Der gejammte Cifterzienjerorden hatte feur ИзютииаНонех зи
Giteaug (fat. Ciftertium), mefches 5 Stunden von Dijon lag und
wo int Sabre 1098 Robert Wht yon Molesme den Orden ftiftete,
ber fic) fo ausbreitete, bak er faum 100 Sabre nach feiner Gritn-
bung fojon iiber 1000 Rivfter zahlte und fitch in Der Mitte des
12. Sabrhunderts auch in Gentfehland anfiedelte, fo daff unfer Hubde
hier ficherlic) eine feiner erften Gtiftimgen war.

Nun hingen alle Mfter bis in рае Zeiten auf’s Bnnigifte
mit ihrem frongdfifden MeutterElofier gulammen, alfo daB der
ganze Orden eine gemeinfame Congregation ausmadte, deren Guz
pervior ftet8 ber jedesmalige Wht won Citeauy war, ohne deffen
Genehmigung fein Ordenstlofter ivgend Etmas von Bedeutung unter-
nehinen durfte.  

So war denn wohl Michts natiirlicher, alS pak fic) auch in
Hude frangéfijce Cinfliiffe geltend machten, und ficerlid) war von
бане der Baumeifter gefandt, um im fermen deutfchen Morden diefe
intereffante Kirche aufgufiihren.

Urchitelturmaler und nantentlids Landfchafter finden in Hubde
herrvliche Motive, Icbtere aber ditrfen nic verfiumen, noch eine Stunde
weiter in’8 Land nacy Hasbruch gu wandern. Der Hasbruch iff
ein fo ftolger, munderprachtiger Cichenwald, име Кими bas ndvdliche
Deutfeland einen gweiten aufumweifen hat.

Echt urwaldsfchanerlich weht es uns an, wenn wir eintreten
in bas tiefe Dammerliht, das Wes hier umbillt, aber mit mah-
rem Staunen fiillt fich die Seele ob all der ungeheuren Waldriefer,
wie fie da ring8 emporragen aus dem fchattiqen Gumpfboden mit
ihren urgewaltigen qrauen und granbdios gefchmungenen Leibern, mit
dem geborftenen Rindenpanger, mit dem wildtrogigen Gelnorr der
Aefte. Und dagwifdhen wieder Небеи Bucher, fo feltfam verwadhfen,
fo grotesf und phantaftif, fo vergervt und frabenhaft mit ihrer
Hellen Rinde aus dem Dunkel leuchtendD, dak man fich in einem
alten Bauberwalde wihnen follte.

Manche Cichen find echte Ruinen, deren RKronendfte geifterhaft
wie gebleichie Ricfengebeine ans dem Blattergriin ftarven, und
Stimme giebt e8 von folder Mtuchtiqheit, ag fechs Ntanner fie
faum umflaftern.

Wer mag wilfen, wie viele Bahvhunderte iiber diejen Wald
{фон dahingezogen find, ob in fetnem Ditfter nicht nocd) Bar und
Glenn und Wueredhs hauften, ob nicht gay fdon ans ihm cinmal
Harfentlang und Opferglut aufftiegen gu den alten Gattern,

Hermann Wihmers.
	Gaflan eidenreia.

Nefrolog.
	BWer Den Hiftorienmaler Guffav Heidenreich) рейбиие Tannte,
wird fic) bes fdjmerglidjen Gindrucis bewuft fein, den feine frant-
hafte Erjdeinung, verbunden mit der ihm eigenthiimliden ruhigen
Heiterfeit, fiets erwedte. Cin unheilbares Lungenitbel nagte an fei-
ner Gefundheit. Seit einer fangen Reihe von Bahren vang in ihm
bie Sugend mit dem Lode. Ungeadhtet der auferften Cntfagung und
forglichiten Pflege, die er, in voller Erfenninif feined Zuftandes, fic)
yon friibfter Sugend an auferlegt hatte, war e8 ihm bennod) nicht
yerginnt, das neue Забх (1856) зи begritfen. Am Abend des
9. November verfchied er in einem Wlter von noch nicht beendetem
fehsunddreifigfter Sabre.
	 

