Alte Pilgplage

Bon F Shrsnghamer Heimodal
	„пашет ©’ keine Sdjwammrerl,  fdjoner
Hert? Edie Pilgling’, bas Pfund drei Mtark
о аиздезетее Эа! Фе’и ©’, fdjiner

err... 

Der_, {chine Herr“ wirft einen kurgen Blick
auf die Handlerin am Biktualienmarkt und ihre
„Вахе“; dann geht er wortlos weiter und gedenkt
der feligen 3eiten, da er noch kein ,fchdner Herr ,
fondern ein barfiibiger Waldbub war. Und vor
feinen Wugen taudjen die Snfeln der Knabeirgeit
aus bem tebelmeer ber Bergeffenheit, griine
Walderinfeln, mofige Wielenrander, weltferne Hal-
den, die uralten Pilgpldge der Heimat, wo die
edelfien und kernigften Steinpilge wuchfen und
emporichoffen wie ... wie die Bilge eben. Wher
bas Pfund kofiete nicht drei Mark fiinfgig, fon=
dern nur ein paar Handgriffe.

Der ,fehine Herr” ift pliglich wieder ein Gchul-
biiblein, Er legt den Schulrangen in die Stuben-
ecke und holt vom Dadjboden einen alten Grot-
korb und einen Feuereimer. Cigentlich ift s kein
Feuereimer, fondern ein wafferdichter Waffereimer;
aber weil er gum Geftande der Seuerwelr gehort,
heift ex Geuereimer.

Wie id) aus der Haustiire wilchen will, ere
hafeht mich noch Baters Blick und PFiff: , Wohin
{chon wieder?  у

wat die Scywammer! ! 

Das ift bem Vater recht; benn die Schwam-
merl ift er fiir fein Ceben gern. Und mir ift’s
erft recht recht; benn icy kenne kein gréferes Bere
qniigen als Gchwammerl fudjen. Sc) wei metne
Pilgplage in den Waldern rings um das Débrf-
lein, meine Plage, die fonft niemand weif. Seder
{ehwammerliuchernide Dirfler wei ja feine Plage,
die er keinem verrat.

Ptit ein paar Spriingen bin ich fehon iiber die
Hofgirten weg; fehleidjend gebt’s tie Hoblgaffe
und die Hafelhecken hinter dem Dorflein entlang,
damit mich ja niemand erblickt! Wie leicht kinnte
mir jemand nachfejleichen und meine Pilgplage ere
forfchen, meine alten Plage, und mir friiymorgens
fehon die fchinften Sdywammer! weg{chynappen.

Da bin ich auch {don in der Barnklau, in
unferm 525181. Bon meitem fchon fee ich die
braune Rappe eines riefigen Steinpilzes, eines
ehrwiirdigen UWtvaters. Cr fagt webder_,,fehsner
Herr  noch , drei Mtark fiinfgig , fondern ergibt
fic) obne meiteres dem [dynetdenden Weffer. Der
Wlte ift noch kernifrif) und mag feine awei Pfund
wiegen. Sed) lege ibn entgiickt in den Feuereimer
als Grundftockk — da, ba fehe ich fehon wieder
einen, einen Pradtkerl, da nody einen, dort wieder
einen .... .

Fiinf, fechs, fieben, act gilt bie Sunge und
das Wiefferlein frhneidet. Denn ваз ше ic)
fchon, die Bilge darf man nicht ausretgen, jontern
mug fie iiber bem Boben abfehneiden, weil man
jon{t den Pilglamen vernictet, der bei ben Stdcken
in ber. Erde fteckt. Sekt kniee ich im Waldmoos
und tafte facht mit den Gingern. Wo ich etwas
Rundes und Hartes flihle, bebe ich das Vtovs
forgfiltig ab; da fchimmert dann inimer das weife
Rapplein eines Steinpilges, ben die Sonne noch
nicht braun gebrannt. Diefe weigen Wovspilze
find mie die unfchuldigen Kinder oder wie die
Rranaljungfrauen bei einer Hochgeit. Wher wiih=
rend icy tafte und fcyneidbe, fehe icy unter einem
Tannling wieder einen Graunen, einen Wtords-
kerl, dick und feift wie der Sraumeifter oder der
Pofthalter im Kirchdorf. Ich weif gar nicht, wo
ich guerft binlangen foll. Der Vrotkorb ift fejon
halbvoll, und im Geuereimer fliegen die Rrangl-
jungfrauen holdfelig beim QWltvater. Sekt laffe
id) mir’s in der Barnklau geniigen. Denn im
Ofdhret *) driiben habe ic) ja auch einen Scdywam-
meriplag. Da wachfen die mit den (chwarabraunen
	* @Gjshret — Gefoheet, Fopvenwald. Val. Virket,
Biichet, Tatnet, Geitet.
	Mor Connenaufaang
	Ver Himmel rubt

Sn fanft gelifiem Grau.
оф [ще bas Land,
Webt feierliche Зтаите,
Und wiegt auf jungem Gras
Die jungen Baume.
	Da hebt aus einer Rrone
Gin Gingen an,
Unendlich gart!
Unendlithe Rufe bann!
Unendlithes Weeken!
Unendlichen Subels
Berhaltene Fille!

Und Atembolen,

Tieffiig, wie Erfchrecken!
Und kofiliche Stille!
	© felig Warten
Am friihen Vtorgen hin:
Sie kommt, fie kommt fa bald,
Die Strabhlende,
Die Herrfcyerin!

Зе Schanderi
	Has hablidhe Madchen
	Du wart me fdjon. Gelbjt in der Bliitegeit
War jener Glang, den ftets die Gugend atmet,
Dir fremd.

Der harte 3ug um Deinen Wtund,
Der ungelenke Gang, die plumpen Hande,
(Bon Deiner Itafe will ic) gar nicht reden),
Sie gaben mancen Anlah uns gum Spott.
Эи ша пе  481. Und graufam, wie man ift,
Solang’ man jung ift und den Sdhmerg nicht kent
Wir lieken Deine Hablichkeit Dich ен.
Bei Spiel und Langen kamft Du fets gu kurg,
Und fand Dich Ciner der Vearhtung. wert,
Gefchah s mit doppelt weer Ginnermiene.
Du warft nie fehin, —

Und jlingft traf idk) Dich wieder,

Als id) in meiner Heimat Strafen ging,
Und fand Dich irmfte haflicjyer als je.
Ratiirlic) fpracjen wit fofort vom Krieg.
Sh trag’ ja Uniform, und Dir am Wem
Prangt licht bes Roten Rreuges CGhgelsgeichen.
Und als Du nun von Yeinen Kranken fprachft,
Von Veinen ,Rindern“, wie Ou gzGrtlich fagtelt,
Brach folch ein Lichtiirvahl Dir aus Deinem Hergen,
Und fo viel Giite quoll aus Deiner Gruft,
Dein harter Ptund fand folche tiefen Worte,
Dah ic) befchdmt an Deiner Seite ging
Und in Gedanken allen Spott Dir abbat.
Wie eine Heilige faft erfchienft Ou miiv.
Und als Qu mir die Hand gum Abfdied gabft,
Die welke, plunipe, ungelenke Hand,
Wei Gott, ich hatte fie beinah’ gektibt!
Du aber gogft fie allgu {ehnell guriick.
Du gingft — es war der alte, fcjlechte Gang,
Den fdjon die Eltern an dem Kind getadelt.
Sc) aber hab’ Dir lange nachgefeh’n
lind meine Geele Граф: , Wie bift Ou fein!”
	Karl Ettlinger (Unieroffizier im Felde)
	Schwam merlinge
	Karl Hermann Miiller