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Nr. 4505
	 

 

 

Reichsbahnuniform, die Ziige straff und
freundlich, 10 und 20 Jahre fiihren sie die Ma-
schine iiber die Strecke, und — wie machen
sie es? — sie sind die Ruhe selbst.
	 

 

Ach — wie sieht dieser Zug aus? Es ist
bekannt, da& mit der Bezahlung der Fahr-
karte jeder Fahrgast das Recht erworben
hat, die erdenklichsten Speisereste in alle
Winkel des Coupés zu verstreuen, die Hun-
derte von Zigarettenschachteln, die leeren
Konfektpackungen, die Uberreste unzihliger
harigekochter Eier, die Bananenschalen; Jour-
nale aller Stidte tiirmen sich unter den
Binken. Diese Spuren der Fahrt zu beseiti-
gen, ist fiir den Dienst der Kopfstation noch
die geringste Kleinigkeit, davor kommen die
Reinigungskolonnen nicht ins Wanken, die
fleifigen Putzer schaffen es noch.

Die Rangiermaschine bugsiert den Zug tiber
das Labyrinth der Weichen auf das Abstell-
gleis. Kilometerweit dehnt sich die Schlange
der abgestellten Ziige, die fertigen Kombi-
nationen, der lebendige Inhalt der Kurs-
biicher. Die niedrigen Werkstatibauten wer-
den iiberragt von dem Skelett der Rangier-
briicken und Signale, von Wassertiirmen und
Wasserkranen davor, aus deren Riisseln die
Lokomotiven gespeist werden. Und wahrend
das Fahrpersonal der verdienten Dienstpause
teilhaftig ist, nimmt eine andere vielképfige
Mannschait den Zug in Arbeit. Bald wim-
melt es wie in einem Ameisendorf von ge-
schiltigen Arbeitern; Scheuer- und Putz-
frauen marschieren auf, behiingt mit Besen
und Staubsaugern, Ledertiicher und Biirsten
schwingend. Die vielen hundert Messing-
griffe und -schildchen sollen ja wie Uniform-
knépfe erstrahlen. Die Beleuchtungskérper
werden gereinigt, dal? sie erglinzen, die
Fensterscheiben werden blank gerieben, daft
es funkelt. GroBe K6rbe werden heran-
	,  geschleppt mit Handtiichern fiir die Wasch-
  gelegenheiten im Zuge. Ein tigliches Grof-
reinemachen.
		Der grofe Ernst pflichterfiillter Genauigkeit
tritt ganz zutage in der Arbeit am zugtech-
nischen Gerit. Vor allem am Untergestell
		Unter der Diktatur des КаБгр!апз.
Ein Bahnhof aus der Vogelschau. (Phot. A. Rumbucher jun.)
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	Le grofe Stadt tost um die grofle braungraue Halle. Der bunte Wirbel des Bahnhols-
 .) betriebes brandet empor — eine Symphonie stéhlerner Zweckhaftigkeit und vieler
/]Sehnsiichte. Wie viele bewegte Empfindungen fressen sich in die silbernen Schienen-
binder, die hier endlos, endlos in die Weite vieler Stidte und Lander springen! Zielstation,
Ziel durchfahrener Tage und Niachte: Menschen quellen aus den Waggons, die Lokomotive
himmert den Dampf aus den Ventilen, stolz hallt es vom Rund der Bogen wider. Vielleicht
waren da drauffen auf der Strecke Stunden, in denen der Kampf schwer war fiir Mensch und
Maschine, geprefit von der Unerbittlichkeit des Fahrplans. Etwa Thiiringens Berge, gefiirchtete
Strecke voller Steigungen. Unermiidlich miissen die Kohlenstiicke aus dem Tender auf den Feuer-
rost fliegen, Schaufel um Schaufel; diese Strecke soll unter den Eisenbahnern nicht eben beliebt
sein, und alle haben ihre Erinnerung daran. Vielleicht war da drauflen der Schneesturm, die
Flocken berannten die Maschine, herausgelehnt starrt der Fiihrer nach vorn, die jagende Nasse
trifft das Gesicht. Das Vorsignal, ist das Vorsignal noch nicht da?
Wie kénnen Menschen denn nerviés werden? Es soll welche geben, die brauchen das Sana-
torium, die haben den Lirm von Biiros in den Obren, das biftchen Schreibmaschine und
Telephon, und es ist ihnen nicht bekommen. Gar keine Jiinglinge, die frischen Beamten in

 

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Rachen-Reinigung.
Fine Lokomotive wird wieder reisefertig gemacht. (Phot. Bruno Schriter. )