Snbdeffen datiren fic) aus diefem Aufenthalte zu Meigen guwi-
{бет 1768 und 65 auch einige der fchanften und gréften Radirun-
gen unfered Rinftlers. Зима das Ecce homo und Chriftus,
ber die Rranfen heilt, in Rembrandt s Mtanier. etteve Platte Hat
er unvollendet hinterlajfen und ihr Herausgeber Bingg Hat noch die
linke, erhobene Hand des Erldfers hineingegeidhnet, weshalb die Wb-
driide ohne diefe Hand yu ben SGeltenheiten gehdren. Bor demfelben
Sahre finden wir die Gruppe der Mymphen mit dem evgahlenden
Sathr und bie Rampfe der Critonen, vier Blatter, weldhe fic) ging-
lid von jenen elegant manierixten Soyllenfcenen entfernen und im
Gegentheil eine fraftige und lebendigqe Naturauffaffung zeigen. Bom
Sabre 1764 find: bas fchon erwihnte ileinere Blatt ves Satyrs,
dex vom Tifdhe bes Bauers auffteht, der Barenfithrer und mebhrere
fleine deutfdhe Landfchaften. Nur in diefen lewteren zeigt fich eine
auffaflend veranderte Behandlung. Sie find fliichtiger, oberflachlicher
und weniger chavafteriftifd, als die fritheren, auch weniger mit dev
falten Nabdel und dem Grabftichel iiberavbeitet und haben viel Wehu-
lidfeit mit den von feinem Sebiiler Rlengel radirten Bittern, dev
рее Behandlungsweife von feinem Mleifter angenonmmen зи haben
{cheint.

Sm Sabre 1765 wurde Dietvidi’s Bilonig von Sdmuger in
Paris unter Wille’s WAufficht geftochen, und zwar nach einem Ge-
mile, welches unfer Ritnftler felbft fiir [egteren, mit dem er in
freundfdaftlicder Verbindung ftand, gefertigt hatte. Gr fit im
SHlafrod, ven {chon etwas fahlen Scheitel mit der Machtmitge be-
becft, die Reiffeber in der Hand und an einer Beichnung befchaftigt,
der ein mit vielen Blattern angefiilltes Portefenille zur Unterlage
dient.

Die hohe Stirn, die Hellen Elaven Augen, bie feine Mafe, der
hewegliche Mund verrathen eine Iebendige Phantafie, ein Icicht er-
regbares Gefiihl, verbunden mit vieler Gutmiithigheit und Heiterfeit;
gwifchen den. Augenbrauen aber fpielen einige Falten, die anf wedh-
felude Qaunen und augenbliclice Heftigteit deuten, 3zumal da die
ganze Erfcheinung etwas Weidhliches, durd) gu anhaltende Arbeit
RKranklides verrath.

Diefe Biige treffen mit den Andeutungen iiberein, die wir in
einem furg nad) feinem Tode erfdhienenen Nefrolog finden: ,, Gein
Hauptdharatter war freigebig und itberaus arbeitfam; die jfittlicjen
Sebler, die man ihm vortwirft, Hingen von vielen fehnell aufeinander-
folgenden Sdeen, nebft hypodhoudrifhen Umftinden mehr als von
einem Mangel der Giite des Herzens ab, wovon feine Freunde zeu-
цей Вией,“

