Nr. 4326 193 РАМЫ FINE REVUEB DER VER SCH WV BN DUNG f/, VON Dre. GREeoOoRG BRUN DL lirde man die Wroral einer Settepome nad dem Luxus und nach sem Nabe braud) bemefjen, den die Beliger groker Cingelvermigen oft mit ihrem Reich- tum getrieben Haben, wabhrlicd, eine Joldje Bilang wiirde weder in alter nod in never Zeit zugun ten der Menfdbheit ausfallen, da fie beweilt, au melden Toll- heiten jich der Menfd) im Raufde feines Gliids und im Bollgefihl jeiner Macht hinreifen (apt. Cs foll nidt verfannt werden, daB in nenefter Beit, feit etwa 50 Jahren und befonbders feit dem Weltfriege, das Berantwortungsgefiih!l der Reicen gegeniiber dem Wohl des Volfsgangen gang bedeutend gewachfen ijt, wie aus der gunehmenden Forderung aller faritativen Einrvidtungen fowobhl in der Нем als aud) in der Neuen Welt Hervorgeht, wobei hier mur an die allein fdon 157 Millionen Dollar betragende Carnegie-Stiftung erinnert fei. Der Raufeh und Wllmadjtswahnjinn, von dem die Mabobs friiherer Zeiten Jo hiufig ergriffen wurden, war bejonders jymptomatifd bei den rdmijcen Kaijern. Der Luxus eines Kaligula und Nero, die damit den unerineblicden Wbjtand§ des Weltherr dhers von feinen Untertanen zeigen wollten, vergeudete oft fiir eine ein- z3ige Tafel Millionen von Gefterzen oder den Tribut einer ganzen Broving an einem eingigen Wbend und verfdhwendete durd) phantajtifhe Prunt{ddpfungen, wie goldene Paldfte und Luxusfdhific, uncrmeplidhe Gummen. Hiergu Майо die Verfdwendung anbderer reidher Romer, die die PBrovingen ausjaugten, im ent[predenden Berbdlinis. Es wurde im alten Nom allmahlich gur Mtode, ji) in Berfchwendung ausguzeidnen und in den Kreifen der Genuffiinfiler von fid) reden gu madden. Um fic) unter feinesgleicen cinen Ytamen gu —= machen, gentigte es nidt, tippig gu leben, man mute dies vielmebr in auffallender Weije-tun. Dadurd fam es, dak man fiir Lederbiffen oft phantaltifbhe Preije gabhlte, die in Wirklidteit reine Citelteitspreife waren, da dev innere Wert der betreffenden Gpeijen zu den Preifen in feinem Verhdlinis Пато. Go erfaufte fic) nad) den Uufgzeichnungen L. Friedlanders ein gewifjer p. Octavius mit der Cumme von 50V0 Gejtergen (1087 Met.) fiir ein 4°/. Prd. jehweres Gxemplar einer Geeharbe den Ruhm, einen Fifdh erftanden 3u haben, der nidt nur dem Яайех Tiberius, fondern auch feinem Rivalen Uptcius gu tcuer gewelen wire. Bon diejem Gavius Wpicius, der ein unter Wuguftus und Tiberius angejammeltes ungeheures Vermobgen von 100 Wiiilionen Se- {terzen verprabte, beridjtet Blinius, dak er Gelbjtmord beging, als er eines Tages bei der Uberpritfung jeines Зените fand, dak diejer auf 10 Milli onen Gejterzen Бехабдеии и war. Cr Hielt es nicht flix mdglicdh, mit einer njo geringen Gumme weiterzuleben. Elagabal fuchte fic) nach Sueton dadurd) hervorzgutun, dah er bei jeinen Gajtmablern Gefdente von jehr gegenjablidem Werte unter die Фа ое $ lojen lie}. Go gewann man bei feinen Felten 3ehn Kamele oder зеби &Ие- gen, sehr Straupe oder zehn Hiihnereier, goldene und jilberne Statuetten oder Slaven, eine Tangerin oder einen Narren, einen Riejen oder einen Bwerg, eimeit Stenographen oder ete