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		JUGEND
	esreilichh pate fie nicht mehr tn dte neue
	зе, denn Heutgutage bat man bas ®ает
verlernt mnbd liebt das grelle und tolle Qachen,
das unfern Sanmer iibertinen foll. QWuch bas
Leiden ift ungeftiim und laut geworbden, und
‘man tragt fetne Gchmergen gern auf die Gajje,
dab bie Leute aufblicken follen und ftaunend
rujen: Geht, wie ihn bas Schickfal gefchlagen
bat! Es ift feltjam, dah man jtolg ijt auf еще
Cchmergen, und ich meine, man kenne auch das
ие und jehiine Craurigjein nicht mehr.

Deshalb mochte auch der Vater des jungen
Chevaliers bas Gpiel ber Glite nicht Ббтеп,
denn er war ein barter und lebenskraftiger
Mann, der fich fchamte, went ihm die Cranen
Ramen und fie Hinter einem [pbttifehen Lacheln
gu verbergen fuchte. Sein Grobvater aber, den
fie vor acht Sabren Hinausgetragen batten, wo
er nun unter der fehweren Grabplatte ruhte —
fein Grofvater hatte den jungen Chevalier qe
lehrt, bie Flite gu melftern und liek auch felbft
noch oft {еще langen blafjen Ginger itber die
Griffe wanbdern. Dann fak der kleine Guy in
bem boben Simmer, von deffen Winden aus
alten Gobelins viel bunkle Augen auf ihn mieder-
fagen, in einem gvofen Geffel, der ifn. in feinen
Polftern faft verfinken liek, und laufchte dex
feltjamen febnfiichtigen Tinen, bis ihm die hellen
Cranen iiber die Gacklein ltefen. Wenn nun
ber Grogpater die Crainen jah, leitete er das
Lied jehnell und doch) unmerkbar in eine mun:
tere Weije iiber, bah der Kleine lachelte, wiih:
rend ifm noch die PBerlen auf den Wangen
gliingten — wie es nur. bie Kinder kinnen, die
gliicklichen!

Wis dann der Knabe felbjt gu fpielen be
gebrte, hatte ber Wlte Ши behutfam die ein-
geluen Lone greifen gelehrt und der Kleine
war ein fo eifriger Gchiiler, baR er an bem
Geburtstage bes Grokvaters ihn mit einem
Rleinen Qiebdlein iiberrajejen konnte. Da war
es an Diefem, dab thm die Sranen iiber dte
welken Wangen liefen, und der Knabe тив
noch nicht eine fuftige Weije gu blafen, die fie
gehemmt hitten. Ws er geendet, kiipte ihn
Der Alte und fagte dann leife gu ibm:

„ЭИти Du die Flite, mein lieber kleiner
Guy, und Halte fie lieb und wert. CEs macht
mir Freude, gu wiffer, dak nun die Lieder in
ihr nicht flerben werden. Cs geht dem Herbjte
gu und ein When fagt mir, es folle mir kein
Sriibling mehr bliihen.” Und wirklich trugen
fie ihn binaus, als der Fihn kam und die
weike Decke von dem ungeduldig wartenden
Lenggriin giefhen wollte.

