Die Rranjwinderin. — Die Ginfllinge. 303
	 

 

war ber alte Ehrenfried nod befdhaftigt gewefer, die
Leste Beile an eine herrliche Landfdhaft zu legen, welthe,
©4108 циь Stadtchen Aarhaufen darftellend, das dag-
malige Angebinde gu dem in zwei Worhen flattfindenden
Geburtstage der Grafin abgeben follte, eine finnige An-
fpielung auf die mit demfelben eintretende Bolljabrigéett.
Brig Harte, aufer feinem iebedfummer, nod) eine fon-
berbare Nachricht mitgebract. Wuf bed Kammerjunkers
AUnirieh, der feinem Borfehlage die befte Wbftat unter-
legte, war die Surubefebung bed alten Reigenflein mit
goller Benfton von Mathilden befdoffen worden. Die
Kammerdame jedoch, welche neuerdings, auf Arthur s
Sreundfchaft geftiigt, allerlei Bratenftonen madhte, und
pon dem alten Reigenftein bet einer folchen derb abge=
fertigt worden, hatte jene beporftehende Gunft dem Pflicht=
getreuen gegentiber andentungaweife fo commentirt, dab
ev fle lediglich al8 Buridfebung anfeben mufte, und aus
eigener Machtoollfommenheit prophesett, auch bed Hof-
maler8 Gtern fet im Grbletdjen. Chrenfried Seblegel
gernahm diefe Rotiz fopffduttelnd, fagte aber weiter
nichts zu dem ergiirnten Singling, als: „3%, шей
Sohn, ich Habe nod gu malen!” Und dod ftellte er,
al8 fic) Brig entfernte, die nod) unvollendete Landfchaft
gon der Staffelet weg. — — —

Der Hofmaler war ein geplagter Mann: denn nun
fcien ihn auch nocy ber Kammerjunfer mit feinem Ber-
trauen beehren gu wollen. Diefer fiellte fic) an einem
fchdnen Morgen auf Seplegel’s Zimmer ein, und begann,
nad) einer der audgefudhteften Lobfpride, auf fein Biel,
die Gand feiner Coufine Mathilde, Tosguftenern. @©8 fet
(behauptete er), bet Lebzeiten ein ausgefprochener Wunfch
des Grafen von Aarhaufen gewefen, beide Linien wieder
qu einem Daufe zu vereinigen, und er glaube daher nidt
mit Unvecht, ben dauernden Cindrud, weldjen er auf dad
Herz feiner Couftne gemacht habe, und dem eine warme
Siirfprade feitend ded ydterlichen Freundes die nature
gemife Richtung gewif gu geben vermige, benugen зи
ин. Олени ео Феде Гаде auch bier wiederum
1108; er nidte nur mebhrmalé bedeutungdyoll, was
Urthur ale eine Bewegung zu feinen Gunften auffagte.
Rewterer hielt eB nun fir gut, nocy einen Schritt weiter
gu wagen. Wus Hem angeblichen Wunfehe bed BVerftor=
benen meinte er folgern gu diirfen, daf der Graf bet feiner
Unterredung mit dem Hofmaler furg vor feinem Tode
etwas barauf Beziighicjes gedufert haben mitffe. Chren-
fried Schlegel nicte abermals mit vieler Gravitdt. Nun
ri8lirte WArihur einen Gauptcoup.

 Diffen Sie wads, Bapachen,” fagte ev mit erheu-
chelter Bartlicbfeit, , helfen Gie einem Liebedtranten in
ben Ghehimmel; Gie follen einen famofen Жиру фей
erhalten. “

Der Hofmaler nite mit einem grdulichen Lachen,
wie ein alter Satyr. ,, Und der wire?” fragte er [eymunz
elnd.

Der Kammerfunker zog ein Papter Hervor und  erz
wiederte: , Mein Onkel hat vor einem halben Jahre dad
Portefeuille des Snnern erhalten, und muff eben jet
pie Stelle eined Fdniglidjen Gallevicinfpectoré befegen.
Geftern fchictte er mir die Vocation mit der Bitte gu,
	Ry i
	Die Kranzwinderin.
Hiergu ет Фа наф $. G. Meyer von Bremen.
	RKaum hat die Morgenrothe
Die Bergeshsh’ getust,

Raum hat die Lerde fingend
Den Burpurftral beqript —
	Фи МИ {фой Фе geqangen
Ут Ней Уосвет аи:
Weit viber Garten und @Wiele,
MWeit uber Berg und Mn.
	Des Lenges junge Minder

Hat Deine Hand gepfilidt;
Hit felbft ein holdes Bliimden
Mit Friblingspracht gefdymuct!
	Mun bindeft Du gum Krangze
Den duft’ gen frifehen Straus: —
Was fiifrie gu dev Ernte

Did gar fo frith hinaus?
	— Зи Vaters Angebinde
Haft Du den Krany erwahlt
Und findlid) fromme Wiinfehe
Der Gabe fill vermablr.
	Bergipmeinnidt und Iofen,
Und Keeffe und Suunergeiin,
Und brennende Liebe und Melfen
Cypreffe und Rosmarin —
	Фи Haft fte all? gefamimelt,
Du holte Gartnerin;

Und lle bedeuten fie Liebe
Dem ceinen MKinbesfinn.
	S) feqne Gott Dein Hergletn,
ind hit und twahre Dein,

nd mbg’ oer Sinn der Vlumen
Dir ftetd verfelbe fein!
	Mogft niemals RKrange twinden
Fm falten Leben dereinft
Wy Du die Freudenblumen

Bur Seite leq — und weinft! 6. я.
	Hie Oiinftlinge.

(Fortfegurg.)
	Mit anfdheinender Gleichgiltigfeit horte Фе ded
jungen Sorflmeifters Geftindnig an und fdywteg. Was
follte er auch antworten? Wie die Gachen gegenwirtig
Пален, У сх ed fiir rathfam, fic) noch mehr in fic)
guriidzuziehen, und, weil er Vorftcht fir die Mutter des
halben Gelingens hielt, befdylof er aud in diefem Fale
ftandpaft zu bleiben und nicyt theilgunefmen an Frigens
ungebehrdigen Wefen. Wir haben bet dem Beginn
diefer Ergdhlung ciner dedfallfigen Converfation begegnet,
und dergleicden tum faft tagtiglid) oor. Denn, wenn
Brig eB auch neucrdings vermicd, in den Gemadchern der
Grifin Dem Kanmmierjunter ale Folie oder Stichblatt gut
dienen, fo tam er um fo ofter gu Ehrenfried Sayleget
178 Gdhlof, um bet ihm fein Nbervolles Herz anszue
fepiitten. Зи Wnfang der oben berithrten Unterredung