Der alte Wolff
		Vom Winterjchweigen ubermannt,
Giegt ringd das Gand tm Echlaf gebannt.
Cin Bachlein nur, al8 wie ein Mind,
Зш Фе Пе Gefabren blind,
Pon fetnem eignen Gang betért,
Bon niemand alB (ich felbft gehsrt,
Die altgewohnten Gleife ев
Sn ttefe Mulden fich ergiegt;
Und platfhert bin und adjtet’s faum,
Wie glafiges Eis an feinem Gaum
@щ4 Ш ш feine Sropfen drangt,
WS wie mit Armen e8 umfangt
Und dicht in feine Gehleter pitte,
Mit feirem Tod e8 gang erfillt.
Doh wie im Traume flingt fein Wort!
No unterm CEtfe fingt e38 fort.
Das aber folgt ihm auf den Grund,
Verhalt ihm trogighart den Weund:
Ob e& mun endlich) fehlafen will? —
Du meine Seele, (chweige (till!

Kerl Stammn
	Cin Baceln
	Vie Danimerung fag tiber dem breit ein-
gefenkten StallerbergpaR. Ob dem Gipfel
des Wingaborns verglomm der Mtorgenftern.
Gigentiimlic) warm flof der Friihwind durchs
Val und wirbelte an den Bergkinimen den
Staubfdnee ins Mattblaue. Da trat der alte
Wolff, den grauen Kopf vorfehiebend, aus
feinem niebdrigen Haufe. Cr 2049 die fchwere
Urvenholgtiirve am eijernen Ring hinter fich
gu. Das ungelenke [ов krachte und wieder
lag die Morgenftille in der engen Gaffe. Der
Wlte blingelte mit miiden, etwas tranenden
Augen ins Lal hinein, brummelte ein Saglein,
und {tapfte dann die ausgetretenen bret еп
hinunter auf bie Strage.

Er war nicdjt froh geftimmt, gar nidst.
Hatte auc) wenig Grund dagu. Lekten Frtib-
ling waren bie Steine voni Band berunter-
gekoinmen, atten feine Siitte, driiben am
ck, gerfehlagen und die gwei Gorgenkiihe ge-
156+. Geitbem bradjte der Wolff vier Ziegen
miibfeltg genug durdjs Dafein und mit deren
Hilfe fic) felbft, feine Fran und das Rind,
die Urfula. Geftern hatte ihm bas Schickfal
nod) feine ftirkfte Hoffnung verteufelt, die
auf feinen Lod, der weik Gott nicht mefyr
allgufern fein konnte. Gr war einmal, im
3ettel ftand’s, wann’s gewefen, in eine Lebeng-
verficherung eingetreten. Wim Leben hatte er

fich’s abgefpart, bamit der Lod fpater den Seinen
ein Erntefelb fein michte. . Geftern war die Mak-
nung gekommen, da auf den erfien April die
Сива миа зи machen fei. Heute war Ytontag
und die legte Margworhe fehritt ins Land. Michts
gu madjen. Der alte Wolff war nicjt wie die
Lalmenfdjen, die griibeln und forgen. Er wubte
gang einfach, bab nichts gu machen war. Die
Latfache ftanb fo felt, wie broben der Weikberg.
Das war nun mal fo. Wuch der feinfte Seelen-
viecjer Der Stadt wiirde an ihm keine forgenvolle
Miene oder eine ftille Vergweiflung oder fowas
Romantauglices gefehen haben. Cr war kaputt
und bie Siegen mubien ihr Freffen haben und
апп’ ие er in den Cappettawald, Gemeinbde-
Бо fallen geben. Das alles war nun mal fo.
Das alles waren Latfachen; da war gar kein
Grund, 3u griibeln und gu kiimmern. Das war
nun mal jo. Und was gefechehen тив, шаг
auch klar. Unb der liebe Gott wiirde. wohl auch
nicht viel anders fein, als alle Gauern, und fic
abfinden mit ben Latfachen, wenn fie klipp und
Вах рог Ши traten in voller, runbder, felbfiver-
ftanblicher Gewalt.

Die Sehneewehen ant Wegrand waren hoch.
Man mubte ordentlid) flucjen und ftampfen, bis
man fie durdjgebafnt. Der Wolff legte Strick
und Urt auf den Holgftock vor dem Stallgatter,
ging in bag braune Balkengebdude, das vom
{dweren Steinplattendad) und dem Alter darauf
gang fejief gedriickt war, kam mit einem rm
voll Heu wieder und brachte ihn den Biegen.
eu kinnt ihe freffen; aber Dtild) geben, Mild
neben wollt ihr niet!” Die B3tegen meckerten
vergniigte Witwort. Es war fo fin warm im
Stall. GFaft fehwer fiel’s dem Alten, Hinausgue
treten in ben Geynee. Bom Weg herab aber
klang’s von gufammenfejlagenden Cifen. Das
waren die Nachbarn, die mit den Berten gum
Wald aufbracden. Wolff biickte fic) ins Freie,
ов die Tir und ftieh das Sehliefholg forglid)
in die Ofe. So, jest konnte die Ralte Luft lange
unt den Stall [auern. Die Biegen waren дев.

