Beit aus Freundfcaft fiir ibn auf feinem Landgute Wltobers tn der
Niederlaufiz, ein ganges Zimmer von fechs Geldern und drei Thil-
renftiicfen gemalt habe. uch hat ihm Dietvid) das Berjeichniff
fener Rabirungen felbft in bie Feder diftirt. Wher als Freund
war er auch fireng in feinent Virtheile, und verbeblte ihm nicht,  
was ihn nod) mangelhaft in feinen Leiftungen fcjien. — „ооо
Dietvidh , fagt er, ,,fid) ganz in Deutfdland gebiloet, und wegen
icines vortrefflicen Genies unter die grdften dentfden Meifter
„бетебиеё werden fonnte, fo feblte e8 ihm dod) an einer vofffont-
„елей Zeidnung.” Was Heineden unter einer vollfommenen
Beichnung verfteht, erflart eran einer anbern Stelle jeines Buchs,
wo ev die volfforiimene von der natiirlichen Zeichnung unterfdjeidet.
denn ein Зафиех von allen WArten feines Objefts die proportio-
nivlidften und fdinften Theile nimmt, folche richtig gufammenfest,
und aus der Zufammenftimmung der Verbiltniffe ein eingiges voll-
fommenes Objeft zeidnet, fo nenne ich dies eine vollfommene
Beichnung. Wenn man aber vie Objefte richtig zeichnet, wie fie
fich dem Wuge РахйеШеи, folches heife ich eine natiirliche Beich-
nung. Die vollfommene Zeicdnung ift hauptfacdhlid) in den hifto-
vifcjen Stitclen der alten und mittleren Gefchichte erforderlich, und
hat vor Andern bet jeten grofen Meiftern der italienifden Schule
Play gefunden; wiewoh! folche in Stalien giemlic abgenommen hat,
und in Franfreid) faft gang verloren gegangen gu fein fdeint, fo
fommt folde doch gur allgemeinen Verwunderung in England mit
fchnellen Gehritten wieder hervor.” Gr meinte mithin eigentlid
das, was man fest den edlen Styl der Zeidinung nennt, verftand
aber barunter mur jene idealiftifde Manier, bie man aus den Wer-
fen de8 Pietro da Corfona, Lanfranfo, Guido und anderer аб
folgern ber efleftifdyen Schule gefdhipft hatte, und damals in Eng-
land ind villige lace und Chavatterlofe trieb. —

Gon veut auf unmittelbare Naturwahrheit gegriindeten edlen
Sint der Zeichnung hatte Heineden fo wenig einen Begriff, dap er
nod im Sabre 1769 Winkelmanuns Aeuferung iiber Raphaels Mta-
‘Donna die Sifto in demfelben Ginne widerlegen zu miiffen glaubte.

HeineeSs wobhlgemeinte Anforderung an Dietvid) ging daher
itber die Granger feiner Sndividualitat hinaus, und blieh defhalh
ohne Folgen, об er ihm die Weittel, fie gu erfitllen, reichlid)
barbot. ,,3c) glaubte, fagt Heineden, dak wenn Dietrich die Zeich-
nung in Stalien lernte, ev fic) auch gu grofen hiftorifden Studien
gefdict macjen, feine Ntaj. dann um fo eher eine Wkademie ervich-
ten und if gum Direftor anftellen witrden. Sm Sabre 1743
ward er daher von Rinig Wuguft UI. nach Stalien gefdidt. Diet.
rid) ging auch wirflich erft nad) Venedig, und hiernidhft nach Rom;
alfein feine Briefe waren mit Lauter Klagen von dent italienifdjen,
feiner Gefundheit nicht gutraglicen Klima fo angefiillt, dak er fcbon
1744 guvitdberufen ward. 

Diefe Briefe find leider verloren gegangen; fie wiirden uns
einen merfwiirdigen Blid in die Geele unfered Minftlers thun
laffen, denn gewif Hat er fich davin ither mance feiner Runftan-
fichten auSgejprochen.

Die Befriedigung, die ev in einer glitdliden Hauslicdhfeit fand,
mag ihm die CEntfernung erfdwert haben; aud jdeint er, von
Sugend auf an eine figende Lebensart дерби, die Befchwerden
einer Reife weniger leicht ertragen gu haben. Diefe Reife war
jedoch nicht fiiv ihn verloren; er tar mabrend ifres ganjen Ver-
laufes in feiner gewohnien und ununterbrochenen Thitigteit, aber
was ihn berithrte und auf feine Weiterbilpung wirkte, war nur das
mit feiner Natur Rongruente, alles Uebrige lief er befeitigt.

Wir finden keine Spur, daf die grofen Hiftorifden Werke der
italienifdjen Gehule, die gewaltigen Rirdhenbilder her Benetianer,
bie Grescoarbeiten der Florentiner, die Mteifterwerfe Raphaels und
Michael (идее im Batifan und in der Siztina gu Rom ihr
	die Ginfiedlerhittte mit dem Rrugific Davor, dann die Цеше Land-
{chaft mit ben beiden Cinfiedlern und der Tanne, und der Waffer-
fall im Gebirge gang die WAuffaffungsweife des Everdingen дите,
fo wahr und fraftig ift hier die ftarre, Sbe und felfige Natur des
Morden gefdhildert.

