nicht forbderlich war, wenn and) fpaterhin Cinfeitigtett, Wranter ии
Sehlendrian in der Wlademie itherhand nafhmen, fo theilte fie died
Gebrechen mit jedem andern Staatsinftitute, das gu feiner freien
geiftiger Bewegung ftets meer individueller Rrafte bedarf, die feine
Wirkfamfeit anreqen unb lebendig erhalten.
	Der Kurfirrft ftarb fdon am 17. Oegember 1763 und die Er-
Sffaung ber Wlademie hatte erft am 1. Marv; 1764 unter dem
Prinzen Franz Xaver WAuguft, dem Wdininiftrator von Sachfen, ftatt.
Ginigen WUntheil an der Organifation hatte die Pringeffin Maria
Antonia, welde nicht allein RKennervin und Freundin der Kunft war,
foudern auch in Mealerei, Mtufit und Didjtfunft felbft mit dem gliid-
lichften GErfolge avbeitete. Die Wlademie ward in Mtidjidt auf den
Ort im dret Gheile, in vie Wfademie gu Dresden, Leipzig und Mere
fen, in UAnfehung ver Gegenftande aber in die Whademie der Beich-
nentunft, Maleret, Bildhauertiunft und Urehitcttur eingetheilt. Ge-
neraldiveftor ward der Geh. Leqationsrath von Hagedorn, Direktor
Dev Wfademie gu Dresden der Maler und Bildhaner Hutin; zum
Profeffor ber Hiftorienmalerei wurte Cafanova, der damals mit
Winkelmann in Stalien (ebte, ernannt, und aud) die Kupferfteder
Canale und Camerata verwendete man. Der Leipziger Wfademie
wurde Oefer, der Meigner Whademie aber Dietrich als Divreltor
gegeben. Die lestere Anftalt hatte man fitr ndthig evaditet, um das
eintrigliche Snftitut der Ronigl. Porzellane Mtanufattur dafelbft auf-
recht gu erhalten. Gin befonderer Wnlak gu Dietrich’s Ucherfiedelung
fheint gewefen gu fein, dak ihm [Фон wahrend des fiebenjahrigen
Krieges oder furz nach dem Frieden WAntrage von Berlin und Kopenz
hagen aus gemacht worden waren. Da ev bet Meifen einen Wein-
berg befaf, fo ging er gern auf den Wntrag ein, die Direftorftelle
ей angunehimen, ourch welche ifm eine Gehaltsvermehrung ver-
[hafft werden fonnte. Wie fic) aus den Aften der Dresdener
Afademtie ergiebt, hatte er 760 Thlr. Befoloung nebft 100 Chien.
Hauszings; als Direftor der Malerfchule in Meifen evbielt er noch
200 Thr. Bulage. Seine Schwefter, Mahel Mofina, welche im
RKopirven von Gemiilden guter Miinfiler viele Uebung befaf, war an
pen Maler E W. Bihme ш Berlin verheivathet und Dietrich
hatte die von feiner Regierung gebilligte Abficht, diefen Schwager
nad Meifen gu giehen; allein der Kinig von PBreugen gab те
ftatt 1000 THlr. ein Gehalt von 1500 und bebiclt thn in Berlin.
	MeetBen war nun freilich der Ort, wo Dietrich fiir feine Gee
neigtheit, die Manteren verfchiedener Meifter nadguahmen, die reidhfte
Veranlaffung fand, da eine Porzellan-Manufattur, vie immer Nenes
und in die Augen Fallendes Liefern mug, meift davanf geftellt ift,
der Mode gu fréhnen. Die Meisner Porzellanfabrif war befannt-
lid) norgugsweife fitr Deutfdland vie Quelle jener frangififcyen far-
bigen Schafergruppen und niedlicjen Rofokos aller Wrt, die man fo
thener begahlte, tant unter bas Geriimpel warf und erft in neuefter
Beit wieder cifrig hervorfuchte, fie abermals 3n Modeartifeln madyend,
Uuch die Leipziger Galanterie, welche Bacharid fo fchin in feinem
Renommiften befdhreibt, fand eine Verherrlidung in den Meifner
Porgellanpiippden, und obgleidh nach dem fiebenjahrigen Krieg diefe
Mode giemlich abuahm, fo mag doc aud) Dietrich hier nod man-
ches in verfchiedenem Gefdhmade entworfen haben, was er felbft nicht
alg Dauernd anerfennen fonnte. Wir fSnnen diefes aus einem Bore
trag bes Legationsraths von Hagedorn vom 4. Juni 1764 faliefen,
der fich in den Wten der Dresdener ЭНафение findet und folgen-
ben Inhalts ift:

„Эта hat ber Direttor ber MNalerei in Meigen, Dietrich, angeseigt, bak
ex gum Unterridjt bortiger, bee Maleret gewibmmeter Jugend in bem Rofalbi-
fhe und Kingftedtifden Gelmad gweier Gemiilde von fraglider Gand auf
bret Monate bendthigt fei: fo habe id, ba er diefe am Но ben 1. abs
Qebolt, unter VBerhoffen guabigfter Genehmbaltung, gegen Befdheinigung, die
relp. Anzeige und Verfitgung зи treffer, feinen Wnftand genommen.”
	Chriftian Wilhelm Ernft Dietrid).