Der junge Chevalier aber Мей bie Flite
wie ein Heiligtum und behamdelte fie mit folcjer
Ehrfurcht, als fei fie mehr als ein lebloj’ Ding,
Das nur die Erinnerungen ihm wert machten.
Und als er {pater gum Siingling beranwuds
und in bie Welt ging, um frembde Gitten und
Gebraiuche kennen gu lernen, war ihm die Flite
fein liebjter Sreunb und treuejier Vealeiter.
		ИФ зы Ши wie au einem Rranken, bem mat
	den Rejt feines Lebens hell und friedlich ge-
ftalten will, Bald feffon hatte thn der alte WUrat
gu fic) gerujen, und igm mit vielen rubigen
Worten. gefagt, bak feine Qunge nicht allgu
kraftig fet und er ihn bitten miiffe, vom бен:
fpiele abgufehen. tur fitr kurge Seit, um die
Зииде gu fdjonen, hatte er dann lachelnd ge
fagt, als er Guy’s totenbleiches Geficht fab;
aber dies Lacheln war wie eine Maske gewefen,
um eine grope Craurigkeit gu verbdecken.
	Us der wilde Wind die melken Blatter vom
Baum fegte, war es, und nte hatte der junge
Guy fo die dunklen Schauer des Herbjtes em:
pfunden wie in Ddiefem Забт. Shm war, es
wolle jedes Glatt, das vom Baume taumelte,
ihm ein Wbfchiedswort gufliifiern. Die kablen
Sweige des jungen Whornbaumes, den er felbft
als Kind gepflangt hatte, nickten igm fo traurig
gu und wenn der Ralte Wind kam, gitterte ev
wie in dDunkler Todesahnung. Und der Whorn-
baum war erfroren in diefem Winter und ab-
gehauen worden. — Ws dann der Kriihling
fein belles fubelndes Leudjten iiber bie ers
wadenden Wiejen fehiittete, mute Guy bas
Lager hiiten und fcjwere Vorhange webrten
Dem jungen Licht.

Heute nun hatte er gebeten, dak man ihn
in bas Simmer triige, in bem die alten Ви
vollen Gobelins Hingen, deren vertraute Gee
ftalten thn wie alte Bekannte anfahen und von
der Seit ergablten, da ibm fein Grokvater die
bunten Lieder gefpielt und ihm an jenem Herbjt-
tag die 50 gefchenkt hatte. Cin Gobelin
vor allem war es, den er ltebte:

Gin junger blaffer Kuabe fpielte einer fchinen
Frau, die ihn gartlich anfah, ein Lied auf der
lite. Wbfeits davon aber ftand ein dunkler
bartiger Mann, der mit drohenden Blicken der
Beiden Gebabren jah und eben feinen Degen
aus der Scheide gong.

Es lief fich fchiin triumen vor diefem Vilde;
dent was ift das Leben der junaen Dichter
und Srdumer anbderes, als ein Knieen und
Gingen vor fehinen Frauen —? Und [avert
nicht auch auf fie im Hintergrunbde bie durkle
Gewalt des Lebens, die darnach fech3t, ibre
buitten Craumgefpinfte gu gerreiken — ?
	serge de Solomko
	ЗЭтиег пебег rubten еше leuchtenden
ЗЗИе аш М еет ЗНье und die dunklen Augen
der Frau fiihrten ihn in das fejweigende Land
der BVergangenhett.

» Marguerite —  fliifterten unhirbar feine
&рреп.

Cinmal nur hatte das Leuchten fchiner
Frauenaugen bie Glut feines Hergzens auffodern
laffen — einmal nur hatte. er den fiifweben
Srank der Liebe gefchliirft.

ydrarguerite —“

Wie weiland der junge Spielmann, fo hatte
auch er ber Glite all jeine Sehnfucht anvertraut,
und auch fie atte aus ben Linen dte Wiinfrje
gebirt, die feine juge nbdlich fcpeuen Lippen nicht
ausguipredjen wagten. Wie kannte er es noch
dies Lteb, das fie gum erftenmal gu ihm in den
bunkeln Bark gelockt hatte. Dte Friihlings-
nacht duftete iiber den Geeten und ein fcheues
und tiefes Gehnen {01% fich iiber bte matt
fchimmernden Wege. Das leife Platfchern des
Brunnens klang burch die garten Tine, die
feine Qiebe gu thr emportrugen und fie Herunter:
lockten, wie wenn unfichtbare Hinde fle збдеп.