Diefe glicliche Anlage unferes Minftlers fiir Landfdhaftliche
Darftellungen macht e8 aud erflirlid), warum er unter allen poe-
{Фен Gegenftinden am Liebften und erfolgreidhften das verwandte
mbthologifdhe Sdhll behandelte, worin das einfade Naturgemife im
Gewande der Schinheit, befreit von dem Ditrftigen unb Mtithfeligen
beS arbeitenden Lebens, erfdeint. Das 1740 rvadirte Biehftiic im
Gefdhmad des Berghem hat fcjon ganz das Reizende der fiidlichen
Natur; aber noch viel zierlicher evfunden und gezeicinet find: die
MNhymphengrotte, ver Schafer und bie Sdhiferin, und die ruhende
Benus mit den Wmorinen. Die Art der Kompofition evinnert an
Poelemburg oder van der Werff, die Wrt der Radirung an Cafti-
glione, und doc) bleibt ihnen dabei die Originalitat, welche Dietrich
fenntlich macht. Snbeffen fiblt man bei alle bem, baf er in die-
fer Sphire fic nicht fo frei bewegte, wie in der 568 niederen
Bolfstebens. Oie Stellungen der Hauptfiguren find geswungen
und nicisfagend, die Zeichnung mehr elegant als fchin, und wenn
Gewander und Haarwufte edler und einfacer find, alé in jenem
Bad der Diana, fo verlenguet fic dod) vie Spur der Periiengeit
darin nidjt vollig. бт фей пФ in diefer Beit mehr als frither
bemiiht gu haben, feinen Styl gu veredeln, und dem der italteni-
{chen Meifter gu nadhern.

Dietrich war nun dreifig Sabre alt, und fein immer mehr
fieigender Ruf brachte ihm Beftellungen aller Art. Da er doch
wieder nad) Dresden guviidfehren mute, war e8 ihm auch fitr
feine Gufere Stellung nothwendig, neben den eigentlidben Hiftovien-
malern feine Stelle eingunehmen. Dak er died nicht blos in Ra-
Dirungen, fondern aud in Gemilden verfudt hat, beweift ein
Gemilde in der Sammlung Sr. Maj. des #8188 von Gadhfen:
Petrus, der den Herrn verleugnet hat, ein Nadchtftiid, gang in
italienifer WUrt, mit der Bahresgahl 1742 bezeichnet. Ob Dietrich
in jener Bett noc) mehrere ahnlicve gemalt Бабе, ИЕ nit genau
angugeben, gewif befinden fic mehrere der wabrend feines Wufent-
haltes in Weimar von ihnr gefertigten Gemalde auch in der Фот»
tigen Gallerie, die am 6. Эви 1774 ши dem Sehloffe verbrannt
Ч. eider eziftivt nur ein gedrudter Ratalog derfelben vom Sabre
1729, welder gegen 370 Gemalde und natiirlic) feine von Diet-
rich enthalt, wou aber der ehemalige Rimmerer Wagner hand-
fchviftlic) bemerft hat: ,,Diefe Angahl finne faoum die Halfte der
beim Shlofbrand gu Grunde gegangenen Gallerie betragen haben,
da Herzog Ernft Uuguft von feinem Regierungsantritt 1728 an bis
an feinen Tod 1748 die Bilderfammer allein um die Halfte ver-
mehrt habe.” No. 1 diefes Katalogs ift ein Gemialde von Tizian,
Adam und Eoa, auf weldhes, nach Wagners Bemerlung der Konig
Aunguft П. von Polen einft 8000 Rihl. geboten haben foll. Bei
diefer Runftliebe bes Hergogs Ш wohl angunehmen, daB er den bier
anwefenden Dietrich nicht unbefhaftigt gelaffen, und die Sammlung
mit manchem vorgiigliden Bile von ihm beveidjert habe.

Sm Sabre 1742 fehrte Dietrich nach Dresden guviid, und
hatte nun die Genugthuung, fid) und fein Berdienft anerfannt ju
fehen. Sein beftindiger Ginner, der Graf von Briihl, war Inten-
dant der fSnigliden Gammilungen und Runfianftalten; unter ihm
beforgte der Kammerath won Heinedien, derfelbe, dem wir die beften
Nachrichten iiber unfern Riinftler verdanken, die Direktion der
Galerie= und Kunfttabinette. Heineden, ein eifrigee Kunftfreund und
Sammler, und voll funfigefdhictlicher Kenntniffe, erfannte vollfom-
men Dietvihs Gerdienfte, und ftand mit ihm auf einen freund-
{haftlichen SuBe; wie er 5епи Беше dak Dietrich in feiner beften