Snfpeftor der flirfiltd) Weimarifden Kunft- und Maturalien-Rammer,   iff.
	Зобаци Andreas Erbad, 1704 nad Breslau gefdidt wurde. Зи
diefem Vorrath fam fpater nod) die Biiderfammiung bes beriihmien
wittenbergifden Profeffors Konrad Gamuel Schursfleifd, dev felbft
an der Unorduung der Bibliothel Theil genommen hatte. Neben
der BibliotheE und der Mingfammlung war im fiirfiliden Sdhlog
aud eine Sammlung von Gemilven befindlidh. Nicht minder thatig
wie im Gammeln, war Herjog Wilhelm бу im AWuffizhren von
Bauwerfen, deren Grofe und Beftimmung geeignet war, den hiheren
finfilerifcden Ginn gu ween und ju iiben.

Schon 1706, wabhrend des fohwedifcen Cinfalls in Churfachfen,
wobei das weimarijde Land nicht weniq mit yu leiden hatte, war
der Bau des fiirftliden Schlojfes Cttersburg von ihm begonnen
twworden. Sm ahve 1712, in welcem er das Gtmnafium nen
gebaut und bas bortreffliche Gebsiude auf der Schlopiivde geftiftet
hatte, ward aud der Bau her Bakobstirche angefangen und bis
gum Herbft des Sahres 1713 зи Ende дей. 908 Baumeifter
diefer Rirde werden uns Mikel von Sena und Adolph Ridter
genannt, welder Legtere, in Benfionsftand vevfegt, im Sabre 1768
ftarb. 3m Jahre 1720 wurde auf Herzog Wilhelm буш Зее
Die bon Bohann Ernft dem imgeren, 2 Bahre nad dev Thilrin-
gifhen Siindfluth, 1615, aus Holz erbaute Slmbritde bet Ober-
weimar net aus Steinen evrichtet. Die noch an derfelben erhaltene
Snfehrijt nennt uns den Urchiteften Chriftian Richter, Bruder des
eben genannten Та фен Oberhof= und Landbaumeifters, devfelbe,
welder fpdter int Sabre 1735 die unter 3. © Hoffmann, 1720,
in8 Stocen gerathene Reftauration der Wetmarifdhen Stadttirde
gu Ende fihrte. Beide waren aus einer Kiinftlerfamilie entfproffen,
Deven Stammoater der berithmte Bilbnifmaler Chriftian Ridter
gewefen gu fei fchetut, der im Заме 1648 als Hofmaler bei
Herzog Wilhelm LV. avbeitete und von defjen Hand noch ein {chines
Samilienbilonig jenes Fivfien eviftirt. Auch den Anfang eines
anderen bedentenderen Banes fal Dietrich in feiner Bugend, als
Herzog Ernft Wuguft 1723 den Grundftein gu dem Bagdfebloffe
Belvedere Legte.

Diefe mannigfaltige Kunftthatigheit, weldhe den Rnaben umgab,
war gaitz dazu geeignet, feine jugendlice Phantafie паба in
Bewequng gu fegen und zur Theilnahme an den AUrbeiten yu erve-
gen, welche vie Stille und Cmifigheit bes viterlichen Hanfes gn
Taye forderte.

Schon von den fritheften Bahren an mu Dietrich ein бете
vafdhendes Talent gezeigt haben, dein bereits in feinem gwilften
Sabre war fein Beruf entjdhieden und fein Vater entfdhlojfen, alles,
was ihm miglid) fei, zu feiner Musbiloung зи ии. Фе шах
e8 bon Seiten eines unbemittelten Mtannes fein geringer Entidlup,
pen swolfjahrigen Rnaben nach Dresden зи bringen, um ifn dort
in der Nahe der prachtooflen Kunftfdhage und unter den Augen von
Rehrern gu erhalten, die dent feimenden Talent eine belfere Ridtung
und einen fepnefferen Uuffchwung ale er jelbft gu geben im Stanbde
waver.

Dies gefchah im Aahre 1724. Der Vater begleitete ihu felbft
und fond einen Lehrer fiir ihn in dem Landfdjaftsmaler Wlerander
Thiele. Dak aber Dietrich fopou vamalé im Figurenzetdnen Uebung
gehabt, beweift cin fleines Blatt in der feniglicen Gammfung von
Handjzeihuungen gu Dresden, vielleidht ein Probeblatt, das der an-
gehende Runjtjiinger zu feiner Legitimation entwerfen mufte. 8  
ftellt einen trinfenden Bauer vor, ift in niederlandifdem Gefdmact
gehalten und verrath einen fiir feine Augend fehr fertigen Zeidner. —
Die Ueberfehrift fagt, pak ev e8 1724 in feinem gwilften Sabre
gezcichnet. Cinen Stich pnavon hat Boethius in Dresden geliefert.
Gine andere Urfunde aus jener Beit ift uns in einer Zeichnung Ш  
Solio geblieben, von dev ebenfalls ein Facfintile al Stich verbreitet

