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	Фадей! ПЗетдееп? Ilein, das war nicht mehr moglich; denn id
Ване ibn fchon verloren. Langfam [dfte fic) der Berkehrstnauel.
Scimpfen, Flucen, Erbitterung ringsum. Ich шие аи offener
Strafge Grobbeiten entgegennehmen, als ob id) darum gebettelt hatte.

Es blieb nichts iibrig. Ich hatte dem ,,Familienleben der Bak:
terien’ ein befferes Schidfal gemiinfcht, aber es war mir gu fchwer.
Es driidte und beengte mic. Es 30g mich Го зи Boden. Und jese
Пато ic) auf einer Briide... Unten zogen aufgeregt und regen:
gepeit(cht die grauen Fluten des Stromes vorbel. Ein Entlehlufs —
ein Wurf — und auf den Wellen trieb das Bud) des Polytrates...
Swei Arme redten fic) in die Richtung des treibenden Buches...
Cin Auffehret aus Frauenmund... Im Iu eine Anfammiung iiber
das Briidengeldnder gebeugter Wenfchenleiber... Ich) wollte ver-
fchwinden. fber jemand bielt mic) am Rod felt: ,,Bleiben Sie...
Es muf§ dod)... Ям Ufer war man bereits auf das balb ver:
finfende Buc) aufmerffam geworden. Alud) dort gab es bereits er:
regte, geftifulierende Wenfchen. Ein Flof} wurde frei gemacht. Jwei
Leute ruderten in die Strémung hinaus. Bei diefem DWellengang
Feine harmlofe Angelegenheit. Ich fonnte nicht mehr verfcwinden,
denn man hatte mid) in die Witte genommen und fprach von allen
Seiten trdftend und berubigend auf mich ein. Befonders nett war
ein alter Wann, der mir immerzu verficherte: Es wird gelingen...
Sie werden fehen... Wan fiftht es wieder heraus... Die waderen
Wanner... Die waderen Manner fifchten es tatfaclic) heraus.
Хоф erbittertem, heldenmiitigem Kampf gelang es. Jn flanger
Progeffion ergoffen fic) die Menfchen vom Flufsufer auf die Briicte
berauf.. Sd) befam das triefende, aufgeweichte Buch eingebandigt.
Es befymubte meinen Roc, das Waffer troff auf meine neue Hole
berab, rann mir in die Schube. Ich ftotterte heiffen Dank und
wollte gehen. Aber die beiden waceren, beherzten Wanner ftellten
fic) mir in den Weg: ,,Herr... geftatten fchon... wir find Arbeits-
lofe...’ Ich griff in die Brieftafche. Ich ziictte ein Lrinkgeld, das
weder der eingefeBten Lebensgefabr der beiden nod) meinen Ber-
baltniffen ent[prac. So gering und fo boc) war es.

Ein paar Strafgen weiter. Endlich) winkte mir Rettung und Er-

{fung. IWan befferte dort den Afphalt der StrafSe aus. Ein offenes
Seuer brannte in einem Becfen. Berftért und entnerot trug id das

Bud) in der Hand. Wohin damit? Ins Feuer damit! Ins Feuer
mit diefem unfeligen Buch des Polytrates. Hahaha! SHerrn Sieb-
gebners Buch von den Batterien ift nicht Wahads, der Herr der
Erde, dal} es aus dem Feuer auferftehen tdnnte! Mein, das nicht,
fiber ein dffentliches firgernis ift es, Biicber von 549 Seiten Um-
fang auf der Strafge in ein offenes Feuer gu werfen. Wabhrend die
verdrgerten Flammen hochgiingelten, nahm ein Wachbeamter meine
Perfonalien auf. Tc) werde gu Gericht miiffen, meinte er ftreng.
Und die Sache werde mich teuer 3u ftehen fommen.

Wenn auch! Ich hatte mid) vom ,,Familienleben der Bakterien”

getrennt. Sch Fonnte fret ausfehreiten. Sch fonnte meine Beforgun-
gen madyen.

Konnte id?

Яп der ndcften Strafienecte traf ic) das Auto des Herrn Sieb-
gebner. Er winkte mir zu und lie} as Auto halten. ,,Hallo, liebfter
Freund, wo haben Sie mein Bud?” — Ih ftammelte etwas von
In-der-Strafsenbabn-Vergeffen und von taufend Ent(chuldigungen...
Er nidte in gnadiger Stimmung: ,,.ann vorfommen... Kann vorz
fommen... Wenn Sie es in der Strafenbabn vergeffen haben,
friegen Sie es niemals wieder. Aber wiffen Sie was, Sie follen
nidt der Leidtragende fein. Ich fabre jege obnehin nad) Haufe. Sie
fommen mit mir. Sch) gebe Ihnen ein anderes Exemplar meines
Budes. Das nehmen Sie fic) gleich mit. Und die Sache gebt in
Ordnung.”

Die Sache ging in Ordnung. Id trug das Buch des Polytrates
den gangen Lag lang mit mir. Ich trug mich fchief, ich trug mich
frumm, ic) trug пиф (арт. Aber ic) habe Feinen Berfud) mebr
unternommen, es losguwerden.

Wozu auch? Wenn man Gliidt hat, hat man eben Gliict. 3%
glaube, man hatte mein Bud) aud) in eines Fifches Wiagen wieder:
entdedt und es mir gebracht. Die Gotter wollten mein Berderben.

Und id) hatte es Feinem Gaft iibelgenommen, wenn er fich mit
Graufen gewendet Бане.
	ХС УЖО С М ДОР ГЕ Ма С:
	Siebzebner ift ein einflufsreicher IWann und gilt was in
Literaturfreifen. Id) wei} (chon, warum ic) bei Herrn Sieb-
gebner ab und gu Morgenvifiten made.

