SMujtrirte Зецииа.
	Rasse bat er das amerikanische Yolk zu der auserwablten Nation
bestimmt, um in der Wiedergeburt der Welt die Fiibrung zu
iibernehmen. €r hat uns den Geist des Fortschritts verliehen,
damit wir auf der ganzen Erde die Krafte der Finsterniss tiber-
waltigen. €r hat uns zu Adepten im Regieren gemacht, damit
wit wilde und greisenhafte Uslker beberrschen. Dies ist die
gSttliche Mission Amerikas!“

* *
	curopa konnte diese weltpolitischen Phantastereien kiibl
	und rubig verfolgen, wenn sie nicht durd) die Gestaltung der
	weltwirthschaftlicben Uerhaltnisse eine bedenklidje Unterlage
erbielten. Die nordamerikanische Gefabr ist in politisdyer Bin:
sicht Zukunftsmusik, in witthschaftlicher Binsicht aber eine
Sorge der- Gegenwart. Europa ist mit der Beschaffung seines
Bedarfs an Lebensmitteln bis zu einem gewissen. Grade ab-
hangig von Nordamerika geworden, in noch hoberem Grade
mit seinen Beziigen an Robstoffen, namentlid) Baumwolle.
Europa wird bedrangt durch die Goncurrenz der nordamerika-
nischen Industrie in Gestalt der grossen Crustgesellschatten aut
dem eigenen Markt und muss befiirchten, bei weiterer €r-
starkung und Zusammensdliessung ‘der nordamerikanischen
Industrie auf grosskapitalistischer Grundiage den Weltmarkt
mit seinen wichtigsten Absatzgebieten zu verlieren. Waren
diese wirthschaftlichen Besorgnisse begriindet, dann miisste sich
Europa allerdings mit dem triiberi Gedanken befreunden, dass
in einer absebbaren Zeit der Schwerpunkt der Weltpolitik und
damit die Welthertschaft auf die westlice Kalbkugel iibergebt.
* *
*

In der kurzen Spanne Zeit von 1890 bis 1900 stieg die
nordamerikanische Hustubr von 3509 auf 5854 Milliarden Mk.,
die Ginfubr dagegen von 3313 nur auf 3565 Milliarden Mk.,
die Ausfubr ап landwirthschaftlicjen Erzeugnissen von 2614
auf 3511 Milliarden Mk,, die Ausfubr an Sabrikaten von 785
auf 1822 Milliarden Mk., die Baumwollerzeugung von 3,, auf
4,, Milliarden Pid. Nordamerika bat nicjt nur seine Ausfubr
an Lebensmitteln und Robstoffen vermehrt, sondern auch, und
zwar verbalinissmassig noch viel starker, seine Ausfubr an
Industrieerzeugnissen. Es-bebalt seine grosse Kraft als:-Agri-
	culfurstaat und entwickelt sic) dabei zu einem Industri¢staat
	ersten Ranges. €in so leistungsfahiges und zugleicy so grosses
Staatengebilde ist in der Weltgeschichte noch nicht dagewesen
und zeigt gegeniiber den europdischen Staaten im einzelnen
oder im ganzen betrachtet eine entschiedene, in ihren Riick-
wirkungen nod) nicht abselbare Ueberlegenheit.