Kuehenbader, einen Gdjarladmantel oder einen Bapagei. Bei einem Gafimahl, das L. Verus fitr 6 Millionen Ge- схем (1305000 Mark) gab, fonnte man ebenjalls jdine Gflaven, golbdene oder filberne Gefabe, ja, jogar jilberbe(dlagené MWagen mit den dazugehsrigen Marultieren und Treibern als Gefdent befommen. Befonders bezeidnend fiir den Luxus und die Dentweife jener Beit ijt das Gajtmahl des Trimaldio, defen Scilderung uns der Бегите, Leider nur fragmentarijd exbaltene Betro- nius-Roman iiberliefert bat. Trimalcdio hatte fid aus der unterlten Bolfsjdhidt emporgearbeitet. Cr war Gflave und wurde dann freigelajjen. Mit tugem Gefhdftsfinn begabt, hatte er wagbalfig drauflos jpetuliert. Sunddft batte er Bed) und verlor alles, dann fclug das Oltic um, und er wurde pldglid) un- ermeflic) reich. tun [а ex in einem Palajft gmifden endlojen Landgiitern, Blantagen und Waldern. Cein Veli war fo rielig, dak fein Geddadjtnis die vielen Namen langjt nidt mehr fajfen tonnte. Wir trefjen ibn in dem Betronius-Roman nah Rudolf Delius beim Ballfpiel, пайий in Burpur. Langhaarige Sinaben tehen bereit, an deren Loden fid) die Finger jo \djdn trocdnen Iaffen. Er wird dann nad Hauje ge- tragen. Wher das ijt langweilig, darum muh ein Floten- blajer neben der Ganfte einherlaufen und ifn immer- fort durd eine leije Melodie erheitern. Das Ejjen be- ginnt. Trimaldio erfdeint vorldufig nicht. Dann lapt ex fic) hineintvagen, wieder mit Mufitbegleitung, und anf ungdblige Rifjen jegen, die mit foftbarer Purpur- wolle geftopft find. Nun fangen allerhand Tafeliderge an: Gin Efel aus Er3 mit Olivenfacen auf dem Riicen bringt das Borgericht; auf Pfaueneiern briitet eine Hodlzerne Henne; ein Hafe mit Sliigeln erfcheint, damit er Dem Gegajus abnlicder fehe; Fane gieBen Garucen < aus Sdlauchen; dann fomant ein ganzes Sdywein, das den утедаепеприе сли oem Ropfe tragt, ein Ralb mit Golbatenhelm; der Vorleger, als Wiax verkleidet, haut wie rafend die Stiice Herunter. Swijdhenbinein halt Trimaldio jalbungsvolle Reden, und um die Gajte an die Vergdnglidteit des Irdifden zu erinnern, lat er ein fleines, jilbernes Gerippe bringen. Docy bald ijt die Melandolie durd) Wein und UIE wieder verjdeucht. Cr [apt alle Stlaven an feinen Tijc) fommen und verkiindet ijnen in fetnem Teftament die Freiheit. Sulekt laht er fetnen Leichenzug auffiihren, um fdon зи Lebzeiten die Trauer feiner Mitmenfden um feinen Tod зи feben. Зи den Mitteln, fic unter Lebensfiin{tlern einen Namen 3u madjen, gehsrte auc) die mutwillige Vernidtung wertvoller Dinge. Go verfpeifte man bet den Gajtmablern des alten Roms oft die wertvolljten Gingvdgel, abgerichtete und ртефеное 35061. Ganz. befonders beliebt war das Sdliirfen in Wein aujgeldfter Berlen. Cin Gohn des Sdanfpielers Wop pilegte nad Strabo jedem feiner Gajte eine Jolde in Falerner Wein aufgeld[te Perle vorgujegen und fdliirjte felbjt eine jolce, um fo eine Million auf einmal hinuntergzujehlucten. Wenn auch dtefer Quxus im alten Rom den der beriichtigttten Verjdwender aller Jpdteren Zeiten weit zuriidlapt, fo berrfdjte an den abfolutiftijden Giir[tenbofen Europas im Mittelalter und in neuer Beit eine