. Sum
RKinigspalaft gelangt, knieten Karl der Grofe, Naims, Wimer,
Hiion, Doolin, Wilhelm, Oger, Bernhard, Reinhard, die beiden
Gerhards und Roland nteder und beteten mit gefalteten Hinder
alfo gur heiligen Sungfrau:

»utter Gottes, die Ou im Paradieje bijt, blick auf uns
Hernieder in unfrer grofen Itot.

Aus Liebe gum Konigreich der Lilien, bas gang Dein ift,
{chirme den Katfer der Franken und feine gwilf Baladine und
verleih ifnen die Kraft, bap fie alle ihre Gcherge ausfiifren.”

Dann erhoben fie fich, geftdrkt und glangend von Mut und
von Kithubeit; denn fie wupten, dah die Gungfrau ibr Gebct
erbirt ране.

Kénig Hugo fak auf feinem Chrone und fpracd: Die
Stunde ift ba, Eure Scherze ausgufiihren. Und fo Sor es nicht
vermigt, lak teh Cuch а Gebhet denn fogleich, non meinen
Reifigen geleitet, ein Geder gu dem Orte, der nvtig ift, um die
{chdnen Dinge gu tun, deren Shr Cuch Pp unverfchjamt riihmtet.”

Uuf diefes Gebheih gerfireutett fie fich, von kleinen Haufen
Gewappneter gefolgt. Die Cinen gingen in bas Gemach, ba in
fie gendchtiqt, dte Undern in die Garten und Objtgdrten. Bern-
hard von Brabant begab jich gum Fluffe, Roland ftieq auf die
Walle, und alle fehritten tapfer fiirbag. Otur Olivier und Kaifer
Karl blieben im Фаа guriick und harrten, ber Cine des
Ritters, ben er in gwei Sticke зи Hauen gefchworen, und der
Wiidrve der Sungfrau, die er beiraten follte. :

Nach kurger Zeit. erfeholl ein furchtbares Getdfe, dem ver:
gleichbar, Das den Menfehen das Ende der Welt ankiindigen
joll, bis im den grofen Gaal des Galaftes hinein, aljo bak tte
rubinenen Gigel auf ihren fmaragdenen Srweigen unb Konig
Hugo auf jeinem Lhrone ervbebten. Es war etn Getdfe von
{tiirgenden Wauern und briillenden Guten, itbertint von etnem
serreifenden Hornftof. Derweiler kamen Voter aus aller Ecken
ber Stadt herbeigeeilt, warfen fich gitternd dem Konig gu Fiifen
und brachten feltfame Kunde,

„бет,“ {рта einer von ifnen, ,,fechgiqg Ellen der Walle find
mit Cinem GSchlage geftiirgt.”

v Herr,  fprac) ein Undrer, ,,bte Caule, die Curen gewilbten
Caal trug, ift geborjten, und man fieht, wie die Ruppel gleich
einer Gchildkrdte gum Meere geht.”

‚идет, {prach ein Dritter, ,der Flu} mit feinen Fifdhen und
Cchiffen ftrimt durch die Straen und brandet gegen die Mauern
Cures Palaftes.“

Bleich vor Entfegen murmelte Kinig Hugo:

Bet meinem Glauben, dtefe Menjehen find Bauberer.”
	ganjen und geprefjerten Byauen bedeckt mar. Und er bot einen
Gajten die Weine Griechenlands und Afiens in Crinkhbrnern
bar. Karl ber Grofe und feine Gefibrten tranken alle diefe
Weine gu Ehren des Kinigs und feiner CTochter Helena. Nach
dem Mable fiihrte er fie in das Schlafgemach, das fiir fie be:
fttmmt war. ®Diefes Gemach war rund; cine Géule in ber
Mitte trug bas Gewslbe. Man konnte nichts Schineres fehen.
Wn ben Winden, dte mit Gold und Purpur gegiert waren,
ftanden gwilf Betten ringsum, und ein dreigehntes, gréger denn
die andren, erhob fich neben der Gaule. Karl der Grofe [еде
fich binein, und die gwilf Grafen ringsum in die iibtigen. Der
Wein, den fie getrunken, erhigte thr Blut und та Шт Фит
diinften. Da fie keinen Gchlaf fanden, huben fie an, fich Scherge
gu erjgablen, nach Wert dev frankifeyen Ritter, und iiberboten fich
in Weiten, die ihr дтовез Herz offenbarten. Der Kaifer machte
den erjien Scherg. Gr fprach:

„ЭХай fibre mir den befien Ritter des Kinigs Hugo gu
Rok und villig gerappnet vor. Gch will mein Schwert erheben
und es mit folcher Kraft auf ibn niederfchmettern, dafs es Helm,
Halsbherge, Sattel und RoR gerfpaltet und die Klinge fich noc)
einen Suh in bie Erde grabt.”

