einem der Heinen, vielfach fich fcblangeluden Binnenfliipden. Summer fumpfiger, immer niedriger wird bas Land, зи beiden Seiten in’s Unendliche fic) dehnend, vergleichbar einer weiten Prairie voll Sumpfgewadhfe und hohen fabelhaften Graswuchfes. Oann fommt echtes brauned Moor mit dunflem Grlengebiifd) unb endlic) jener Borfprung des Hoheren Geeftlandes *), auf weldhem Hude liegt, gang verftedt im Griin der hohen Fichten und Ciden und Buchen. Wann jenes Mofter gegriindet ift, deffen Kirdhentrimmer dort nun voth aus dem veichen Феб ragen, weif man nicht mit Ge- wifheit; inbdef} beftaud e& fchon vor dem 13. Sabrhundert und war gu der Beit eind dev veichften und midhtigften Cifterzienferfldfter des Deutfchen Nordeng. Cine bedeutende Gofchidte hat e8 jedoch nie gehabt. Seine Méindhe ergaben fid) im Laufe der Sahre einer gro- fen Sdwelgeret und Unfittlichfeit, fo daf fie qrofes Wergernif weit und breit erregten. Der VBijdhof Franz vow Miinfter, der im 16. Sabrhundert die Graffehaft Oelmenhorft, in welder das Rlofter gelegen, offupirt hielt und deffen Zorn bie Huber Mtsuche erregt Hatten, fandte nach vie- fen fruchtlofen Crmahuungen endlid) 1536 feinen Droften Wilke Steding, einen titchtigen RKriegsmann, lief das Klofter mit Sturm nehmen und aufheben; doch blieh die Kirche diedmal noch unverfebrt. Der Graf von Oldenburg, defen When in jener Rirde rubten, fithrte nun beim Reicjstannnergeridt in Speier bittere Mage gegen en Bijchof, veizte aber dadurd) deffen Zorn nur nod mehr, daf Diefer 1538 nut auch die fcbine, Damals gerade erft hundert Sahr alte Kirche wieder durd Wille Steding in Trimmer fchiefen, alle ihve Roftbarkeiten und Bierden aber, Reldhe und Monftranzen, Gloden und Bilder zuvor nach Miinfter bringen liek, deffen Dom fie nod) befigt. Der Kriegshauptmann und Drofte Wilke Steding war berfelbe, welder das von den Wiedertiufern befeste Mitnfter evoberte, Nachdem 1547 die Graffdhaft Delmenhorft wieder durch Graf Anton I. von Olvenburg zuviicderobert war, ftellte diefer das Rlo- fier, deffen Monde май tr alle Welt geftoben, nicht wieder her, fonbdern filfrte im ganjen Yanbe die Reformation cin. Wus den betvichtlichen Klofterlindereten ward eine Domine, welche Трех Фет Samilie nou Wikleben уши Lehew gegeben wurde. Vom michtigen Klofterbau felb(t, der einft 300 Bellen hatte, ift feine Gpur iibrig als ein Dheil des alten Rellers und dariiber bas einftige Michengebdude, jebt in ein guted Wirthshaus verwan- belt; dagegen find von der Kirche ein Paar fdjone, bedeutfame Refte erhalten. Ju einem Winkel ves wundervolfen Wiklebenfdyen Parks ragen Die Hohen rothen Xritmmer aus dunflem Cannengrim empor, reich шие und hier und da prachtig mit iippigem Epheu bewadfen. Pie meiften Mtauern find leider eingeftiirgt, Рав man mit Mtithe den Grundrif 568 Baues heransfindet. Ueberall liegen die unfdrm- lichen, miichtigen Dtauerftiice, hohe Tannen haben fie mit ihren BWurjzeln umbvallt, felbft mitten im Schiff der Kirche heben fie hod) ihre tiefgriinen Haupter empor, ringsunr ein fithles, ernftes Gedim- mer werbreitend; eine von ihnen ift umgefunten, daf fie bon einem gewaltigen Mauerblocke bis gum andern eine lebendige Britce bildet und ift endlich nod) wieder hod) emporgemadjen. Len gangen ume bufdten, trinmmerbefaeten Boden mit allen Griiften und Denfmalen aber iibergieht die reichfte Pflargendede; da ftehen tiefgriine Schat- tenpflanjen, mand cinfame Waldblume Та vont Woosgrunde ihe fohdnes Wuge gum Himmel anf, und wo Langer der goldene Sonnenfdhein auf dem qriinen Mtoofe ruben fann, Leudjtet die pur- *) Geeft wird im ganzen deutidher Nordweften alles fanbige hibere Dt- (uvialland int Gegenjay gum WLivialboden, рег аз, genannt. ритие Стобесте. lind wie