Treffen Ват ЗеНеь, бег „ЭХиНеорп“. Immer
an die Front, ber alte Reiterheldengeift. Das
Gchwerfte waren Gabrieles einfame Sraiume.
Sie fah ihren Lebensfchag in jeder Bernidjtung.
Gie glaubte oft, wenn bas Morgengrauen durch
iby Genfter fchien, gang feft, gang eifig Гей:
Nun ift er tot.

Uber Briefe kamen — drei wunbderbare
Briefe. Goethemenfchentum, chrifiliches Ritter-
wefen. Smmer wieder trank die einfame
Mutter den Born diefer Briefe. Was befize
icy doch! Was durfte ich) hergeben! Was wird
mir einft wieberkommen! — Diefe Gedanken
h elt fie in fic) mach, durc) Sage und Machte.
Sie klammerte fic) daran, als keine Briefe
mehr Ramen, als eine fiirchterlicd) lange, Sde
Wartegeit hereinbrach. Da поф lachelte fie
iiber den drei Griefen, die fie hatte. Gie las,
was fie auswenbdig wubte, fie las es, als ein
Zelegramm des Oberften kam... .

Lot. — — Nun war er wirklich tot. —
Detlev lebte nicht mehr. Geim Sturm gefallen.
Diefer bamonifch lockende, vaterliche Geift! Er
nabm ihr, was er gegeben hatte. Wher Gab-
riele fah auf bas Leben, wie es war und gu

° Ende gehen mufte Coldatenntutter, Goldaten-
kind. Gie lernte mechanife) von Gtunde 3u
Stunde, was das Telegramm fagte: Detlev
tot. Dann hatte fie die Worte als Worte
verfianden. УЙФЕ bitter und empbrt. Cin
hiihler, berber Stolz, Herbftfonnenlicht erfiillte
fie bet меет Bewubifein. Sie ftricy mit ihren
fchmaten, weiben Handen fiber die drei Briefe
hin und kiibte fein Bild. Die Geriihrung mit
ber kalten Glasplatte brachte ihr einen namenfofen
Sehaubder. Aber fie weinte nicht. Ohne Hilfe Hane
delte die junge Cygelleng. Sie telegraphierte an
den Oberften, dab man ihr die eine Gunft nod)
fdyenken mige, ibres Wannes wegen: Vetlevs
Peiche folle man ihr fcbicken. MWicht in Srankveich
biivfe fie legen — im Baterlande fei ihr Play.

Man febiekte ihr den Toten, Bon der Grenge
bolte fie ifn ab, unter Wtithe und Gefahr, Гай
vergagend. Aber fie weinte т. Sie fah ihn
nod, bevor fie ifn in feinem edlen Sarg legte,
und kiifte bas eiferne Rreug auf feiner BVruft.
Aber fie weinte nicht. пой Ват fie mit ihm
unter den alten Linden des Herrenfiges an. Hier
war Sriede. Hier wartete ber Bater, der nad)
langemt Gpiel den Ernft gefehen hatte. Hter bez
grub fie Detlev. Uber fie weinte nicht.

RSE SS Se
	HerBltabend im Geld
	Yer Herbfimald glubt im Himmelsblau
Wie Roft auf blankem Stahl,

Wie Sdhwertftreich guckt aus Wolkengrau
Ser Sonne lebter Strahl.
	ort drtiben liegt der Feind am Hang,
Sch fteh auf ftiller Warht.

Joc) fummt ein legter banger Klang
lind leife kommt die Nacht.
	Gin Sieger gieht in weitem Runod,
Wachifeuer lodern fern.