Diese Ueberlegenheit kénnte schon jetzt in jedem Augen-
blick bervorgekebrt werden, wenn die Dordamerikaner einen
Ausfubrzoll auf Rohbaumwolle legen wollten. Da die euro-
paischen Lander ihren Baumwollbedarf zum gréssten Cheil aus
Nordamerika bezieben, so wiirden ihre Baumwollindustrien
den unentbehrlichen Robstoff zu erbébten Preisen einkaufen
miissen, wabrend die nordamerikanische oncurrenz diesen
Rohstoff billiger erbielte, sodass sie in die Lage kame, die
Baumwollwaarenausfubr Englands und Deutschlands auf dem
Weltmarkt zuriickzudrangen. Uorlaufig muss zwar Dordamerika
von den {0 Mill. Ballen Baumwolle, die es jabrlic) erntet
6 Mill. im Ausland absetzen. Da es aber an Ersatz fiir die
nordamerikanische Baumwolle nod) feblt, so wiirde durd Auf-
erlequng eines massigen Husfubrzolls dieser Absatz nicht де:
fabrdet, sondern der Rohstoff fiir die europdischen Fabrikanten,
was der nordamerikanischen Baumwollindustrie sebr erwiinseht
	ware, vertheuert werden.
р
		78
	(т. 3055. 16. Запиат 1902.
	sie sich die Stetigkeit ibres Betriebs, machen wirksame Reclame
fiir ihre Erzeugnisse, durchlichern die fremden Zollsc)ranken
und bereiten eine Steigerung der Ausfubr nicht nur nad
Curopa, sondern aud) nach allen anderen Cheilen des Welt:
markts vor,

Bereits gingen nordamerikanische Locomotiven und sonstiger
Cisenbahnbedari in betrachtlichen Mengen nad) Russland, Siid-
afrika und selbst nach) Uganda, wo sie die englische Industrie
zuriickdrangten. In Ostasien macht sic) die nordamerikanische
Baumwollindustrie bemerkbar; nordamerikanische Koblen finden
in Siideuropa steigenden Absatz und sollen auch auf dem
deutschen Markt concurriren kénnen. Паф 15 Jabren soll
Nordamerika angeblic) sdmmitliche Mittelmeerstaaten mit Koble
und Eisen versorgen kénnen!
		Die nordamerikanische Getabr.
	Weltpolitishe Wandiungen, — Alamerika, — „Оег Stille Ocean ist unser

Meer! — Nordamerikas Weltherrschafi. — Keine blosse Phantasie, — Seine

witthschattliche Ueberlegenheit. — Die nordamerikanische Concurrenz, — Ause
fubrpramien der Crusts, —— Crustbesirebungen, — Zur Abwebr.
	(Ui: hat seit einigen Jahren die Welt ihr Antlitz verandert! 
sagte Kaiser Wilhelm Il. vor einigen Jahren in Hamburg.
»Alte Weltreiche vergeben, und neue sind im Entstehen Бе.
gtiffen. Nationen sind plotzlid) im Gesidhtskreis der Uslker
erschienen und treten in ihren Wettbewerb ein, von denen
kurz zuvor der Laie nod) wenig bemerkt hatte.“ In der Chat
bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts itbte Europa die Vor-
herrschaft auf der Erde aus. Allle politischen Sragen von
Wichtigkeit, aud) in den fernsten Candem, wurden von den
europaischen Madhten entschieden. Diese Uorherrschaft Europas
ist nicht mehr unbestritien. Uon Ostasien her, das dud den
Japanisc)- chinesischen Krieg aufgeriittelt wurde und seinen
Eintritt in die Weltwirthschaft vollzog, hat Europa zwar nichts
zu firchten, auch nichts von der gelben Gefabr, wenigstens
vorderband nidbt. Auf der westlicden Halbkugel erwuchs aber
mit erstaunlicher Sdynelle der neue Goncurrent Europas in
Weliwirthschaft und Weltpolitik, ein Gemeinwesen von iiber-
legenem Reichthum der Natur und einer verbliiffend industridsen
Bevolkerung. Dac) dem leichten Siege itber Spanien erlangten
die Uereinigten Staaten von Amerika zu ihrem weltwirthsdyaft-
lichen auch weltpolitisc)es Selbstbewusstsein. Das Kerausgeben
Nordamerikas aus seiner monroedoctrindren Selbstbeschrankung
beginnt weitgreifende Riickwirkung auf die Weitlage zu iiben.
Der Einfluss der einzelnen europdischen Machte tritt zuriick,
zunadst vom Standpunkt der grossen Weltreiche, des britischen,
des russischen und des nordamerikanischen, betradytet. Italien
und Oesterreich sind kleiner als eine ganze Reihe der nord-
amerikanischen €inzelstaaten, Srankreic) ist nur um 7/, grdsser
als Galifornien, Deutschland um 7/, kleiner als Cexas.

