die alte Frau, die im Gropoaterfiuble fchlaft, und per ЗУКИех, der
in Gegenwart eines holltindijdhen Kaujmanns nach einem weibliden
Modelle malt. .

Auer dtefenr Genrefcenen, in denen er ganz vem Gefchmacte
ves Leniers und Oftade folgte, entwarf Dietrich in diefem Jahre
aud) mehrere Gegenftande aus der heiligen Gefchichte. Bon einer
Kreuzabnahme, einem ziemlid) grofen Blatt in Folio, wird gefagt,
fie fet in Rembrand’s Manier. Ein Noli me tangere, oder Mtag-
palena fniend, welder Chriftus als Gartner evfcheint, dann ein
Apoftel, welder Kranke heilt, und Abraham, im Begriff den Ifaak
gu opfern, find noc) fammtlic) mit der Fahreszahl 1730 begeichnet.
Auf em lesteren Hilt Abraham das Neejfer in der linten Hand,
woraus man feflieBen michte, гов ФЕВ fetne Zetchnung ohne
vorlinfigen Entwurf wunmittelbar auf die Platte gemacht, wobet er
night beadjtete, Dab die von ihm gegeichnete vechie Hand durd) den
Nboruc zur Linfen wurde. Bon allen diefen Blattern mird nicht
erwabnt, wo fie verfertigt find; dDagegen findet fid) unter den Blit-
tern vee folgenden Sahres eines mit der vollftindigen Зи:
C. W. E. Dietrich inv. et fec. Vinariae 1731. Diefes fehr fel-
ten getworbene Blatt zeigt eine allegorifdhe Vorftellung: Hunger und
Peft, chen in der Mitte Pharao, зих Rechten ein Engel, der eine
Raage und ein Brod Halt.

Mus einer in vemfelben Забуе von ihm radirten Reihe bibli-
{cher Blatter wird deutlich, wie er fid) bemiihte, einen und penfelben
Gegenftand nach den verfchiedenften Motiven auggubilen. Auf dem
Opfer Abrahams von 1730 hatte ex den Moment dargeftellt, wie
fant auf vem Wltare liegt, Wbraham das Mteffer giidt und feine
Hand von dem Engel guriicigehalten ТН. Jtun finden wir vom
Sahre 1731 nod filnf Blatter, wovin er penjelben Gegenftand in
allen fucceffiven Mtomenten vergegenwartigt hat.   реш erfien
tragt Sfrael felbft das Biindel Holz, das gu feinem Opjer dienen
foll, auf dem gweiten naht er fic) weinend dem Wltare, auf dem
dritten und vierten Eniet er anf demfelben und Whraham umbalft
ifn mit ber Mechten, wahrend er mit der Linen nad dem Walde
zeigt, und auf dem finften endlic) opfert Wbraham den Widder,
welder auf dem MUltave liegt, neben dem Bfaat betend niedergefniet
ift. G8 ift gewig ein Betweis fir die Srudibarkeit feines Geiftes
und die eidhtigkeit feiner Faffungsgabe, dak er fic) jo Lebendig die
Folge eines jeden Borganges зи vergegenwwartigen verftand. Зи
ее Reihe gehiren noc): Lot und feine Lichter, Chriftus im Lem-
pel lehrend, und ein heiliger Hieronymus, Der in feiner Grotte
{areibend an einem Tifche fist.

Wie unfer Rinftler in diefer Beit die Weife bes Rembrandt
nadgeahmt, fieht man aus mehreren Blattern, worin ex Portraits
und Bolfsfcenen dargeftellt hat. So ift das Bildnif des WArfaniften
Herold, eines hei der Meisner Porzellanfabrif angeftellten fungen
Mannes, da8 von ihm 1731 rabdirt, aber evft viel fpdter von Bos-
tins gedbt wurde, gang in dev WUrt des Rembrandt behandelt. Chenfo
per Rattenfanger in halber Figur, ein felten geworbdenes, пиве
Leicht und geiftreid) behanveltes Blatt, wobet ihm offenbar die faft
nue in Leichten Umriffen gehaltenen Radirungen jenes Neeifters gum
Porbilde gedient haben. Cine alte Frau, in Pelgmitke und Pelj-
mantel im Gehnftuble figend, ift ebenfalls in Rembrandtfder et.
Man weih, dak Schinbheit der Form und Anmuth des Ausdruds
	nicht in der Sphare diefes Miinftlers log. Cine geiftreide, leben
	pige, aber aus den gemeinften Megtonen be Lebens erfafte брата
teviftif war as Begeidhnende feiner Denkweife. Um fo mehr mus
e8 Berwunderung erregen, dak Dietrich, wihrend ex fich in diefe
Uuffaffungsweife fo gang gu verfeben wupte, anrererfeits and dem
Bierlidhen und Anmuthigen nadhftrebte.

