Ferdinand Spiegel (Miinchen)
	gerichtsrat fing thn auf und meinte Геи im
Boriibergehen: ,Das ift aus Horag.” Er fagte
es mit fo felbfiverfttinblicher Wiene, dab ich mich
innerlicy vor dem grofen Lateiner verbeugte.
Wis wir fpater im Gafthaus beifammen fafen,
bradjte er felb{t wieder die Sprache davauf. „©
werden fid) wohl gewundert haben, dab ich gleich
wubte, bab ber Spruch aus Sorag ift?” Ich bee
jahte und gewih nicht aus blofer Hiflicdhkeit.
vO will Shnen bie Sache klar machen,” fubr
Dr. Febler fort. Se habe namlicy folgendes
gritnblich erprobt, Wenn ich etwas gar nicht tiber-
jeyen kann, ift bie Stelle ftcjer aus Horag; be-
merke ich, dab icy hie und da einen halben Sak
verftehe, Dann ift es aus Birgil, und wenn die
Sache zur Mot von ftatten geht, ift der Sag aus
Ovid — am haufiglten aber,” {djloh dex Rat feine
Beidjte mit liftigent Wugenbligen — am haufig-
fen aber kommt mir pod ber Эотаз
	Scheibe ,Rosl“
	Suchte ich ihn vielleicht beshalb fo gern auf? Dab
	er aber noc) eine andere Cigenfdjaft bejab, erfubr
id) erft auf diefem kleinen Musflug, den ich mit
ihm machte; namlich, dab er ein vorgiiglicher Lae
teiner war und das, obwobl er feit feinen Gym-
naftalgeiten dod) fdjon einen hiibfd) langen Weg
gurlickgelegt hatte. Wnfehen konnte man dies dem
jugendlichen Herrn freilich nicht. “Хит, bie Sache
trug fic fo gu:

Unfer Weg fiihrie uns an.einer Billa voriiber,
deren Gefiger fie mit einem lateinifchen Zitat ge-
{djmiiickt Бане. Unter uns gefagt, id) konnte es
niemals tiberfegen, fo oft ic) aud) an ber Billa
voriibergehommen war, und hatte aud) nicht die
entferntefte Whnung, von wem der Spruch war.
Gerade deshalb hatte mic) die Wuffehrift immer
intriguiert.

Wis ich jegt mit meinem Begleiter voriiber-
pilgerte, warf id) unwillkiilid) wieder einen Blick
auf die ratfelhafte Snfcbrift. Der Oberlandes-
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	wurden ausgeladen, formierten fic) gur Solonne
und marfebterten gleich ins Feuer. Er fclob fich
an; niemand adhtete feiner.

Der Ungriff gliickte. Ciner ftitvmte allen voran;
im ODunkeln erkannte man nicht redjt, wer das war.

Als man das Sehlachtfeld abfuchte, fand man
auc) ign. Giner der Rrankentraiger leudjtete ifm
ins Geficjt und war erftaunt, bas Untliz eines
Toten fo wunderbar verkldrt gu finden.
	Hyer Sateinfenzier
	Dak der Oberlandesgerichtsrat Dr. Febler als
Borfigender ein Vlann voll Umificht und Cinfidht
war, wubte ic) [angft. Ebenfo, dak er auberhalb
feines ftrengen Gernfes von ewig jugendfrifcyem
Humor erfiillt war, fo dab felbft der gréBte Fadian
in feiner Gefellfdaft etwas aufgefrifdjt wurde.