Cine Khetnfahri.
		nen Wipfel hod) uber die zerfallenen Gemduer erhebt, —
Und al8 wir uns Rudedheim und Bingen ndberten, wo
Das engere Rheinthal beginnt und ber machtige Strom
in ein enged Bett gedraingt, gwifden iiberhangenden Gel
fen dabinbrauft, bie von malerifehen Ruinen gefrdnt find,
Da evflirt der WUite den Kindern fehr ausfiihelich, wie der
Strom, frither durch diefen gwHlf Stunden breiten Felfenz
wall in feinem Laufe gehemmt, von Bafel big Bingen
einen Gee bildete und wie ¢8 ihm erft in Sabrtaufenden
gelungen, den Damm зи мерой ен, gu durdbrechen,
und fd fo ben Weg gum Ocean yu babnen. — Dann
ergiblte er die alte befannte Sage vom Maufethurm, und
geigte uns den wenige Gajritte bom rechten fer im
Waffer liegenden Mihlftein, in dem das Herz ded rheini-
fchen Gefchidtéfdjretbers Nicolaus Vogt, auf der dure)
ein eiferncd Kreuz begeichneten Stelle, in einer Raplel cing
gefenft Itegt, wie er felbft in feinem Yeftamente bez
ftimmte.

Am Ufer, nahe beim Miihlenftein, fteht das gefehmirctte
Bild des Heiligen Nicolaus in einer Nifdhe. Die Schiffer,
die, wie ibherhaupt die Rbeinlinder, treu am Glauben
ihrer Biter halten, infofern diejer nicht Kaftetungen und
Kreuzigung bed Gleifches fordert, rufen nod immer St.
Nicolaus zum Beiftande an, ehe fle durch da8 fogenannte
Bingerlod) fahren, obwohl jest faft alle Gefahr burd
Befeitigung der Gelfen und Mlippen verfdywunden ft.
Sie befranzen den Heiligen mit Blumen und legen зи
feinen Giifen Geliibde nieder, die allerdings nicht immer
gebalten werden, trogdem in diefem Galle die Mache ded
Heiligen gu fiirdten iff. Unfer muntrer Ergdhler fihrt
dad Beifpiel сии ОИ ап, der St. Nicolaus eine
Kerze gelobt hatte, fo grof wie der Daft feines Sehiffes,
alg aber bie Gefahr boriber war, fein Geliibbe bereute
und fid) sornahm, aud) nicht das Fleinfte Qicht gu opfern,
wortiber ber Deilige fo zornig wurde, аб er nachtrage
Tidy dad Schiff mit Mann und Maus zu Grunde gehen lief.

Und fo weif er von jedem Steine und Gelfen, von
jeder alten Kirche und Stadt cine Legende und Gage —
  und aud alé das engere Stheinthal mit feinen giqantifden,
dunteln Selfenmaffen uns aufgenommen hat, und mit der
BVerdnderung der Scenerie, vom Sdyllifden gum Pittored-
Fen, fic) auch der Geift ber Sage verwandelt und die Roz
mantif auf bem DHintergrunde der Gefchichte uns entgegen-
tritt aud ben zabllofen Muinen, die mit ihren verwitterten
Gefldtern gon den Felfen Herab in dew Rhein feyauen,
den fee cinft beherrfayter — da ergiflt ev ung, wie diefe
Burgen erbaut wurden, um den Kaufmann, der den
Strom befuhe und den Harmlofen Wandver im Thale Rut
pliinbern: oder ifm einen rduberifden Boll absunehmen;

 
	priefenen Chen gehen, fondern [teber eine ее 118 Зи
thal machen, wad auch feine feysnen Bartien hat. Sdyon
bie MKofterruine Paulingelle ift e8 werth, bas man die
Reife dorthin unternimmt. Die andern fednen PBuntte
und malerifeben Orte Hat man als Bugabe. G8 ward
hierltber debattirt, abgeftimmt und die Mehrgabl ent-
{cdhied fich fiir den Tegten Borfehlag.