Solche weltpolitishe Wandlung zu Ende des 19. Jahr-
bunderts kennzeichneten des Kaisers Worte.
		Gegenwartig bestehen in Nordamerika 600 grdssere Crusts
mit einem Gesammtkapital yon 50 Milliarden Nk. Bei solcher
Kapitalsmacht ist gar nicht abzusehen, was kommen wird,
Wenn einmal diese Crustgesellschaften die Ausfubr um jeden
Preis forciten und beispielsweise 100000 Doppelcentner Stahl
nach Europa werfen.

Cinige dieser Crusts arbeiten mit ungeheuerlicyen Rapitalien,
$o der Stabltrust mit 4, der Eisentrust mit 4,, Milliarden Mk.
Die Filbrer dieser grossen Crusts, die geborenen Uertreter der
nordamerikanischen Grossmannssucht, haben wiederbolt die
Verfiigung iiber grosse Dampfetlinien im Atlantischen wie im
Stillen Meer fiir nothwendig erklart. Carnegie und Morgan
erblicken. in. der Uereinigung der wictigsten Dampferlinien
in nordamerikanischen Banden einen weiteren mactigen Schritt
zur Controle des Welimarkts durch die Republik. Ihrer Uor-
herrschaft fiber die Welt sei dann der Weg gebahnt. Tnzwischen
sind von den Crusts einige englische Schiffahrtsgesellschaften
angekauft worden, was ibnen aber nicht geniigt. Uon den
beiden grossen deutschen Schiffahrtsgesellschaften sollen sie
Actien in nicht unerheblichen Betragen erworben haben. In-
dess wird Deutschland einer Amerikanisirung seiner beiden
grossen Schiffabrisgesellschaften vorzubeugen wissen. Dazu
genilgt aber nicht eine blosse Satzungsinderung, wonad im
Vorstand und Aufsichtsrath nur Reidsdeutscye sitzen kdnnen,
da eine solche Uorschrift mit Hilfe von Strohmannern ит.
garigen werden kann; dazu ist vielmebr ein wirksames Auf:
sidjtsrecht der Reichsregierung nothwendig.
		Die Besitzergreifung RHawais durd) die nordamerikanisdye
Republik war ein kleiner Schritt, aber der erste und widhtigste;
er durchbrac) den Grundsatz der Monroedoctrin. In dem
Kriege mit Spanien eroberte die Union nicht nur Cuba und
Portorico, sondern aud) die Philippinen. Ein eigenartiger Impe-
tialismus, und zwar ein republikaniscyer, der schlimmste,
weil ohne Imperator und ohne dessen Uerantwortlidkeitsgefiibl,
tritt hervor, wie der Krieg mit Spanien durch grosskapitalistische
Interessenten entfacdt und durch) die gelbe Presse in die
Massen getragen; er gelangte zur Herrschatt und erregte das
obnehin nervise Volksgefiibl zu phantastischen Uebersd)weng-
lichkeiten. Heer und Flotte werden verstarkt. Nordamerika
treibt Husdehnungspolitik. Die Monroedoctrin wird erbartet;
sie verbietet den Europdern jeden Eingriff in amerikanisches
Gebiet, zunacyst politiscd). ,Jeder марте Patriot muss den
Cag herbeisehnen”, sagt Prasident Roosevelt in seinen ,Ame-
tican Tdeals“, ,da nicht eine einzige europaische Macht auch
	tur einen Suss breif von unserem amertkanisden Boden шие: -.
	hat.“ Man sucht den allamerikanischen Gedanken zu vertiefen
und die mittel: und siidamerikanischen Staaten’ unter die Vor:
mundschaft Nordamerikas zu bringen. Amerika’ den Amerikanerm,
4. h. Amerika den Nordamerikanern! Letztes Ziel ist die Be-
gtiindung einer staats- oder vélkerrechtlic) festgesteltten Uor-
herrschaft der Union iiber ganz Amerika.
* *
#
	Und noch viel weiter schweifen die weltpolitischen Phan-
tasien gewisser nordamerikanischer Politiker. In Ostasien haben
sie Gleidyberechtigung mit Europa erzwungen und suchen
Sondervortheile zu gewinnen. Nad) dem Ausbau des Nicaragua-
kanals, der den Nordamerikanern eine feste Stellung in Mittel-
amerika schafft, hoffen”sie ihre Plane auf das Stille Meer ver-
witklichen, es zu einer nordamerikaniscen Interessensphare
machen zu kénnen. ,,Unser hauptsachlichster Kandel wird in
Zukunft nach Asien gerichtet sein”, sagte der Senator Beveridge,
»der Stille Ocean ist unser Meer!“ Ende 1901 dusserte Staats-
secretar Hay: ,Wir sehen unsere Interessen im Stillen Meer
als so grosse an wie die irgendeiner anderen Macht und zu
unbegrenzter Entwicklung bestimmt. Das Kabel durch) das
Stille Meer und der Mittelamerikanische Ranal sind fiir den
Gebrauch aller woblgesinnten Udlker, aber unter ausschliess:
licher Controle Nordamerikas.“  Nordamerikanische Koblen-
Stationen sollen rund um die Erde angelegt werden.
		Was haben die europadisdhen Uslker und Staaten nun zu
thun, um der nordamerikanischen Gefahr, die vorlautig noch
eine bloss wirthschaftliche ist, wirksam zu begeqnen?