Hetdenretdy war am 27. Februar 1819 зи Зам дебохен.
Seine erften Studien madjte er in Breslau unter fyecicller Leitung
deS Malers Monig; bald indeg fehrte ev nad) GVerlin suvitd, wo er
fic) dem Atelier tes Prof. Wach anfehlok. Nach beendigter Lehrgeit
fand ev gundchft unter den am neuen (jegt alten) Ntufeumt befchif-
tigien Gresfomalern, die mit der Ausfithrung der Schinkel feyen Cont-
pojitionen betraut wurden, willfommene Uufuahme. Seine fcpwadhe,
fivperliche Ronftitution Lief ihn indeR bald von jenen WArbeiten ab-
ftehen. Aber fchon im Забте 1841 wurde ihm eine gitnftigere
Gelegenheit, fich diefem Zweig der Nealerci, vem er mit befonderer
Gorliche zugethan war, wieder zuwenden gu fWunen. Gr erbielt im
Verein mit andere Miinftlern den ehrenvollen Wuftrag, bie Com-
pofitionen fiir Den Залы иные des fogenannten nordifden Saales
int neuen Mufeum зи entwerfen und fie in der Wrt der Waffer-
glagmaleret (Stereochromie) ansgufithren. Die dort befindlicien,
ihrer treffliden Conception und gediegenen Tedhnif wegen fdjon oft
geriihmten Bilder ,, Hertha und Odin , ,, die Nornen” und ,,das
Spiel der Waffernizen und der Kampf ver Riefen“ find ansfdlies-
lid) feine Werke! — Bn Wnerfennung der genannten Wrbeiten wurde
ihm, nach Vollendung derfelben, ein nicht minder ehrenvoller Wuftrag
gu Theil. Diesmral galt eS Фев, den bis jest noch nicht allgemein
suginglidben Gaal im alten Mtujenm, welder sur Xufmahme grie-
hifcher Wlterthiimer beftimmt ward, mit einent feinem Smbalte ent-
fpredenden Gries gu fchmitden. Mit wahrer Begeifterung fiir die
Gace ging Heidenreich unvergitglich an’s Werk.

Mit gripter Sorgfalt, die ihm feine Kenntnif des griechifdjen
Alterthums felbjt sur Pflicht madte, ja mit faft jungfriulicher Be-
{heidenheit bor ber, wie er meinte, jfeine Krafte bei BWeitem bere
ragenden Wufgabe avbeitete er zundchft an dex Compofition. Hier
hatte er, wie er fich felbft oft auferte, Mtomente, die ihn itber den
nagenden Schmerg fener Kranfheit erhoben, — die ihn ahnen liefen,
wie es einem Geifte in gefunder Hiille gu Mtuthe fein miiffe. Die
Arbeit griff ihn fichtlidh an. Mit ftvengfter Gewiffenhaftigteit fer-
tigte er baju SGligen und Studien. Erft, nacdhdem er fic vollftin-
dig Herr des Materials fiihlte, glaubte er an die Uusfiihrung gehen
ju founen. Wher auch von diefer Arbeit, die ihm die grifte Freunde
gewihrte, viet ihn fein fid) immer heftiger duferndes Uebel nur zu
oft ab. Sim Herbft 1853 swang e8 ihn fogar, da8 nordifche Rima
gu meiden. Bon der italienifchen Gonne Linderung hoffend, fiedelte
er auf ein Sar nach Rom iber. Wuch dorthin begleitete ihn ein
Uuftrag, der ihn Hoheren Orvis zu Xheil geworden war und in einer
getrenen Ropie Der Raphaelifden ,, Meffe von Bolfena” beftand.
Scheinbar gejtirit fehrte er im Herbjte 1854 gu den Seinen guvité,
eine reiche Grnte rimifder Studien, meijt in Wquarellfarben ans-
gefiibrt, heimbringend.

Mit Cifer begann er alsbald wiederum an jenem Friefe gu
arbeiten. Gleichfam, alg mitffe er das Werk noch vollenden, fuchte
er fortan jede firperliche Stdrung mehr wie frither gu bewaltigen.
Go erlebte er denn noch die Freude, diefe Arbeit fertig gu Гебен.
Diefer Fries, etwa 3 Fup hod), verfinnlicht in der DOarftelfung ver
in der flaffifden Beit des Griechenthums hervfdend gewefenen ver-
fchiedenen Lebensbegiehungen зна die OHauptmomente feiner ma-
teviellen und geiftigen Cntwicelung. — Andere Arbeiten, fo ein
griferes Genrebild, das er in Rom begonnen hatte und in Berlin
fertig gu machen gedadte, lieB er ben Seinen ald lebte Grinnerungs-
blatter unvollendet guriid. H. Wei.