Die Swillinge
Gine alkoholhaltige Gefchichte
Bon Aenvy F. Urban
	Es war einmal ein alter deuthder Brauer
namens Hingelmann, mit einem gang kahlen Kopf
und einent weigen Ziegenbartdjen, der braute em
liberaus trinkbares Bier in Silverlake (gang hine
ten int Wejten von Umerika). Als er jein Ende
herarmaben fiillte, lief. ev feine 3willinge, den Frig
und ben Billy, an fein Bett treters und fprach gu
ihnen mit warkelndem Biegenbirtden: „ЭЖете
Kinder... kampft wie ich tapfer weiter gegen die
Unduldfantkeit der Wafferglaubigen und fiir eine
liberaleve Cebensanffaffung. Gerfpredjt Shr bas? 

Das verfprachen die beiden trinenden WAuges
und bas weife Siegenbartchen warkelte nie wieder.
Die Braueret, die niejt grok war, leitete von nun
an fein jlingerer Sruder Gakob. Frig und Billy
hielten ihr Berfprechen efrficy. In dem Rampfe,
der awifden Wafjergiiubigen und Alkoholglau-
bigen т Gilverlake tobte, focjten fte nmutig auf
Seite ber Wnhanger freiever Cebensan{dauungen.
Gang leicht war das nicht. Die Waffergliubigen
kampften wie gewmbhnlicy ntit den ftarkften Mitten.
Gie boykottierten fowoh! Frik, der als WUrat eine
gute Brazis hatte, als aud) Billy, der Upotheker
war, und begeicyneten jeden als. einen Helfers-
helfer des Seufels und Berrater am allein felig
macjenden Wafer, der fid) von Frig behandeln
laffen ober von Billy Wraneien kaufen wiirde.

Wle Frommen beiderlei Gefchlechts, die unter
der Fuchtel der abftinenglerifehen Geiftlichkeit ftan-
den, leifteten denn auch dem Berruf nit begeifterter
Biswilligheit Folge. Ununterbrodjen erhielten die
Briider anonyme Sdynabhbriefe und Poftkarten  
gleicher Wt. Cine alte Waffertante fang morgens
gang in ber Srithe vor dem fejmucken weifen
Landhauschen, in dem die beiden Briider nach
des Gaters Tode gemeinfame Gunggefellen-Wirt-
fehaft fiiyrten (auch bie Wtutter war {dngft tot),
fromme Lieder zur Rettung ijrer alkoholdurch=
feuchteten Seelen. Siinf andere Waffertanten, die
eine Bereinigung gur Gefchimpfung aller Wlko-
holiker gebildet atten, hielte fic) die Nafe gu,
went eine von thnen Sri oder Villy auf der
Strake trafen, und fagten: ,,Bfuil 

Frig und Billy tiberfahen und iiberhirten bas
alles. Sie lieBen 14 Dadurch nicht abhalten, ihrer
Unficht iiber das Creiben der Waffergliubigen
faut und deutlic) Wusdruck gu geben, wo immer
fic) Gelegenheit bot. Das durften fie, weil fie
an dem ftarken dentfdjen Element des Stddtehens
einen Riickhalt Hatten. Gn bdiefen Rreifen liebte
man die beiden Griider, die tn threr blonden und
rofigen Wobhlgenabhrtheit fo wunverfaljdht dbeutfeh
ausfahen, fo vergniigt ing Leben blickien und
nur dadureh von einander gu unterfcjeiben waren,
dak Srig eine Vrille trug und Billy nist. Den
3willingen kant auch gugute, зав fie vom Baier
etwas Bargelb geerbt, und dah fie aud) von der
Brauerei ¢inige Cinkiinfte Hatten. Diefe wurden
пей gufehends geringer, feit die Ubitinengler
an Boden gewonnen hatten. Зиитег Тапа Фет
wurde deren Treiben.

. Da bie Wahlen herannahten, fo wollten fie
der Herfiellung, fowte dem Verkauf von Alkohol
dure Ubftinmung ben Garaus macjen. 3u diefent
3werke eiferten die Geiftlicen von den Rangelu
ber beiden amerthanijehen Rirden gegen die Hallen-
getriinke Wein, Bier und Seynaps. Die uns
Фи дет SGchulkinder wurden in den Dienft der
heifigen Gace gepreft und mute Unigtige vere
anftalten mit Sabnen und Bannern, die alfer=
hand Snfehriften trugen wie: ,Gagt den Alkohol-
Fenjel gur Stadt hinaus!  oder: ,Der Weg gum
Oliick fiihrt durd) das Wafer!  обе: „За...
ftimm’ fiir Waffer und Familiengliick!  oder:
,Sovtt fhuf das Waffer nicht fiir Brauer und
Bremer! oder: „Зи 5х Limonade ift ewige
Seligheit! 

