HOretrid tft nicht ets Minitler evften Manges, micht ein Originalgenie, das durch feine urfpriinglice Kraft zur Bewunderung hinveift, Dietrich ift nur ein vielvermigendes eminentes Talent, weldes vielen duferen Cinwirlungen offen ftand, und erft durd das, was e8 feinem Umfange nach) aufnehmen und feiner Befdrintung nad) abweijen mufte, feine individuclle Geftalt qewonnen Hat. Vim fo mehr aber wird e8, um thn gu verftehen, nsthig, jenen duferen бий ет nadguferfcen und das yu ermagen, was der Geift, die Gitte und bie Ereigniffe der Beit, in welchen ev lebte, beigetragen haben finnen, feine Werke fo зи geftalten, wie fie uns vor Augen ftehen. Dietrid, oder wie er ИФ in feinen fpateren Babren fdrieb, Dieterich, war am 30. Oktober 1712 gu Weimar geboren, und empfing in der Taufe neben dem Namen Chriftian aud) die feines Londesherrn, 068 $15008 Wilhelm Ernft, an deffen Hofe fein Vater, Johann Georg Dietvid), al8 Hofmaler Тебе. Legterer war 1684 in Weifenfee geboren, еле bei Gebfart Lammers, einem fonft unbefannten Maler, und wurde, einer Nachricht gufolge, and) Hofmaler yu Rudolftadt, wielleicht зи gleicher Zeit an beiben Hafer. Gr foll ein gquier Portrait-, Bataillens und Bambecciaden- Maler gewefen fein, dod) find jebt feine Bilder siemlid) vevfcvollen. Mian тебе ihnt ein Heines Rupferblatt gu, weldhes die Halbfigur eines mit Weinlaub bekrangten Bachus vorftellt, Ropte nad) H. Schinfeldt und mit einem Monogramme begeichnet. Sein Wappen, eine gefliigelte Schlange, faft wie bas Ded Lucas Cranad, ift in einer fleinen ovalen Platte, oben mit dem Namen Sohann Georg Dietrich, von feinem Sohne geftoden worden. Die Wrutter unferes Dietrich war eine Lochter Johann бу Renfders, welcher ebenfalls Hofinaler in Weimar gewefer, vbn dem aber weder cine Rachridt, nod) cin Werk aufgufinden war. Aus ciner doppelter Riinftlerfamilie entfprofjen, hatte Dictrich еше reiche Anlage mitgebradt, um frithgeitig vie Crlernung der Kunit mit Erfolg zu beginnen. Geine Erziehung bis gum gwilfter Sabre feud in Weimar, im viaterlichen Haufe, ftatt. Wabhrfdhetnlid hefuchte er die unteren Rlaffen bes von Herzog Wilhelm Crnft chen in Dietrichs Geburtsjahre geftifteter und eifrig unterftiigten Gym- nafiums, und mag bier einen guten Grund gu den mancherlei Kenntniffen und dev Hiheren Geiftesbiloung gelegt haben, die aus feinen Werfen Hervorleuctet. Das Leben unter den Bilrgern Weimars war damals wohl vorzugdweife ein ftilles, ernftes und frommes, und eine wenig bemittelte Bingerfamilie fanunte, wohl tticht viel mehr, al8 die Woche hindurd) anhaltende Arbeit und des SGonntags den Rirdenbefuc), denn die fonntaglichen Bahrmartte, Tange und Scheibenfchiehen hatte per Herzog abgefdafft. Bor- herrfcbend war ohne ZBweifel deshalb die veligidfe Stimmung und eine lebendige Theilnahme an den damals деюббийфеи theologijden Gtreitigfeiten, die oft von Der Rangel herab gefiihrt, aber aud) im Jahre 1718 vom Hergzoge mit Strenge verboten wurden. Wenn auch Herzog Ernft Wuguft, dev vom Jahre 1716 an ebenfalls feinen Hof in Weimar hielt, ein mehr hemegtes, weltlides und glangendered Leben vorjog, fo mag dies nidt fo Теме инь entfheidend auf die Gitten der Biirger gewirlt haben, dah die ganze Richtung einer Langeven Beitperiode dadurch pliglic) hitte verfdwinden Ednnen. An Hirlfemitteln gu wiffenfchaftlichen und finftlerifdjen Studien war aud damals fein Mangel. Schon im Iahre 1700 hatte der Herzog vas bevithmte, von dem fadfifdyen Gefchichtsfdreiber де orduete, Haugwikifde Rabinet fachjifcher Weedaillen und Deiinjen, und bald татар die Lorengifche Kunftfammer in Leipzig angefauft, und im Sabre 1703 war die fcjon vorbandene, bereits