Durch Selbsthiilfe lasst sic) manches erreidyen. Crustgesell-
schaften von solcher Kapitalskrait wie die amerikanischen
konnen freilic) die europadischen Ustker nicht zu Stande bringen.
Aud) der rastlose und thatkraftige Industrialismus der ord:
amerikaner ist kaum zu erreichen. Dod) haben beide €r-
scheinungen, die Crusts wie der Industrialismus, ibre socialen
Bedenken, die bisher nod) leidlid) unterdriickt werden konnten,
aber in den zunehmenden Arbeiterausstinden bereits hervor-
zutreten beginnen. Man geht in Nordamerika vielleicht zu
sebr ins Grosse und specialisirt sich auch zu sehr, wahrend die
europdische Industrie, namentlic) die deutsche, vielseitiger ist
und unleugbare Uorziigebehauptet. Nachahmenswerth bleibt
nachst der bewundernswiirdigen Organisation des пота.
amerikanischen Erwerbslebens die Anwendung arbeitsparender
Maschinen. Auf die Erhshung ihrer Leistungstahigkeit muss
die deutsche Arbeit bedacht sein, schon um die nordameri-
kanische Concurrenz auf den fremden Markten bestehen zu
kénnen.

Aber auch die europdischen Staaten miissen an Abwehr-
massregeln denken, zundchst jeder fiir sich, nachdem alle Be-
strebungen auf Herstellung eines zollpolitischen Zusammen-
schlusses auch nur der europaischen Festlandstaaten bisher
nicht zu verwirklichen waren und aud) fiir die nachste Zukuntt
noch aussichtslos erscheinen. Tmmerbin bleibt zu hoffen, dass
das weitere Hervortreten der nordamerikanischen Gefabr die
europaischen Staaten néthigen wird, sic) iiber ihre Sonder-
interessen hinweqzusetzen und gegeniiber Nordamerika, aber
auch gegeniiber dem britischen und russischen Weltreich, die
héhere Wichtigkeit der gemeinsamen Interessen anzuerkennen.
Vielleicht ersteht auf dem europdischen Festland eine iiber-
ragende Persénlichkeit, die diesen Gedanken zur Geltung bringt,