Uppigteit und Sdwelgeret, die flix dic betreffenden Qdnder, aus denen die Gelder Hierfiir струе ВЕ wurden, vielleicht nod) grékere Opfer bedenteten als einjt fiir dte тои феи Brovingen, deren Steuerfraft ungleid gréper war. So Hat WAuguft der Starke allein fiir eine eingige Oper 80000 Зет, fiir das Lujtlager in Miiblberg 5 Millionen Taler verausgabt. Herzog Karl Eugen von Wiirttemberg, der Stifter der KRarlsfdule, lteR ее von unerhirter Bradt und Verfdwendung veranjtal- ten, wobei die foftbarjten Gejcente unter die Gate verlojt wur- den; flix die Menge fprang eine Wein-ontdne. Er gab Feuermert, die eine halbe Tonne Goldes fofteten, liege Seen auf Bergen qra- ben und veranjtaltete Gclittenfabrten, wozu der Gchnee meilen- weit Berbeigefchaft werden мире. CEbenjo madjte der Luxus des durdh den Halsbandpro3zeh befannten Kardinals обет von jidy reden, von dem die Wuerung berictet wird, er begreife nicht, wie man mit weniger als 1 /, Millionen Livre als Cinfommen leben fdnne. Wud) viele Beilpiele mutwilliger Zerjtirung wer- den von Groen des Mittelalters, die darin einen Muhm Ти ten, tiberliefert. Bet einer 1174 von Зе Il. von England nad) Seaucaire berufenen BVerfammlung, bei der eine grope Menge von Rittern und Edelleuten 3ufjammentam, liek Bertram Rambaut ein Stiid Land pfltigen und 30000 Sol in Pfennigen ausfien. Wilhelm von Martell, der 300 Ritter im Gefolge haite, lick alle Gpeijen in feiner Riiche an Wadhsjadeln bereiten. Raimund von Venous Ties 30 Pferde Herbeifiihren und leben- dig verbrennen. ls Joakim I. von Brandenburg im Jahre 1500 nad rantfurt fam, um die Huldigung der Stadt ents gegenzunehmen, fdyritt ein Herr von Belfow in Gamitftiejeln, die mit Зее gejdmiidt waren, gur Geite jeines Bferdes mitten durch den Kot. Diejer Whdelige pflegte mit fetnen Briidern auf den Topfermartt зи reiten, liek von den Hufen der Pferde Jamtliches Gefdirr zertriim- merit und zablte den doppelten Breis dafiir. Dann fiihrten fie die PBferde in den Ratsfeller und wufden fie mit Malvafier. Bom Зима 3en von Conti, der im 18. Jahrhundert lebte, wird ergdblt, daB er die Tintenfdrift eines Bil- letts mit dem GStaube edjter Diamanten Бе: jiveute, wibrend die Зофх des SBanfiers Tepper in Warjhar um 1790 ihren Kaffee auf einem feuer von foftharem Sandelhol3 be- reiten Lief. Wud im Kalifenreidh des friihen Mittelalters gab es Ytabobs, die cine an 1001 Madt er- innernde Bradt und Luxus entfalteten. Harun alRajdhid Jpetfte пи Gommer in einem durd) Sdnee gekithlten Raum, im Winter in einem Gewadshaus, defjen Warme durd) Kobhlen von woblriehendem Holz unterhalten wurde. Зет Beldneidungsfelt des Sohnes des Ralifen Mu- tawattil war der Boden mit Teppichen aus Golbdftoffen belegt, die mit Cdelfteinen vergiert waren. Bor den Giajten wurden Haufen von Gold: und Gilberftiiden ausgefdiittet, mit denen fie nad) Belieben ihre Taldhen fiillen fonten, gum Gcblup erbielt jeder Galt ein foft- bares Ehrentleid. Die Landwirtschaft stellt sich der GroBstadt vor: Momentbilder aus der am 28. Januar eréffneten grofen Landwirtschaftsschau ,,Griine Woche” in Berlin. Fir die ,Illustrirte Zeitung” gezeichnet von Martin Frost.