Die Morgenfonne eines herrliden Junitage’s befchien
die StraBe bon UArnftadt nach Monigfee fo heiter und
mild, рав ihr Strahl dem fdyuldlofen glidlichen Qicheln
in bem Wntlig eines Kindes glidh, alB ein gewoshnlicer
Reiterwagen mit jungen euten befrachiet, auf derfelben
hinrollte. Die finf Stunden Weged gwifdyen beiden
Феи waren bald guriicgelegt, ber Wagen hielt in dem
beften Gafthof de8 Stddtchens und unfere Freunde mady-
ten die MUWusfliige nach den fchonften Bunkten der Um-
gegend zu Yufe, nachbem fee fic) im Stidtchen felbft ume
gefehen, und ihre Mabhlgeit genoifen Hatten.

UB fie fid) der Ruine des Klofters PBaulingelle naher-
ten, erbebten die alten Mauern von den Xonen der raue
fenden Muff, weldje ihnen entgegen fcjallte und den
Klang der Hellen Stimmen und ded frbhlichen Geladters
trugen bie Winde ihnen entgegen ale Ginlabung gum
Srobfinn und Willfommen auf diefer romantifcen Sohe.
	(Borfepung folgt.)
Cine Rheinfahrt.
	(Shlup).
	38 das Ochiff an Winkel voriberglettet, оз
	er: Der Bifchof Mhabanus Maurus habe hier ein Bete
haus befeffen und dite Mhufe fiir ewige Beiten yon
ba verbannt, weil fie fein Mefhuch benagten; und bie
Erbe von ber Stelle, wo das Bethaus geftanden, fet
heute nod) ein untriigliched Mittel gegen Ratten und
Miufe; allerdings, fligte er bet, Habe er eB nie pro-
birt, er Fenne auc) Keinen, ber e8 probirt hatte, aber
wahr mifte e8 Dod) fein, denn die ganze Gegend
glaube e8, und er wolle Keinem rathen, diefem frommen
Glauben entgegen gu treten. Und ald рав ФВ Зо:
hannisberg von feinem beriihmten Berge auf die gefeg-
neten Slurcen und in den funfelnden Strom Hera fehaut,
wie von einem Rdnigdthrone, fAllt ihm ein, wie der
Fitrflabt bon Fuld, gu deffen Herrfchaft die Fdfilichen
Weinberge friher gehsrten, cinmal feine Monde gu einem
Trinkgelag dahin einlud. he fle anfingen, den Wein
at probieren, hatte er bie Monche gefragt, ob fle woh!
ihre Breviere mitgebradt Hatten, um fich mit einem ane
bidjtigen Gebete vorgubereiten.  Befttirzt und ftumm
	Hatten fie alle gur Erde gefehaut, denn Feiner war damit   und bon dem Siadtebund, durdy den bie Ptaubnefter end=
perfehen — al8 aber der Ubt nach einem PBfropfengicher lic) gerfldrt und gebroden wurden; und von Rudolf von
fragte, Da waren We faynell in ihre Tafdyen gefahren  Habsburg, der die vitterliden Wegelagrer auffniipfen
und Seder Hatte eins oder gwei dtefer Inftrumente gum   lich wie gemeine Dice und Rauber, die fle auch waren.
Borfchein gebracht. — Bet Geifenheim fang der Alte dem)  Dann-verdrangen wieder Heitere Bilder die Erinne-
Weine ein Loblied und ergihlte von dem ehematigen   rungen an cine diiftere, gewaltthitige und robe Beit, und
Softer Marienthal, deffen Ruinen in tieffter Walbetn- und alé wir bei einer fcharfen Biegung ded Mbeins =

famfcit едем миф бой den wunderthdtigen Marienbildern   Tid) die Pfalz erblicten, die mit ihren grogen und Fleinen,
	welche Die Kirde friber gu einem Wallfabrtsorte mache   mit Fahnen und Fahnden gefdmiidten Thirmen mitten
ten, in ее О Ще fegt eine Linde fieht, die ihre grit aus den Wellen auftaucht, wie ein machtiges Kriegshiff,