ftill, wie fib, wie feierlic) ift’ s ring8um, — ein vedjter Ort gum Traumen und gum Didhten. Has Hauptftii€ der Ruine ift eine wobhlerhaltene Pfeilerreihe, weldje nod) ihre ganze michtige Manerflacje tragt und einft die Scheidung des Mittelfdiffs om fiidliden Seitenfehijfe begeichnete. Von den auferen Umfaffungsmauern dagegen fteht aufer einigen Reften des Ouerfchiffes fehr Weniges und diefes hat aud mx maz levifchen, nicht arditeltonifdjer Werth. Benes Stick Mittelfchiff aber genitgt vollfommen, um die einftige Grife, Schonheit und дате chiteltonifce Bedcutfamteit diefes intereffanten Banwerls anf’s Lez benbigfte abuen gu laffen. Bei genauerer Unterfucdung ftellt fic bald feraus, bak bas Mittelfchiff die an der Seite bedeutend an Hihe iiberragte und in Abfigen oder Stockwerken auffteigt. Das exfte ErdgefdoR bilden die fiinf offenen Bogen, die auf fcweren, einfacen und an den Eden mit gierlihen, das Kampfergefims tragenden, Halbfaulen be- fester Pfeilern ruben. Das GefdoR davitber zeigt als Deforation eine flade Wanbdarfadenreihe; das dritte enthalt die Fenfter, durch welde Licht in’S Annere der Kirde fiel und ift wieder gwifden den- felben auf hdchft anmuthige wie cigenthiimlide Weife durch Wand- bigen gefchmitcdt und belebt. Gnbdlich war nod) ein viertes Stock wert, wohl ein Halbgefdog, vorhanden, welches im Winter 1736 leiber hevabftitrzte. Gobdann hatte die Kirche vor dem Chor ein einfadjes und mur febr wenig heraustretendes Cuerfchiff. Bon einem Shurme findet fic) feine Spur. Sicherlid) hatte jie, wie beim Cifter- jienferorben iiblid), nur einen Dadhreiter, Bis auf einem Paar fandfteinerner Bauftiree ift das ganze Mae terial ber Rirde nuv rother gebrannter Badftein, aus dem alle Gefimfe, Profilirungen, Gurten, Siulchen, Rayitelle und Ronfolen heftehen, und wahrend affes diefes, mie aud) jede Vogenlatbung, die tiefrothe natintide Garbe zeigt, oder auch wohl, 3. №. an den Glee berungen, mut buntglafirten Biegeln gefchmitet ift, erfdienen die felichten Wandflachen mit rubiger grauer Linche bebdeckt, was ficer- lid) von bebentender Wirfung war. Wile Ornamente find in ней lider Weife ausgebildet und angeordnet; was aber unfere volle Bewunderung verdient, find die wunderfdhinen Ronfolen, auf denen die Wandbogen ruben, und man fann faum etwas Anmuthigeres und Reigoolleres fehen, als diefe thongeformten rothen Steinbliithen. Hier zeigen fie Thierlarven, Ha veichgebildetes Blatterwerk, dort wieder liebliche EngelfSpfdjen und dort lodenumwmallte Frauengefidter, die mit fo holdfeligem, fo mifoem und innigem kusdrude von ihrer Hohe herniederfdauen, Фаб е8 uns ordentlid) pas Herz evquict. Und bas Alles figt Da nun hoch und frei, ber drei Sahrhunderte den verderblidhen Cinfliiffen eines rauhen und feudhten Rimas preis- gegeben, und hat trokdem eine Sdhirfe der Umviffe bewahrt, baz e8 jum Erftaunen iff. Bas inde vor allen anbern Dingen diefe Ruine in funftge- Тех Hinficjt fo unendlic) bedentend macht, ИЕ ет Тито; рег ии, dag diefer Gau durdhaus von allen itbvigen novddeut- fchen Badfteinbanten gothifdhen Style abweidjt und bei niherer Unterfucung jene Unebiloung delfelben zeigt, wie wir fie uur an den Rirden Frantreihs wiederfinder und hierin ficherlic, wenn nicht in gang Deutfdland, doch in deffen Morden bas einjige Beifpier fein diirfte. Diefes Wuffteigen in gefonderten Etagen, diefes Vorherviden bev Horizontallinien, pie Arfadendeforation, die Form mander Kon- folen und Profile, Wiles erinnert auf’s Rlarfte an die alten Kathe- pralen Sranfreids, felbft Notve Dame von Paris nicht ausgenommen, Mag vas.Ginem im erften Augenblide hichft auffallend und feltfam vorfommen, fo erflart e8 fic) bei einigem Nachdenfen doch auf die einfachite Weife.