Die nordamerikanische Goncurrenz ist gross geworden durch
hohe Schutzzdlle; sie konnte ibre Austubr rascher entwickein
infolge der verhaltnissmassig niedrigen Zélle der europaischen
Staaten. In letzterer Hinsicht bereiten die Regierungen der
europaischen Festlandstaaten Abhiilfe vor; sie folgen den
handelspolitischen Bahnen Nordamerikas im Hinblick aut die
grossen Erfolge hober Schutzzélle und stellen neue Carife mit
erhohten Stellen auf. Die wirthschaftliche Entwicklung Nord.
amerikas bat atch unter den Uolksvertretungen der Staaten
des europdischen Continents die schutzzéllnetiscye Strémung
verscharft. Weite Interessentenkreise fordern in Deutschland
wie anderwarts ausgiebige ZollerhShungen in der Beflirchtung,
dass sonst die nordamerikanische Concurrenz auf das heimische
Erwerbsleben vernichtende Riickwirkungen iiben konnte. Und
so schreitet auch Deutschland zu Zollerhébungen, zunachst mit
Ritcksicht auf die nordamerikanische Gefahr. Bei der Auf-
stellung des Zolltarifentwurts bestand indess nur die Ab-
sicht, den Giiteraustauscy Deutschlands mit Amerika, der im
Jabre 1900 mit einer Mebreinfubr von 580 mill. Ik.
zu Gunsten Nordamerikas abschloss, wieder ins Gleichgewichi
zu bringen. Macht Nordamerika Zugestindnisse, so wird es
das Deusche Reich, um zu neuen Randelsvertragen zu kommen,
an Gegenzugestandnissen nicht fehlen lassen. Ja es empfiehlt
sich fiir Deutschland, zuerst sein Uerhaltniss mit Nordamerika
neu zu regeln, um danach fiber die Schwierigkeiten der neuen
Handelsvertragsverhandlungen mit den europdischen Staaten
leicyter hinwegkommen zi kénnen.  Uerharrt aber, wie es
scheint, Nordamerika auf seinem hochschutzzéllnerischen Stand-
punkt, so bleibt deutscherseits nicht anderes iibrig als an
einer autonomen, aber friedfertigen Handelspolitik festzuhalten,
wie sie den Nationalen Tnteressen enispricht.

Die Bekampfung der nordamerikanischen Gefabr in wirth-
schattlicher und spater einmal in politischer Binsicht wird
etfolgverheissend nicht von einer einzelnen Macht, sondern nur
	Von. einer Uereinigung ситоразфег Ша м Aussict ge-

es neananea nee.
	Hommen werden konnen,
Paul Debn.
	Ende der siebziger Jabre dés vorigen Jahrhunderts begann
die nordamerikanische Concurrenz in landwirthschaftlichen €r-
zeugnissen., Dem industrialistischen Geist der Nordamerikaner
gelang es, was vordem nicht fiir moglic) gebalten wurde,
durch Uerbesserung der Uerkebrsmittel und Organisation des
Bandels tandwirthschaftlicye Erzeugnisse zum Gegenstand des
Welthandels zu machen und auf weite Entfernungen hin bis
(с! nach Europa hinein und zu so niedrigen Preisen zu ver:
senden, dass die europdische Candwirthsdyaft darunter immer
empfindlicher litt und bis zur Stunde feidet. Spater traten
andere Linder mit Nordamerika in Wettbewerb, aber dieses
	hatte die Babn erdffnet und bebielt die Oberhand. Aus Nord:
amerika bezieht England °/, seines Lebensmittelbedarfs, Deutsch-
land ®/, seiner Maiseinfubr, 1/, seines Weizenimports und °/,
	seiner Koggeneinfubr.