 
	И. Sie ftellt die Seiden des Shierlreifes vor, mit ftumpfer Seder,
aber fraftiger und ficerer Hand in Umrig gujammengeftellt, aber
mit Lebendigem Gefiihl, charattervoller Wahrheit und einer gewiffen
grandiofen Ginfachheit hingefdrieben. Daneben ftehen von feiner
Hand folgende Beilen:

Gott mit mix unb Segen bas
Werk meiner Handt

Whe viele gezeidneten Pofituren

Weldhe id) nach дезекбнеё пи 194. Bahr
meines alter8
Ao. 1725

Christian Wilhelm Ernst Dietrich

Artem quevis alit Terra.
Herr Lehre mid thun nah Deinent
Wohlgefatten, den Du Lift mein Фон,
Dein guther Geift filhve mid) auf ebner

Babn.
	 

Зи der Riffer 12 ift eine Rorreftur; man fieht, Dietrid) war
nicht recht gewif, ob bas Bahr 1725 fein zwilftes oder dreigehntes
gewefen. Sn der That ift es bas Lebtere, und diefer fleine Red)-
mungsfebler beweift, Daf die Wuffehrift woh! nicht lange nad) бе
ging der Zeidnung hingugefommen. Wir finden darin nod) gang
das jugendliche fromme Gemiith, bas die in ber Schule gelernten
Verje andichtig und fromm wiederholt, aber auch fcon die fefte
Beftimmung zur Kunft und das fiolze BVertrauen, ,, daw jeded Land
die Runft erndhre.”

Dak e8 bem VBater nicht leicht geworden, die Ausbiloung feines
Gohnes in Dresden gu beftreiten, fagt Heinefen in ber Stelle, wo
er von feiner Wnfunft in Dresden fpridt. Фо Факт, В с
hinju, malte Ropfe und allerhand Bilderchen, weldje die Mtutter gu
MePgeiten mit nach Leipzig oder Braunfchweig nam und dort
perfaufte. Da8 gefchah, al8 der junge Dietrich ebenfalls anfing,
in Gupfer зи Вен; die Whoriide wurden gleichfalls von ver
Mutter auf den Mejfen, fowohl in Leipzig, als in Brounfcdhweig
verfauft.

Wie viele hegahte Menfchen, fo mag auch Dietrich einen
grofen Theil der CEntwidelung fetnes Talentes und Charalters
fener Wiutter gu verdanfen haben. Dak er fie als ein danfbarer
Sohn verehrt hat, beweifen swet noch vorhandene Bildniffe, die er
von ihr дамой, Das eine aus fritherer Beit, im Gefchmacé des
Oftade behandelt, tft im der Privatjammlung Sr. Mtajeftat des
Konigs von SGadfen; das gweite, vie Mutter als alte Frau dar-
ftellend und der Behandlung nad) mit Rembrandts Arbeiten зи
verwedfeln, in der fniglichen Gallerie in Dresden. Aus obiger
Nachricht erhellt nicht, ob beide Eltern fchon damals mit dem
Sohne nach Dresden gezogen; wenigftens fann died амф nur auf
furge Beit gefchehen fetn, ba dic Mtutter, an Wechfel pes Wufent-
haltgortes дебри, gern mance andere Gelchwerden mag iiber-
nomimen haben, um ihren Liebling noch Langer unter Augen 3u
behalten.

Зи Dresden Sffnete fich nun fiir Dietrid) eine neuere und
grifere Welt. Die ‘prachivolle und verfdmenderifde Regierung
Rinig WAuguft Ul. hatte fich den iippigen Hof Ludwigs XIV. zum
Mufter genommen, und Dresden vereinigte damals alles in fich,
was ein deutfder Hof in Galanterie der Gitten, in feenhaftem
Glang der Sefte, in iippigem Schmucle der Umgebung und in Muf-
hiufung von Rarititen und Kunfifdagen aller Wrt nur aufsubringen
емо. Der grofartige Sinn Kduig Uugufts hatte bereits Wn-
ftalten und Werke hervorgerufen, weldye bent Rimftler zunddhft von
Deit mannigfaltighten Nugen waren, obgleich der damals herrfcjende
Gejdmad, verfelbe, den man jegt mit dem Spottnamen Rococo
bezeichnet, ebert nidjt geeignet war, ibn auf ben Weg zur reinen
	Schinheit 3u filbren. Gon Johann Georg IU. hatte eine Beichen-