Der Nebel fteigt aus feuchtem Grunp,
Schon blinkt der Wbendjftern.
	OGriipi er wie micy, mein Weib und Kind
Weit, weit im deutfchen Land?
Fort mit bem Traum; — ein kiibler Wind
Streift fchauernd mir die Hand.
	Bom Baum Таш тиое ЗН им Blatt
Und deckt die Scholle facht —
Wer weif, ob man nicht morgen bat
Auch mich gur Ruh gebracht.
Zeinvidy Gilardone,
im Feld beim I bayer. Landw.-FufeReg.
	Зи jeder Gefellfdjaft fuchte Gabriele ihn voll
urfadjlofer Neue auf. Dann fa er fie an.
Dann fiiblte er, marum fie kam, und fein rat-
lofer Blick fpracy: Das ift es ja eben. Du
bift mein makellofer, guter Фей. Sa, wenn
ich fiir Dich kampfen kinnte! WWenn’s nod)
Krieg gibe!! Go mus ich uns beide fehen!
Dich und mich! Aber ich fehiche Dich nicht
foe Sch laffe Dich nicht tangen! Sch Bann’s
nicht! — —

Der legie Friihlingsfturm des alten WUdels-
baumes gab Gabriele nod) ein Rind. Das war
bie grifte, unbeneidete Greude fiir Soachim
von Sallerfee. Gabrieles Rind! Diefe Worte
bargen eine Welt von Glick. Uber er fprac)
fie anders aus, als er wollte. Gr fagte: ,Der
Sunge wird Soldat! -Wir Hallerfeens find
alle Solbaten gewefen!  Gabriele nickte. Heute
iiberliftete fie ihn. Gie verbarg bem ftolgen
Vater cinen Gedanken, der fie oft gequalt:
Shr, der ‘Frau des erfolgreichften, war der
Beruf des Goldaten gweifelhaft geworden. Das”
tat der lange, waffenftarre Sriede, in bert fie
aufgemachjen war. uf allen Gebieten fab fie
Entwicklung, Bliite, Biel, nur nicht hier, wo
fte bie beften Wianner wubte, nocy immer bie
beften. Gs brachte nicht Erldfung, wie Runt
und Wiffenfehaft. Es verfehiang nur Krafte
unm Sréfte. Was hatte Joacim ihr einmal
geftanden? Gin eingiges Mal? ,Icy bin als
Menfch verpfufcht, Gabriele. Fir den Dienft
reidjt mein Sag — und Abends bin ich abge-
trieben, ein alter Wann fiir Dich.” ‘Май Krieg
fehnite er fich. Der aber war ein febines War-
chen fiir alte Kinder geworden. Trogdem follte
fein Detlen Soldat werden. Wud) Vetlev, wile
nach ehernem Gefeb.

Eines Morgens batten die jungen Leuinants
ihren General als Sterbenden in fein Haus ge-
tragen. Die Uttacke, die er noch mitgeritten, war
ihm gum Todesritt geworden. Nicht im Feindes-
land, auf herbftlicjer Heimaterde war er geftiirat.
Sterbend kiigte er Gabriele. YAuf Detlev fab er
nicht тет.

Seine Witme aber nahin ibn ruin ей in ihe
Gefiih{ auf, unwanbdelbar, als den ewig Sungen.
Das Leben hatte fie nidjt verwibnt, bevor fie
ibvem Selden begegnet. Go war es der felbft-
verftindlidfie Weg fiir fie, int Schatten feines
BVerluftes ibve Dafeinsfpanne gu durcymeffen, Das
war die grofe und berbe Gabe der Gneift: fte
konnten fic) entflammen, und fie konnten ver-
еп. Unter diefem Gefeh entfaltete fich erft
die Schinheit Gabrieles. Sie lie} fie erbliihen,
wie ihre Blumen, keufey und nur fiir iby jtilles
Haus. Mit ernjter Gorgfalt pflegte fie fie, Ftir
Gott gefeyah es, der fie gum Chenbild ihrer Mutter
gemacht hatte. Wich fie wurde nichts anderes
mehr, nur Mutter. Oas war fie gang, in tiefer,
rafilofer Glut.

Vellev zeigte ihr gum Dank den unbewuht
jungen Goachim, nicht den tragifdy bewuften. Sie
lieB thn Soldat werden, wie der Bater es gewollt.
Sie gab ihn an die prachtige Hoffnungs ofiqkeit
hin und gwang ihren alten Sweifel nieder. Uber-
tragen konnie Detlen alg Soldat erfiillen, was
fie ihrem Gobne wiinfejte: ein biherer Menfd)
au fein, ein Gdhiiger der Seywadjen und ein
Starker in Dent vor Gott. Sie lebte fic) in
feine Geele ein, wie in bas eingige Streben und
Wiffen. Shr Kind wollte fie befigen bis in das
legte Blutatom. Ghr Kind follte eine Huldigung
ait den ater fein und der Snbalt ihrer Tage.
Sie fal ein Unenbdliches, bas Gott gugletch ver-
fucyte und pries. Sie fa es rukig an. Sie
wupte, dah fie nur iby Rind hatte.