durch die Lilienhainifce und Gudifche VBiidherfammlung vergriferte Bibliothet purd die Logauifche vermehrt worden, gu deren WAbholung der Der Hergang bet der Verfertigung von Farbeinfteindrucden et folgender: Querft wird die Umrifgeidhuung in der Weife, wie fie die DHelmaler zr machen pflegent, auf dem erften Stein ausgefiihrt. Wern nun, wie bei einem uminirten Stich, jede Farbe da aufhirte, wo eite anbere anfangt, fo witrde man fitr jede befondere Farbe nur einfach pen Stein, der fie gu reprafentiren hat, nach der Zeidnung zuvichten fonnen, Dabet ware aber von einem Bertreiben und BVer- fdjmelzen der Farben, won hem Uebergehen in einander nicht die Rede. E8 befteht alfo die eigentliche Wufgabe des Farbenfteindruders Darin, dak fic) ihm die verfchiedenen Yarbentine, die in einem Bilde enthalten find, eingeln Har vor Augen legen, dak er den Grad ihrer Durehfichtigheit und Undurehfichtigheit genau fenne, dag ev inne habe, welche Wedhfelwirkungent ihre VGereinigung ausiiben fanu, dak er da- her genau die Wufeinanderfolge der verfchiedenen SGteine gu berech- nen wiffe. Unfere Lefer fennen die dissolving views, bei denen wie aus nebelhaftem Schleier alfmualig Farbe auf Farbe hervorfcieft, bi8 das Ganjze in flaren und harmonifden Tonen vor ins fteht. Nehulich macht fic) ber Cindrud ciner Reihe von Platten, wenn man fieht, wie fie nacheinanbder aus ben flizzenartig angebdeuteten Umviffen per erften Platte in die volfendete Farbdenharmonie per leg- ten hineinwadhjen. Gieht man fo ein Bild etwa durch eine Folge von 15—20 Platten entftehen, fo bemerft man bei den erften Plat- ter wohl nod) den Hinzutvitt einer neuen Farbe, bet den Legten aber, wo e8 fich mir nod) um Tine handelt, verftedt fich pie jedes- malige Zuthat mehr und mehr und man hat mir den aflgemeinen Gindrud wadfender Klarheit und Kraft. Crit went man dann auf den Stein blicét, rer fo eben gewirft hat, fieht man an det oft wun- derlich genug geftalteten farbigen, ztemlic) fcarf begrengten Slecien barauf, um weldje Tine bas Bile eben reicher geworden fein muf. Die rothe Farbe 3. B. welche in gqrifferen und ffeineren Fleden die- fen einen Stein bedecit, tritt ganz vein. viclleicht nur in einem Tupf an dem Turban eines Liirien hervor, dient aber gugleich pagu, um hier eine fdwarze Unterlage in Braun, dort eine gelbe in Orange зи verwandeln. Beim Wbhdruck der eingeluen Platten ift natitrlid) parauf zu achten, bag bie Zeichnung jedesmal ganz gena aufliege, damit jede Farbe auf den rechten Fleck Hinfomme. Diefes wird dadurch be- wirft, daf} man die vidhtige Gage bes Blattes an zwei Stellen ver- mittelft nurchgufteiender Madelt regelt. Mian erfieht aus der Befchreibung dtefer Procedur, dak der eigentlice Baltor fiir diefelbe in dem иде des Druckers liegt, wel- hed im Boraus zu erfernen und ju berechnen hat, im welcher Wufeine anbderfolge man miglicbft wenige Platten mit einander ergamenden und bebenden Garbentdnen wirker Laffer mu. Chriftion Wilhelm ти Dictrid. Gin Beitrag gur deutfchen Kunftgefehidte ved 18. Sabrhunderts, Uns hen Papieren von Cudw. v. Sdhorn шиде бей оон 55. 9. Офожи. Jugend in Weimar. Dortige Munfiguftande bamaliger Jeit. — Dresden. — Frithefte Arbeiten. — Der Hof und die Zeit Anguft UW. — Damaliges Kunfttreiden. Wus einer forgfaltig angelegten, zum Theil ansgearbeiteten, wiewoht unvollendet geblicbenen Monographie aus der Feder des Grinders ded Kunftblattes fet e8 mir erlaubt, Bhren Lefer cinen Ausgug mit zutheilen, in weldem ich hauptfichlich dic Barticen jufammenftellte und ergingte, welde an dem Faden einer ebensbefdreibung allye- meine Blice anf den finftlerifcben Charatter per damaligen Beit gewabren.