Wilhelm von Oranten jpracy nec dem Kaifer und machte
den gweiten Scherz.

ney will,” ‘rach er, ,cine eiferne Rugel aufheben, die
fechgig tenner kaum tragen kinnen, und fie mit folcher Wucht
an die Galajtmauer fejleudern, daly fie fechgig Cllen davon
niederret pt.”

Hierauf fagte Oger von Danemark:

rie febt diefe ftolge Gaule, bie das Gemwilbe tragt. Morgen
rill ich fie ausreifen und gerbrecheit gleichwie einen Strohhalm.”

Worauf Reinhold von Montauban ausrief:

»Bogblig! Graf Oger, dieweil Qu dte Saule umuvirift, will
id) die Kuppel auf meine Schulter nefmien und fie bis gum
Meeresfirand tragen.”

Gerhard von Rouffillon machte den fiinften Srherg.

Gr rithmte fich, allein in einer Stunde alle Baume bes
koniglicjen Gartens auszuretfen.

Nach Gerhard ergriff Wimer das Wort.

„9% бабе,”  ртаб ет, „сте Фативарре, aus dem Fell eines
Geekalbs gefertigt, welche unfichtbar macht. Dieje will ich auf
fegen, und morgen, wenn Rinig Hugo bet Cafel figt, will teh
jeinen Sifeh elfen, feinen Wein trinken, ihn in die Itafe kneifen,
ihm DObrfeigen geben, und da er nicht weik, an wen er fich halten
fol, fo wird er all fein Gefinde in den Kerker werfen und
peit{chen laffen, und wir merden Габен.”

„5%,“ {рта nun Hiion von Bordeauz, ,,ich bin rafeh genug,
mich bem Rintq gu nabern und ibm Vart und VBrauen abgu-
	fchiteiben, обие dak er es merkt. Diefes Schaujpiel werde ich
	Cuch morgen geben. Und ich bedarf dagu keiner Varnkappe.”

Doolin von Maing machte auch feinen Scherg. Er verfchwor
ich, in einer Stunde alle Geigen, Sitronen und Orangen der
kaijerlichen Garten gu verfpeifen.

Darnach [рта ег Herzog Mtaims alfo:

,Sci meinem Glauben, ich will in den Geftfaal gehen,
SHumpen und Goldpokale nehmien und fie fo hoch werfen, dah
fie nur noc in Den Mond fallen kinnen.”
	Wisdann erhob Bernhard von Brabant feine faute Stimme.
	„3% Rann etwas ЭЗе]етев,   ртаф ет. ,,Qdrt mic) an,
Paladine. Shr wiht, bak der Flip, der durch Ronftantinopel
flieft, breit ijt, bent er nahert fic) bier fetner Miindung, nacjdem
cr Aegnpten, Vabyfonien und das ivdifde Paradies durch{trimt
hat. Sch will ibn aus feinem Belte ablenken und auf den groper

Marktplag fliegen laffen.”
Gerhard von Giane fprach:
man ftelle zehn Ritter in Reif und Glted. Und teh Lajfe
	fie alle gumal auf die Itaje fallen, bdurd) den blofen Wind

meines Schwertes.” г
Graf Roland machte den gwiilften Scherg und fprach alfo:
Sch will mein Horn nehmen, die Stadt_ verlafjen und nit
	fo ftarkem Gauche hineinblajen, рав Die Staottore aus det
Wngeln fpringer.”  

ur Olivier hatte nicjts gefagt. Er war jung und 0519.
Und der Kuifer liebte ibn gdrtlich.

Mein Sohn,” fprach er gu ihm, ,willft Qu nicht auch Deine
Echerg machen?”

„Фет, Here Katfer,” ermiderte Olivier. ,Kennt Bhe
Herkules von Griechentand?”

Man hat mix voi ihn etliches ergdhlt,” fprady Karl der
Groke. ,Er war ein Gsgenbild der Ungliubigen, nach rt des
falfchen Gottes Mahomet.”

Mticht fo, Herr Kaifer,” fprac) Olivier. „Эс von
Gricchenland war ein heidnifeyer Ritter und Konig von etwelchem
Kinigreich. Er war ein wackerer und woblgeftalteter Mann.
Rachdem er fich an- den Hof irgend eines Raijers begeben, ber
fiinfzig jungfrauliche Todhter Halte, heivatete er alle in der nant
lichen Nacht, alfo dak an dem kommenden Morgen alfefamt
wijfende Graven waren. Denn ev hatte ketner von ibnen Sehimp}
angetan. Min wohl, fo es Euch gefallt, Herr Kaifer, fo will id)
meinen Gchers machen nach Urt des Herkules vor @riechenland.”
				Leo Putz (Mitinchen)
	 
	Sommertri Ne