Aus vemfelben Sabre finden wir ein groped idyllijdhes Blatt,
in der Wet pes Wrian van der Werf, eine Schaferin in den Wrmen
	cites Sechafers, von Gebiifd) und Ruinen umgeben, darfiellend; zur
Vinfen erblict man die Statue eines Fechters. Welchen Beifall fich
Dietvich’s geifireiche Blatter erwerben muften, fann man leicht er-
meffen, wenn man fle mit den fditlerhaften Radirungen feines Leh-
rers, Alexander Thiele, vevgleicht, der fic) doch auch einen Mamen
in Diefem Gache erworben hatte. Weldher Unterfdhied in Beichnung,
Angabe der Formen, gefiihlter Modellirung und durchgefiifhrter Be-
leuchtung! Bet ihm ИЕ jeder Strich empfunden und wohlverftanden,
jeder Bug der Hand Ausdruc oes Gedanfens und eine frifehe und
lebendige Vergegenwirtigung des Wirklichen, alles ift fider gezeidnet
und beftimmt Gavatterifivt, wahrend bei Thiele fo Vieles nur leeres
Gekrigel und ohne Wahrheit und Bedeutung tft.

Dte Bahl der von Dietrich 1731 vadirten und mit vem Datum
verfehenen Blatter betragt 21; eben fo viele finden fid) mit der
Sahreszahl 1732 begeichnet und unter den nicht begeichneten oder
nur mit dem Namen verfehenen mag noch manches fein, was in
paffelbe Bahr gehirt. Зи dem im Tempel Lehrenden Chriftus von
1731 Tieferte Dietrich in diefem Sahre ein Seitenftite gleicher Grife:
Chriftus heilet ое Яонин, eine Rompofition von vielen Figuren,
auf dev ev gum erften Male feinen Namen ftatt Dietvic) Dieteryci
fhrieb. Dann agte er verfchiedene Guiten oon Kdpfen, wou ihm
ebenfalls die von Rembrandt radirten Kopfe zum Borbilde dienten;
eS find zum groften Theile bartige alte Ripfe mit Gamimt- oder
Pelsmiigen und Pelzmanteln, jeltfam aufge(tubt und verbramt, wie
man fie aus Rembrandts wunderlicjer Garderobe, die aus den Rlei-
pungsftiicen polnifcher Suden, alter Rabbiner, Prinjen vom iba-
non und dergleichen Ubenteuvern gufammengefest war, fennen gelernt
hat. Golde Gefichter und Kipfe waren danmtals in grofer Gunft,
weil fie etwas derb Charatteriftifdes und einen gewiffen Mei un-
gemdfnlicher Beleuchtung Hatten, der durch ein gefdhloffenes Licht,
fraftige Schatten und Reflere hervorgebracht murde. — C8 fam
hierauf mefr, als auf Beftimmtheit der Formen an; im Gegentheil
erfeheinen Legtere meift verfliefend, mas ben Metz des Hellounfels
nur tod) vermehrt. Dietvich Hat auch viele folde Ripfe gemalt,
pie noch immer’ um ihrer geiftreichen Behandlung willen gefchigt
werben.

Die radirten Guiten find felten gemorden; nod feltener aber
die Landfcpaften, deren von 1732 drei find, eine anf der man eine
grofe Windmilihle fieht, nas Gegenftlid gu devfelben, auf welder zur
Rechten ein Brunnen, und endlich eine dritte mit einer Landjtrafe,
die an mehreren Gauerhaufern vovitherfihrt.

Wn 1. Februny 1733 ftorb Konig Wuguft I. in Warfdan,
nachbem er 38 Jahre ther Gachfen und 36 itber Polen regiert
hatte. Hr. v. Briihl, der fich mit ihm in Warfdau befand, verlieg
diefe Stadt unmittelbar nach des Kinigs Tode und nahin die Meichs-
fleinodien mit fich, die er dem Rurpringen Friedrich Wuguft UW. nah
Drespen iiberbradjte. Bei Lebjeiten Hes Minigs hatte man nicht
erwartet, dak Hr. v. Brith gu gleicher Gunft bet feinem Machfolger
gelangen witrde, aber indem er demfelben durch diefe Dienftleiftung
vie Krone von Polen gleichfam vorausbeftimmte und fich anfinglich
auf fluge Weife mit des Kurprinzen bisherigem Liebling, dem Gra-
fen Gulfoweli, gu vertragen, fpater ihn aber gu ftitrgen wupte, er-
warb ev fic) bald gine noch grifere Mad, als er unter Wuguft IT.
befeffen hatte.

Gs ift wahridheinlich, dah Dietrich bei diefem Umfdmunge der
Dinge im WAnfange de8 Jahres 1733 fic) in Dresden befand und
yon feinem Ginner num den Aufirag yu einer qriferen Wrbeit er-
fielt. Heinecéen fagt, er Habe flix diefen Mtinifier meift auf Banden
und fonderlich in Gradhwib, einem Landgute bei Hergberg, gemalt,
weldhes doch alles entweder durd) Berdnderung im Bauen, oder im
fiebenjifrigen Rriege durch Plinbderung und Verbrennung verloven
gegangen fei. Gr bemerét dabet nicht, ob diefe Walereien ти бе