Leo Putz (Mitnchen)
	Friedhof in Schenna bei Meran
	Dom Tiroler Bauerntheater
	Зи einem Paffionsfpiel erfcheint dem Judas,
raddem er den Herr verraten hat und von
Qualen der Reue gefoltert wird, der Ceufel. Der
Hollifche Geift treibt den Verriter 3 Derzmeiflung
und Selbftinord, Der Teufel ftellt fic) dem Judas
mit folgenden Worten vor: ,O Judas, {dha
mid) an, ic) bin der Tenfel — und fage Dir dies
Screckenswort: Derzweifel’!”

Darauf hat Judas in fetner Rolle nattirlicy
etwas 3u erwidern, das feiner Derzweifiung leben-
digen Unsdrud verleiht. Der Darfteller des Judas
hat jedocd) den Faden verforen, bleibt fteden und
erwidert nidts. Sum zweiten- und dvittenmal
fordert ihn der Teufel energifd) auf: ,, Derzweifel”
215 Judas noch immer Feine Untwort gibt und
nichts deraleichen tut, veifft dem Darfteller des
Cenfels die Geduld; er holt aufgebracht gu einer
night mifguverftehettdenr Handbewegung aus und
febreit den Judas an: , Sag, wann D’ nit gle
verzwetfelft, hau t Dir oane eine!”
		Sahrt in das Зепе!з. Bevor der Hloaken
Seppele feine ritterliche Seele verrdchelt, hat er
au dem Undern поф зи fagen: ,Glanbet mir,
Herr Ritter — Das Sterben, das ift bitter! —
Yun fahe’ id) aus dem Siindenpfuhl — Hinanf
su Gottes Ricbterftuhi!” — Daranf [aft der
Kloaken Seppele ein tiefes Stéhnen horen und
ift eben im Derfchetden. Da erhebt fid) auf den
hinterften Banfen des Hufdpauerraumes ein Sanfe
follege des Seppele, den die ganze Szene ane
{deinend fehr ergriffen hat, 3ieht eine тафНае
Sdmapsflafde aus der Annentafde feiner Loder:
joppe und fchreit auf die Buhne hinauf: ,,Sepypele,
fauf? fdlennig no’ a Sackele Scynaps, даб 2
a Schnetd’ friagft vor’m Gericht Gottes!”
		liftifdhes Talent, entledigt fic) feiner Uufgabe zur
alfgemeinen Sufriedenheit, indem er neben einem
erfchreclichen Gebrumm aud) nod ein lantes
fybaritifches Schmaken horen (48+.

Endlid hat fic) das Publifum beruhigt. Der
Dorhang braudt nidt mehr in die Hohe zu gehen.
Kurze Seit nach dem leten fallen oes Vorhangs
[apt fid) hinter demfelben. auf der Biihne ein
rollendes Gertujch vernehmen, das feine natiirlicje
Erflarung durch den Wandel der Szenerie fiir den
folgenden Uf und das damit verbundene Рег»
fchieben der Kuliffen findet. Cinem Bauernbibl
auf der Galerie drvoben, das noch erficjtlich unter
dem боги des fcbrecflichen Eretgniffes fteht
und im Geifte den Biren an dem Knappen weiter
freffen fieht, fommt diefes Gerdufch Guferft ver-
duchtig vor.

Das Bibl ftsGt feinen ueben ihm figenden
Vater an und fagt laut mit offenbarer Scpaden:
freude: ,Du, Doter, mir {cheint, iagt wird dem
Biren jdleht! Jak mua er’n wieder
fpeib ’n!”
	a *

ег К!Гоабеи беррёе НЁ ейт im gangen Dorf
bePannter alter Schnapsbruder, Фарбер Бей ег
jedod) unbedingt fcbaufpielerifhes Talent und
	fpielt im heimatliden ЗанегсиБеафег ftets eifrig
mit, Jn einem СН hat er einen Ritter 3
	mimen, der im Sweifampf mit etnem Федие
	tSdlid) verwundet wird, Der Sieger bemuht tid
noch chriftlid) um thr, би ihm dte Rilftung
und erteilt ihm eine Urt geiftliden Oufprud zur
	$23
	Der Ritter Don Rodrigo ermifdt feine Ge-
mahlin in flagranti mit dem Burgvogt. г га
feine Ehre, indem er der ehebredjerifchen Battin
jofort den Garaus madjt und dabei ruft:

»Donna Rofaura, o du gottverdammter

: Schlampen,
3h flofe dir mein ehrlicy Schwert in deine
Wampen   

Sodann wenbdet er fic) an den mit{huldigen Burg-
vogt und apoftrophiert denfelben folgendermafen :
, Dod dir, du Gauch, der mit thr hat gefiindigt,
St hiemit der Dienft gefiindigt!
Div hilft Pein Bitten und fein Slehen,
Jn vierzehn Tagen fannft du gehen!”
Krokodil]
	An einem blutriinftigen Ritterftiid wird ein
Knappe von einem Biren im IDald iiberfallen
und aufgefreffen. ‘Zachdem der Badr den Knappen
getdtet hat und fic) gerade daran madt, thn mit
Behagen 3u verfpeifen, fallt der Dorhang. Diefer
wirt{ame Utt{dhlug сибе пани аз Риби.

Der Vorhang mug fic) noch Sfters heben, um
den Baren bei feiner appetitlichen Befhaftiqung
зи деп. Der Darfteller des Buren, ein naturda-