Noch ungiinstiger gestaltete sich Europas Lage, als Nord-
amerika seine EingangszSlle erhdhte, 1890 den Mac-Kinley-
Carif und 1807 den Dingley-Carif in Kraft treten liess, welch
letzterer die fremde €infubr mit durdyschnitthic) 544/, Proc.
vom Werth belastete. Diese hochschutzzdilnerische Politik war
mit unertraglicben Zollscherereien verbunden und hatte den
ausgesprochenen Zweck, die turopaische Einfulr zuriickzudrangen.
In der Chat verminderte sie erheblic) die europdiscye, auch die
deutsche Ausfubr an Industrieerzeugnissen. Ausserdem ме!
sie in Nordamerika einen beispiellosen Aufschwung der dor-
tigen Industrie hervor und machte sie ausfubrkraftig. Bald
klagte man in Deutschland wie anderwarts in Europa nicht
nur fiber den Riickgang der Ausfubr nach) Nordamerika, son-
dern auch iiber das Eindringen nordamerikanischer Industrie-
erzeugnisse, zunadchst von Maschinen aller Art, Fahrradem und
anderen Eisenwaaren, Schuben и. $. м. Nordamerikanische
Hite, Blusen, Mieder u. s. w. werden angekiindigt. Die nord:
amerikanischen Erzeugnisse konnten mit Leichtigheit die durch
die niedrigen deutschen Zélle gesetzten Sthranken iiberspringen.
Dagegen waren die deutschen Interessenten nicht in der Lage,
die gleichen Erzeugnisse nach Amerika auszuftibren, weil die
dortigen Zélle zu hoch sind, Fabrrader zablen in Deutschland
einen Zoll von 3 Mk. das Stiick, in Nordamerika 112 Mk.
50 Pfg., Werkzeugmaschinen in Deutschland 3 Ik. fiir
100 Kilogr., in Rordamerika 128 Mk. Schreib- und Rechen-
maschinen in Deutschland etwa  /,, Proc. des Werthes, in
Nordamerika 45 Proc., Schuhe in Deutschland 35 bis 52 Pf.
das Paar, in Nordamerika dagegen   Mk. 60 Pf. bis 3 INk.
20 PE. us. w. Wo bleibt da die Gegenseitiqheit ?

* *
#
	(мег Вефе von Erzeugnissen gewabhren die nordamerika-
	nischen Crustgesellschatten sozusagen  Ausfubrpramien;...si¢
halten im Inland die Preise hoch und werfen ihren Ueberschuss
ZU Schleuderpreisen auf die europaischen Markte. So bewalren
	England beherrscht volistindig die nad) dem Osten filb-
rende Strasse durd) das Mittelmeer und den Suezkanal. Wer-
schaften wir uns , so schrieb der nordamerikanische General-
consul zu Schanghai vor Jabr und Cag, ,die Berrschatt itber
die zweite Seestrasse, itber Dicaragua, und das englisch-ameri-
kanisdye Bilndniss wird die Welt beherrschen. Keins der Usiker
des europdischen Festlands kann es wagen, uns dabei in den
Weg zu treten, denn wir kénnen sie alle aushungern!“

Nordamerika soll aber allein schon madytig genug sein, um die
Weltherrschatt anzutreten. Der Stablkénig Zamegie verkiindete,
dass die Uereinigten Staaten bald mehr Stall und Stablwaaren
erzeugen werden als die ganze brige Welt zusammengenommen.
Wir werden die besten und billigsten Gewehre, die besten
und billigsten schuellfeuernden Geschiltze, die besten, billigsten
und schnellsten Dampfer der Welt haben und dadurch friiher
oder spater der Welt den Frieden dictiren.“

„Паф einem balben Jahrhundert , so war im New York
Journal” zu lesen, »Wern unsere Bevoikerung 300 mill.
Seelen zahlen wird, ist Europa auf Gnade und Ungnade zu
unseren Flissen, denn die Siaaten, die unsere Union bilden,
sind vereinigt, die Staaten Europas dagegen sind getrennt,
stehen sich in ihren Interessen, Vorurtheilen, Nationalstolz u. s. w.
feindselig gegeniiber. Die grosse Republik wird Europa peitschen,
aut Abschaffung der stehenden eere und Kriegsflotien dringen,

jeden Streit schlichten und den Krieg verbieten,” ;
War eine Steigerung dieser ausschweifenden Phantasien

noch moglidy? Ja. Der Senator Beveridge aus Indiana hat sie
Anfang 1900 im Senat unter rauschendem Beifall geleistet,
	indem er seinen Uolksgenossen zurief: »Golt bat uns zu den.
	Meisterorganisatoren der Welt gemacht, damit wir Ordnung
einfilbren, wo das Lhaos Е Flus allen von unserer