Befonders auffallig war in den Lmatigen cin
jugendlices Baar, ein blaffer, fdymachtiger Rnabe
	Liebe ‘ицено!
	Unter meinen Schiilerinnen befano fich arch
eine etwas hyfterifd veranlagte Sunafrau, dte
fiudieren wollte, um fic) ,ohne Wann  alfein
durchs Leben Zu fclagen.

Diefem Madchen brachte ic die Geheimniffe
der lateinifcen Grammatif bei, Findet fich da
neulich irgendwo in einem Kommentar angegeben:
cf Ovidii Ars Amandi. Balt, dadte ich, bet
_,Amandi* fannft ou gut einige verzwidtte Derb-
formen repetieren! und laffe die Worte tiberjegen.

Ganz verdugt fieht meine Schiilerin mic an
— wird dann rot — ftammelt verlegene Worte —
und da id) vermute, es Napere ettoas mit der
Sormenfenninis, ermuntere ih: 2a, immer Her
aus damit, IWird {don fo fajlimm nicht fein!”

Erneutes Zieren, Drehen und Stottern — dann
mit pldblicher Energte und furchterreaendem Rot-
werden: ,2Denn’s denn fein mug, Bere Doftor,
Ovidii Ars Amandi — das — das heift: Der
Hintern des liebreizenden Ovid.”

Jn mir tobte es. Sch gab die richtige Ueber-
fekung — und dte Jungfrau fam nimmer wieder.
Uber fiudiert hat fle auch nicht weiter. Geftert
hat fie fich mit einem Seldjermeifter. verlobt.

Na, ja: Ars Amandi! :
		\\. Кгар
	4m Reftanrationswagen wtro berm Diner an
eincm Fleinen ФИффет, vis-a-vis einer jungert
Wienerin, ein Leutnant plaziert

Die Dame gefallt thm angenfceinlich, und
bereits durch ein Diertelftiindchen verfuct er bei
fenriger Ungenfprace anc das за Уфе
feines Gegenitber zn erveichen.

PLSplich ertdnt in die umgebende fulinarifde
Stille eine frifde Stimme: ,Gengen S’ Herr Leut-
nant, Ste reden wohl immer nur mit die SiG! 
		Kleine Liebescredichte
	Dich mocht icy fragen,
Dir mocht’ ich fagen,
Wenn du nicht da bift,
Taufenderlei.

Wenn ich dick) febe,

Bor dir Небе,

Wenn du mir паб’ БИ,
Sft es vorbet.

Ulfes Berlangen
Gerraujeht und vergangen,
Dah mir auch keine
Bitie mehr blieb. .
Nichis mehr зи Гаде, ^
Nichis mehr gu fagen
Mls nur das Cine:

Sch habe dich lieb!
	Abend
	Ackrutenbefibtiqung
	Hur Untervichtsbeftchtigung hatte td befonders
zwei Chemata eingelibt, SchieBlehre und die Sret-
heitsfriege. Cinigen befonders begabten Sting-
fingen hatte ic) menigfiens eine Untwort cin
getricbtert, ich Бойе аи тет диф Ш, да
auch der Brigadefommandeur, ein Freund Fleiner
itberrafhungen, der Befichtiqung ,,beiwohnen”
wollte.

Die Sache begann jehe leutfelig: „Жим, Herr
Centnant, ftellen Sie mal einige Sragen iiber
die Schieflekre.”

3h wollte mit dem redyten Fligelmann begin.

Oh nein, bitte beginnen Sie einmal linfs.”

Ach begann alfo links: ,Wie heift die our
die Mtitte des Sanfes gedachte ние P (Die Seelens
acdfe). Der linte Sliigelmann.”

деи, fititger Srennd, bitte den Wann des
2, Gliedes zu fragen.”

Wir wurde etwas f{dpwiil; denn dort hatte ich
den gréften Ungliicswurm verftaut, aber mwas
баз? MWi6oltchft енто имо anfmunternd
пасе 3 пип аМо: „ИизеНег Касзутоке!“

Schlotternd. mit hilfeffehenden Uugen erhob fic)
der Brave und iiberlegte, itberfegte und — iiberlegte.

„жит мент Sohn, oenfer Ste mal nach,” half
frenndlichft der Herr General. Einige Wale bee
wegte der Ungliicliche die