201163 Settichriff fiir bildende Kant, Doukunft ond Kunflgewerbe. Поет. Organ Der Kunliveretne vor Dentfdhland. Unter Metttoirfung von Kugler in Зет — Paffavant in Franffurt — Waagen in Verlin — Wiegmann in т — Sdnaafe in Berlin — Forfter in Minden — CGitelberger о. Edelberg in Wien. Hebigirt on L. Eggers in Berlin. Oonnerftag, den 14. Februar. Snbalt: &. Mandels Stid) nad der Madonna Colonna von Rafael. F. Kugler. — Chrifttan Wilhelm Crnft Dietrich. Cin Beitrag zur deutfden RKunfi- gefchidte bed 18. Sabrhunberts. Aus ben Papteret von Ludw. ». Sdorn mitgetheilt son O. vo. Shorn. (Fortlesung. — Das franzdfijde Kunftoudget. — Eniworfen von Dr. H. A. Mtiiller. F. Kugler. Karte der rnittel- y entworferr bor 9. Uibfe. G. WM. Miller. — RKunfiliteratur. — Swer Wrdpitetiurtarten. Marte dev mittelalterliden RKivden-Urchiteltur Deutfdlands. Cntworfen von Dr. H. 2. alterlihen UWrchiteftur in Dentidland. Mad dem gqegenwirtigen Stande der Foridhung entworfer von WW. ibe. Auswahl bon Iceutgletten bes оеифеп Kunfthandels. — Bettung. Berltn. Diiffelborf. Wien. Melinden. Фрау. Mom. — Kuwnflvereine. Der Kunft- уетеш зи DHalberftadt. — Зиепое бе. ЗЭетефиииа, — Reminiscengen des Gtudienganges, Den diefes Talent mit raftlofer Wrbeit durdhgemacht hatte, um gum ungetheilten Bee wuptfein feiner Anfgabe und feiner Kraft gu gelangen. Wher fdjou bringt dies BewuGifein in vem Gemilde iiberall gur Erfcheinung; fchon fimbigt fid) pas Gleichinak der Empfindung an, welches der Aufgabe: das fcjlidteft menfcliche Berhaltnif, das der Mtutter mit demt Kinde, zum Symbol des Gattliden зи mache, die Lanterfte Erfillung verheift. Wie berall bas Whnungsvolle den Sugenddil- bern Raphaels einen eigenthinilicen Reig gewahri, jo vorgugsweife biefent Gemalde, welches unmittelbar an ber Gchwelle des Crfennt- niffes fiehend erfdeint. Cine entjiidende Rartheit des maferifcben Lones, in folder Behandlung einjig unter allen eiftungen Raphacls, gentabat uns wie das wonnevolle Vorgefiihl bes neuen, auch von ven’ legten Hemmnijfen der Schule befreiten Dafeins, welches fdon ber nidjie Bag bringen follte. Die WAusfithrung de8 Bildes ift ganz Empfindung; durchfdhimmernd garte Tine find iiber die Tafel hingehaucht; Wiles ijt, wie fider und beiwuft immerhin, rafd, letdt, jeglicher Gorge durchaus fern зи Ende gebradht. Die Nachbilbung eines Gemaldes mit fo Leichten und dod) fo bedentungsvollen — in ihrer feinen Mitancivung doppelt bedeutungs- pollen Wechjelbegiigen Des geiftigen Gehaltes, mit fo zart geftimmten Tinen, mit dem Bortvage fo weiden und doc) wiederumt, wie es bei Raphael nicht anders fein fann, fo folichten Echmelzes mufte au den fdwierigften gehiren; dic Nachbildung mit den Weittel des Kupferftices mufte die Sehwierigheiten twefentlid) erhdhen. Wir haben einfacy gu berichten, dag der Stich von Mandel diefe Schwie- rigfeiten in jeder Beziehung fiegreich iiberwundew hat, dak ex unter pen Weeifterftichen, welche wir bis jegt nad) Werken Raphaels be= figen, unbedingt in erfter Reihe mitjahlt. Oie Auffaffung — und e8 ift angumerfen, dak der Stecher, wie atch die Unterfcrift befagt, nad einer eigenhindig gefertigten Bcidhuung arbeitete, — entfpricht pollftindig vem Originale, mit all feinen geiftigen und tecinifden G. Mandel’ s Stid) nad der Madonna Colonna pon Rafael. La Madonna Colonna. Raphael pinxit. Eduard Mandel del. & sculpt. 1855, Das Originalgemilde befindet sich im Kénigl. Museum zu Berlin. Druck von Schulgen und Bettendorf in Diisseldorf. Zu haben bei Eduard Mandel in Berlin. Die alten Sterne haben ihren Schein nod nicht verlorent; fie leudjten Dem, der fein Wuge gu ihnen erhebt. Die alten Mteifter feben in ihren Werfern fort, auch uns gur Preude, zur Erbauung, sum Croft in dem BWirrfal Der Lehren ves Cages umd ihrer Зет fiindiger. Raphael ift Ciner von denen, die uns bleiben, ob tmmer- Hin bie Rleinen vor det Bahnen, die er aufthat, ftehen bleiben und fie м Pfaden bes Verderbens ftempeln, immerhin die Groken, die Geiftreichen feinen Standpuntt fir iiberwunden eradten und uns Pfade vorgeichnen, denen der Boden fehlt. Und aud an Soldjen mangelt e& nidt, die den Wlten getreulid) nachfdhaffen, mit Liebe, Verftindnig und Kraft, die uns das Sehaffen der Wlten anfs Neue gum Bewufifein, ire Werke zur erneuten Anfdhaunng bringen. Eduard Mandel gehirt yu viefen, veven Bahl freilich nicht Legion ift. Gr hat uns mit einem Blatte nach vem Madonnenbilde Ra- phacls, welded aus dent Hauje Colonna ftammt, befdentt. Ee ift ein Sugendwerl Raphaels, Dod) fdpon den Tagen angehirig, bie fei- ner Entfaltung gur freien Meifterfdhaft als die Legten vorangingen. &s iff noch wie eine Rnospe, aber wie eine folde, bei der eB nur nod) eines Gonnenblides bedarf, um fie gur reichen Blithe auf- fpringen gu machen; с8 ИЕ bereits Wes da, was den unvergleich- liden Meifter in feinem mafvollen Adel, feiner tiefen Anmuth, fei- ner vollendeterr Naivetit Legeichnet, nur ba e8 fic) noch wie ein garter durchfichtiger Seleier um diefe Cigenfchaften hichfter Befrie- digung breitet. Bn der Geftalt diefer jungfrauliden Mutter ijt nod eine Leife Schitchternbheit, im den Ziigen ihres Gefichtes nod eine leis inealiftifche Scharfe, in der Geberde des wundervollen Knaben Cigenthitmlicfeiten; dev Wusprud Hat diefelbe gedautenvolle Heiter- auf ihrem Sdhoofe nod ein Leifer Nachflang finftlerifch gedanflidher feit; die Behandlung folgt mit Cinfidht und freiem BerftindnifE dev 6 VIL. Sabraang.