Marguerite —“

Nun mupte die Silte fich leife auftun und
ein Gelles Geidenraufden dem WMurmeln des
Waffers fic) mengen —

Naufchend hatte er fich aufgerichtet und feine
Hinde griffen wie im Traume nach der Flite.
Meife, wie ber Ubendwind im Gcbhilfe fingt,
quollen bie Tine aus dem dunklen Holzge —
in fehnfiichtigem Reigen wogte das Liebeslted
durch den Boum. Und pliglich klang es beller,
wie wenn ein anderer in die Weife etnjtimmte.
Der blaffe Knabe dort oben regte jeine weifen
Singer und mit den Conen fuchten feine baingen
Blicke bie Wugen ber fehinen Frau. Die aber
neigte leife ihr Haupt und das Leuchten ihrer
Blicke verfehwantm mit den feinen gu einer
иаой фен ЗачйфЕен. Hiher und fehnender
брата fich das Lied zur Hohe. Uinmerklich
neigte jich der fehlanke Leib der fchinen Frau
dem feinen, ihre Hanbde hoben fich langjam und
gaghaft. Nun шие ibr feiner Seidenfchub
aus bem ее hervorlugen — nun mupte fie
bie GStujen Herabfchreiten, in feine WWrme gu
eiler — —

Sn all feinem bebenden Hoffen packte ihn
eine namenlofe Wigft. Cs war ihm, es belaufdje
ifn jemand, der ifm nach) dem Leben tradjte,
nach jeinem fungen, fiebevollen Leben —

Gin leifes тен ди burch feine Ginne
und ein Gedanke: Der Schwarze l[ockert den
Degen!

Uber fieh, nun bewegte fich die fchine Frau
— thr febmaler Gub fuchte die ore

Gin jubelnbder Heller Wkkord follte fein Lied
befchliepen — da klang ein Sehritt und ein
tiefer Fluch — der Degen des fehmarzen Kava:
liers bohrte fich ttef in fetnen Ricken.

Mit grellem Mifion gerrip das Lied! Cin
furcjtbarer Schmerg durchzog des Kliten{pielers
Bruit, er taumelte, die Hand aujf’s Herz preffend,
bann fank er Sateen gu Boden. Die Flite
entgltit feinen Handen und gerbrad) mit fabem
Gehrei. Seine erlbfdenden Blicke fuchten die
Wugen der fchinen Frau, die aber jchaute mit
bebend brennenden Blicken auf den fchwargzen
Kavalier, der rubig feinen blutenden Degen in
bie Scheide fchob. —

potarguerite —” fliifterte es, dann murbe
es НЦ.
	Den jungen Chevalier Guy de Chantmort
faud man tot auf feinem Lager. ебен ihm
lag bie gerbrochene (lite, die feiner Hand ent:
glitten wav.

Seine gebrochenen Wugen ftarrten auf ein
Srauenbdildnis des alten Gobelins iiber thm.
Die Lippen waren halb gedffnet, als fechwebte
ein Name auf itnen — —
	Wuch Heute lag fie neben jeinem Rubebette
auf einem kleinen Tijch. Gr liek feine Wugen
zartlicy auy ifr rufen und ltebkofte fie mit
feinen Blicken, in denen eine tiefe Craurigkeit
[ag und ein feltfam flackerndes Licht.

Geit einem Sabre Hatten feine Lippen nicht
mehr bas vergilbte Clfenbein beriifrt, feit einem
Sabre fejliefen die Lieder in dem durtklen Holze.

Gchon lange vorber hatte der alte WUWrat thn
mit forfehenden Mugen angefehen, immer be:
denklicher feinen golbenen Gtockknopf an bie
grofe Stafe gelegt und feine Stirn tn ungablige
kleine Galten gegogen. Und dann blickte ihn
auch fein Gater in diefer Weife an, mandte
aber wie unbefangen den Blick, wenn er jab,
bak Guy es merkte. Wuch font war er traurig
und entgegen feiter Urt janftmiitig und freund-