Gin Beitrag zur deutfdhen Kunfigefchidte des 18. Sahrhunderts,
	Mus den Papteren von Lubw. 9. @фоти mitgetheilt son
OD. v. @фоги.
(Sahlug.)
Dresderer WEademie gegriindet. — Dietrid in Meigen. — Mideehr
nah Dresden. — Graff. — Bingg. — Lippert. — Mlengel.

Sm folgenden Sabre 1757 radirte er eine andere Art von Bae
gabunden, den auffcbneiderifden Rattenfanger, der, eine Feder auf
bem Hute, eit Burenfell als Mantel, ein hunted Wammes, einen
tivfifden Sibel und Meffer tragt, aber dod) iibvigens nicht бете
bergen fant, da feine Mtaufe und Ratten ihn nicht vor Hunger
fciiken. Gine ftivfere Mahnung an das Kviegsungliid ift ein Holj-
fobnitt von gwet Stiiden aus demfelben Sabre; eS jeigt uns einen
blinden figenden Bettler und iff das eingige von Dietrid) in diefer
Art gearbeitete Blatt. Im Sahre 1762 ravivte er gum giweiten Male
pen blinden geharnifdten Krieger, dev den Helm nach einer Gabe
ausftredt, und 1764 den figenden Beitler, der halbbetrunfer ein
Almofen heifdt, unt den Leeren Krug von neuer gu fiillen.

Naddem am 15. Februar 1763 der Hubertshurger Friede abz
gefhloffen war, flarb Rinig WAuguft OL. am 5. Oftober deffelben
Sahres; Graf Briiht legte feine Stelle mieder und folgte fetnem
Monardhen wenige Wochen fpater am 23. Oftober. Der Kurpring
Priedric) Chriftian trat die Regierung an, aber das Gute, was er
begiwectte, follte ev nicht erleben. Die Wiederherftellung des Landes-
freditd und dev Binanzen, die Abgahlung der Schulben waren fein
nidjtes Uugenmerf, Obgleich dadurch grofe Cinfohrantungen nothig
wurden, und fich Dies felbft am Hofe bemerfoar machte, indent der
RKurfiirft und feine Gemabhlin mit gutem Beifpiele vorangingen und
pamals fo mancher itberfliffige Guadengehalt geftriden wurde, lies
man denttod die Ritnfte nicht darben. Bielmehr wurde der fchon
unter Unguft TT. von Heineen gefaftte Plan einer ertweiterten Wfa-
pemtie auf’s Neue in Wnrequng gebradt, und реш Legationsrath
Ludwig von Hagedsrn, Bruber de8 Dichters und Verfaffer der ,, Be-
trachtungen iiber die Malerei”, gelang e8, die bisherige Mtalerfdule
in eine Wfademie ber zeichnenden und bildenden Riinfte von vier
Seftionen mit einent jabrlicen Ginfommen von 16,000 Thalern
umgufcaffer.

Bwar bemerfte man fdon damals, die Errichtung einer Wla-
pemie der Kitnfte in einer Beit, wo ber jervitttete Wohlftand des
Landes nod) Lange nicht wieder herguftelfen fei, evinnere am die Mnt-
wort, welde Gamuel Sorbiéres feinem ehemaligen Freunde Papft
Clemens IX. gab: Saint Pére, Vous envoyez des manchettes 4
celui, qui n’a point de chemises, aber e8 jeigte fic) bald, dab 8
ein vithmlicher und fegenbringender Muth war, die geiftigen Suter-
effen nicht iiber die materielfen gu vernadjlaffigen, weldje Dod) immer
nur ein voriibergehendes Glide begqriinden und ohne fene nicht vor
Rohheit und Unbildung fchiigen. Die Fritchte, welche jene fiinft-
lerijdhe Thatigkeit, jene reichen Gammlungen der WAugufteifden Zeit
bem Lande bringen fonnten, waren nad) bem Clende des fiebenjah-
rigen Rrieges nur durd) eine folche Unftalt als bleibender Befit
feftzubalten und die Bilbung, welche aus ihnen зи Терем war,
wurde ein reider Ouell fiir den geiftigen Wobhlftand des Landes.
Ohne die Wfademie wire Oresden bei der nothwendigen, fpater ein-
getretenen Gparfamfeit des Hofes nicht fo Lange der Gig der Riinfte
geblicben. Gie 30g beftindig eine Wtenge von Riinfilern und ит
fie eine grofe Bahl von Fremben herbet, weldhe die Stadt belebten
und gum Gig einer feinen Gefellighett machter. Cinen Theil ihrer
Sdiiler iiberlieferte fie aud) der Galerie, um ihre Schige in un-
sihligen Ropien gu verbreiter. Wenn aud) diefe Sucht, gu fopirven,