Un Sehulbaus, wo der Wind immer am
тии burchpfiff, waren die Laden noch ge-
{cloffen. Mur der Lehrershund war wach, reckté
fic) und gdtnic dDampfend in die Winterfrifde.
der Schulmetfter fcjlaft noch,  klbhnte der Alte,
dure den hohen Sdnee arbeitend, He, Chriftian,
wart!  rief er gum tief ausgefurdten Weg hinauf.
Dann gingen die gleicymabigen, fanglanten Sdyritte
Ser Nachbarn talauswarts.
	Ant. Schénmann
	Boll fehe ich ihm ins Geficht. Yas flachi
mich an fo freundlich, fo gemiitlie), dab ich mit-
lache.

Und ich fpreche auf ihn ein, ermuntere ihn, bis
id) das kleine Loch iiber dem Hergen fehe.

Steif, kalt war der Wann, nur das Léeheln
hatte mir Leben vorgetinfdt.

Sch habe ihm feine Flafche nidjt abgenommen
und bin rafey gegangen. Habe immer gemeint,
ich hire ihn hinter muir lachen, den [uftigen Toten
am Wege.

Geim ndchften Strohbaufen ift mix ein anderer
in den Wrmen geftorben. Wit fedymergvergerrten
	Sligen, angfterfullt.
So fterben die meiften. Go febe ich es obne
	Scdjyaupern.
Uber der Tote dort am Wege, mit dent ich
	3wtefprac) Hielt — —
Sch fehe ihn immer noch бе,
So freundlich, fo gemiitlic.
Sch kann das Geficht nicht los werden.
	Dr. Dengoldt, SFelounterarat.
	Créfttiver Sermon
	So Dein Schickial Dich beftirgt,
Werde klug, ihm gu enthommen.
Sedbem wird fein Leiden frommen,
Per es mit Erkenninis wiirst.
	Sache findeft Qu ftatt Raum,
Willft Qu ein Erlebnis greifen:
Hurtig wandern Slimmerftreifen,
Und iby Srugbild iff Dein Sraum.
	Suche nicht mit oummer Lift

Die Geftalten gu verwirren —

Cachelnd [aR fie weiterfehwirren,

Der Du felbft nur Schatten bift.
Lent Ungel
		Wir atten fie aus den Vorfern hinausgejagt
und bas weite Geld vor ber Hbbhe bei hellem
Sonnenfehein an uns geviffen.

Borne knallte, drbhnte es, und ab und 3u
{choffen wie bie Bilge die Schiigenlinien aus dem
Grlin, gingen vor bis das griine Kraut fie wieder
verbarg.

Wie beim Berfteckenfpielen.

Mander ftand auch nicht wieder anf.

Dem hatte ein kleines Gefdjok den Rock
durdlbchert und das Solbatenkerg dagu.

Aus den gerfehoffenen Garten gehe ich vor
und fudje nad) Gerwunbdeten.

Da lagen gleich) gehn beinander, fauter Fran-
gofen. Gie winkten mir und bater um Hilfe.
Sch tvifte fte und vermeife auf den Abend, da
wiirden fie gebolt, erft kamen die unferen Этап.

Фех еше dankt, ber andere blickt ftumpf vor
4 bin, Hatten alle dite Gewehre noch neben
fid). Uber gefchoffen hat keiner.

Hen Toten nehme 14 die voller Flafcen
ab, bie Gebenden ju erfrifcyen, und bald habe
id) ein ganges Flafchenfager an meinem Giirtel
hdngen.

Rufend durdftreife ic) die Gelder.

Grabliche Bilder allerorten. Wher Бахаи
inan gewdhnt. Lauter Lote, — bei denen kam
ich gu fpdt.

Wllmahlich kam ich ins Feuerbereich.

Ginv, flatterten die Querfehlager.

Gin luftiges ScheibenfchieBen auf den unge-
deckien Mann. Aber man achtet auf die Dinger
nicht mehr. Schrapnells find jeyon griber. Dafiir
waren aber die Strohhaufer ba, hart am Wege,
wo ic) den fachelnden Toten fand.

Der fag behaglic) in der warmen Oktober-
fonne auf ber Seite wie gum Ausruhen.

Teh trete Hin. Heh, Pamerad, wo fehlt’s denn?