Sum fAbfehied holte er aus feinem Schreibtifey ein Buch in
Lerifonformat bervor und iiberreidjte es mir [achelnd: ,,So, liebfter
Freund! Mein neues Werk. Mit einer Widmung fiir Sie. Jtehmen
Sie es mit, имо [еп © ев. Es wird Sie belebren und Бе:
reichern.”” Sch Мей den fchweren Band in der Hand. Las den
Titel des Wertes. Wunderfchsner Titel: ,,liber das Familienleben
der Bafterien.”” 549 Seiten. Grofiformat. Mit einem verlegenen
Lacheln fragte ich: ,,Bergeihung, verehrter Herr Siebzebner, wire
es nicht miglic), dafs ich mir Thr Werk iiber a5 Familienleben
der Bakterien morgen hole? Es iff jest Bormittag, und ich werde
den gangen Tag untermegs fein... —— ,,Jtein”’, meinte er, ,,nehmen
Sie es nur mit. Wer weifi, was fic) morgen ereignet. Sie werden
ein wenig Miihe haben mit meinem Buch, aber die Wiihe wird
belobnt werden.”

Stach einigen Minuten ftand ic) mit dem ,,Familienleben der
Bafterien”’ auf der Strafge. Der firm begann bereits zu fchmergen.
Эф hatte gar nicht gewuf}t, dal} die Bakterien ein Familienleben
haben, das fic) iiber $49 Seiten erftrecdtt. Was tun? Фа Не mir
ein: Bor einigen Tagen hatte id) in einem Café meine goldene
Labatiere liegenlaffen und fie nicht mehr wiederbefommen. In
diefem Café, dachte ich, Fann man SHerrn Siebzehners Bakterien
rubig vergeffen,

€s waren fehr wenige Menfchen im Café, und die anwelenden
Kellner befhaftigten fic) faft ausfchlteSlich mit mir. Das Buch hatte
ich in eine Efe gelegt, um das Bergeffen beffer motivieren gu Fonnen.
Suerft tam ein Ober, fchob das Buch naher an mic) heran und
meinte vaterlich-beforgt: ,,Damit Sie es nachher nicht liegenlaffen.”
Sch fchob es wieder beifeite. Ein gmeiter Kellner Fam, fchob es mir
wieder gu und fagte wieder dasfelbe. Das ging fo eine Weile hin
und ber, Endlich wurde mir die Sache zu dumm. Teh zablte und
wartete den geeigneten IWoment ab, bis niemand auf mich achtete.
Dann lief ich fluchtartig aus dem Lokal. Aufatmend fiand ich auf
der Strafje. иг имей Fleinen Alugenblidé. Plsglich fah ich Haft
und flufregung durd) die grofjen Fenfterfchetben des Cafés. Die
Kellner liefen dem Ausgang zu. Eimer von ihnen hielt mein Buch
in hoderbobenen Handen. Ein Rudel weifibejacter Wanner um-
ringte mic. PBaffanten blieben f{ehen und umringten веба.
3m Triumph wurde mir das ,,Familienleben der Bafterien” ein:
gebandigt. IWeine goldene Labatiere war ohne Triumph in eine
andere Weftentafche iibergegangen. Berlegen lachelnd nahm tc den
Band in Empfang. Dankte. Aber die Weifsjaden entfernten fid)
nod) nicht. Jtein. Sie erwarteten ihr Trinkgeld. Ich gab es.
Cigentlich waren es ja fiinf Trinkgelder. Denn jeder der Kellner
wies auf feine befonderen Berdienfte hin. Ciner hatte das Buch ge-
Jeben, der andere hatte es an fic) genommen, ein drifter hatte die
Зоее gehabt, es mir nachgutragen, ein vierter hatte es iibernommen,
und der fitnfte batte mich angerufen...

ЯЦо [05! Weiter! Den fehweren, diden Band im Arm. Wo — das
war die qualende Frage, die mich jeBt befchaftigte — entledigt man
fich eines Gegenftandes, den man nicht mebr wiederbefommen will?
Sn der Strafsenbabn. Wenn alle Dinge, die id) bisher in der
Strafgenbahn liegentliefs, abgegeben worden waren, man bitte ein
eigenes Sundamt fiir mic) errichten miiffen. Die Strafenbahn war
Dichtbefest, die Leute ftanden Ful} auf Ful}. Ich ergatterte mit
IWiihe einen Edplag. Jtach vier SHalteftellen ftieg ic) aus. Das
Buch blieb in der Edfe. Ich hirte nur nod, wie der Schaffner das
flbfabrtfignal gab. Gerettet! PBloblid) — ein obrengerreifgendes
Bremfen des Wagens. Durcheinanderpurzelnde Wenfchen. Schreien,
Winken! Und fehon entitand eine Berkehrsftodung. Die Flutos
fonnten nicht vorfabren, die nachbfolgenden Straffenbahnen bildeten
eine lange Kette, Wienfchen fammelten fic) an, Schugleute eilten
herbei. Swei behergzte Wanner fprangen vom Wagen. Das Buch
trugen fie gemeinfam. Sie famen auf mich gu. UWberreidjten mir
feierlid) meinen Band. Jahmen meinen geftammelten Dank in
Empfang. Klopften mir herablaffend auf die Schulter, und einer
fagte vorwurfsvoll: ,,Jta, nachftens vergeffen Sie Thren Kopf im

~  Ф machte bet Herrn Siebgebner eine Vormittagsvifite. Herr