Bald mute Detlev in das Kadettenkorps ein-
treten, und bie Vtutter gog nit ihm in bie Haupt-
ftadt. Wlte Bermandte waren hier ihr eingiger
Berkehr. Gonft lebte fie in ihren hohen, reinen
Raumen, wo immer Blumen ftanden, und baute
unter den Gildern ihres alten Helden das Leben
des Gohnes ais. Gonntags befudjte Detlev die
Mutter. Wn diefen Fefttagen ritten fie miteinan=
	Julius Nilseche
	Der weit in den Stadtwald Hinaus, und Gabriele
laufehte in (Gchelndem Glick, was Detlev ihr ver-
fraute. Sinmer ftarker etkannte fie, was fie einft
vetkannt: Der Goldatenbernf, Soadjims Beruf,
war dod) der erlifende. Эш in waffenftarrer,
flanger Sriedensgeit. Lbertragen!’ dadjte Gabriele
wieder nit finnendem Lécheln. ,Er mei} es nicht.
Er ift gana Latkraft, mannfiches Glick. Es bee
fahigt ihn, gu meiden, was er meiden foll: Hofe
fabrt, Geburtsbdiinkel, flachen Qunkerfinn. Es be-
fahigt ihn, gu erreichen, was er erreicyen foll: ein
Goethemenfchentum, ein chrifilidjes Rittermwefen.
Welder Segen, dab icy ihn Soldat werden lies. —

95 Detlev, ein Wchtgehnjabriger, in ber See
[а war, brach der Weltkrieg aus. Wit grogen
ftarren Mugen laufehte Gabriele auf diefe Runde.
Sas hatte fie nicht gewubt .. . Wirklidkeit!
	gellte es in ihren Rrieqertraum. Ste meinte gum
	erftenmal — fle weinte durch eine [cjlaflofe Wacht.
Niemand abnte es. Arr Wtorgen trat fie auf:
recht und heiter gu Detlev. Gr umarmie die
Mutter. Der Raifer — fie folle es denken! —
Der Raifer habe befohlen, dak die Selekta des
Radettenkorps eine Noipriifung ablege! Sofort
werbde er Offigier! Gofort! Und fofort, Mutter
— — es mp doch fein... Gofort! — —

Gie blickten fic eine Weile ftumm in die
Mugen. Dann war es gut. Dann hatte auch
Gabriele ihre Motpriifung beftanden. ,€s iff
dag Griébte, was fiir Dic) kommen kann, mein
Sunge,“ fagte fie. Die fanften Worte der Mutter
gaben ifm eherne Wahrheit. Ou erlebft, was
Nein Vater nur ertrdumt hat.” — „9, шем
doch Vater mit mir ginge!” — ,,Bater fieht Dich.
@laube mir, nist nur die Erde ift in Bewegung
— oben im Himmel ringt es — unabfehbar —
ic) fiib’ s.  —

Sie fah ihn aiehen, nach wenigen Lagen fejon.
Der hiibfehefte Leutnant, eine Worgenbliite am
Hallerfeejdjen Baum. Gie fal ihn giehen und
weinte nidjt. ,Soldatenleben,’ farm fie. ,Iticht
mehr iibertragen. Dein Rind geigt jest ben Erni
— Qir ijt es nur Spiel gemefen, alter, toter Held.
Herrlich Ungufriedener. Lerne jegt von Deinen
бои. Sch bete fiir ihn auf Erden — tu Du
es im Himmel. Wer von uns beiden mag grieve
Rraft fiir ign haben ?* —

Gie mar nun gang allein. Rein Sonntag
mehr brachte ihy den lieben Radetten. Uber fie
weinte nicdjt. Gie lebte in bem ftolgen Sieber
bes Baterlandes mit, die junge Crgelleng. Sie
hatte alles hergegeben, was fte befah. Das wubte
fie mit bliitenreinent Gewiffen. Uns vorderfte