Das erwihnte ЗЗИфиф (apt uns gugleid einen Blick in das
AUteller unferes Miinftlers thun, und bei genauer Betracdhtung deffel-
бей Вией wir daraus etwas lernen, was die heutigen Mtaler nicht
genug beberzigen. Der Schitler oder Gebiilfe, der himten an der
Staffelei fizt, empfangt das Licht fiir fein Gemilde durch ein Ней
nes hohes Fenfter mit vielfad) vergitterten Scheiben, und das eingige
Mittel, das er angewandt hat, diefe Beleuchtung gu verftirfen, Ш
ein an ber Фефе ausgefpanntes weifes Tuch, deffen Refley auf bas
Bild fallt. Diefelbe BVorrichtung finden wir in den AUteliers der
guten niederlindifdjen Deeifter, 3B. in der Malerftube bes Oftade,
deren Bild uns ein Gemalde der Dresdener Galerie aufbewahrt.
Hier figt der Mtaler nod) entfernter vom Fenfter und feine Tafel
empfangt ein nod) mehr gemafigtes Licht. Unfere jebigen Siinftler
bagegen finnen ihre Uteliers nicht Hell, ihre Fenfter nicht grok genug
macjet unbd- viiden nod) itberbies ihre Gemtilde ins vollfte Licht,
pamit ihnen die Sarbe gleid) beim Auftrag brillant entgegenftrahit.
Die Folge davon ift, bak das Bild an feiner Wirkung verliert, fo-
balb e& bas MUtelier verlaft, in einem frembden Gemade aufgeftelit
wird, ober auf einen andern Grund gu идеи Fommi. Dann be-
Hagen fih die Riinftler, dak das Bild unbegreiflidjer Weije fo viel
	weniger gut ausabe, als wabrend Пе davan malten. Die Sache
wird aber begreiflic), wenn man bebdentt, bak das gemafigte Cidt
den Mtaler nithigte, feinen Farben fo viel Kraft, Durdhfichtigheit
und Rlarheit gu geben, al8 nur miglicd), damit fie aus dem Halb-
bunfel Hervorleuchten, dak e8 auc) gugleid) die Verbreitung eines
harmonifden Tons begiinftigt, indem e6 die fdjreienden ofalfarben
beutlicher erfenmen ТА Gin grelles Licht dagegen ift ein tanfchen-
des. E8 macht die aufgetragenen Farben flar und brillant, die doch
bet minder ftarfer Beleuchtung matt und undurehfidtig find; e8 wird
aber auc) gugleic) das Bejtreber erfdwert, vie Farben in Harmonie
gu fegem, da fdretende Gegenfaike im hellften Vichte minder аи
fallen, und in ber That ift eine Hharatteriftifhe Cigenthimlichfeit
aller neneren Gemilde, роб fie weit weniger beftimmten Ton haben,
08 Ме ЯНетен.

Dietrich blieh nur dret Bahre an der @фше зи Meiffen. Die
Dresdener Wfademie fcheint gefiihlt gu haben, oaf fie feiner Gefchic
lichfeit, feiner Arbeitfamtleit, feines berithmten Namens bediivfe, und
dap feine umfaffenden бабщенен bei ihr eine beffere Anwendung
finden witrden. Зи ешеш Sdjreiben vom 2. November 1765 mele
bet der Regationsrath von Hagedorn dem Adminiftrator Prinzen
Xaverius, wie er dei Direktor ber Mieifuer ве фие ven Befehl
feiner Hoheit mitndlic) mitgetheilt, wie diefer folchen danfbar aner-
fannt habe und die Gielle eines Profeffors der Whademie in Oresden
antreten twerde. Mur um gweierlet bitte er: erftens nod) bis Pfing-
ften in Meifen bleiben und fodaun den Diveftortitel beibehatten zu
dlixfen. Sn dev Refolution vom 5. Dezember 1765 bewilligt der
Pring Xaverius das erfte Gefuch, fojlagt aber bas andere ab, damit
feine Srrungen entftinden und weil bem Dietvid) ja obnehin der
Charatter eines turfiirftliden Gofmalers verbleibe.

Dietrich fehrte alfo 1766 nad Dresden guriid und trat hier
in einen Srei8, der feiner Stimmung und Bhatigteit ohne Bweifel
beffer gufagte, alé dad Leben in Mteifen. Mit thm gugleic) wurden
pie beiden Schweiger Graff und Bingg an die Wadentie berufen,
init denen ex bald innige Этениы ой 1. Winton Graff aus
Winterthur war fdon wabhrend feines WAufenthalts in Augsburg зи
grofem Rubme als Bilonifmaler gelangt; er malte nicht nur mit
grofer Rorreftheit der Beichnung und anferordentlider Wahrheit
und Rraft der Sarbe, fondern befag, wie man mit edt von ihm
fagte, die Runft gu treffen im hoheren Ginne. Gr ficllte nicht den
Geib, fondern den Geift dar, und wufte faft immer mit glitdlidem
phyfiognemifden afte den Moment gu ergreifen, wo fid) nicht nur
eine ober die anbere arafteriftifche Gigenthiimlicfeit, fonbdern die
ganze Sndividualitat des Innern in dem WenReren abjpiegelte. —
Gein liehenswiirdiger, befcheibener Charafter, vereint mit diefem titch-
tigen Runftbeftveben, in dem er unverwandt fortging, madhte ifn
unjerm Dietrich befouders werth, wie ihn auch fpiter Chodowiedy
ein trener und ehrender Freund war. Der Kupferftecher Abrian
81198 aus St. Gallen mag fich an Dietrid) als Alteren Meeifter
ntit Der Anerfennung und Freundjdaft, die er verdiente, angefdloffen
haben; auch hat er nach feinem Lode fiir [еше Hinterlaffenen Gorge
getragent. Uber er hat weder Ginflug auf ihn geitbt, nod) dergleiden
von ihm erfahren. Su Paris gebilbet, gab er fic) gu friih einer
swar jierfiden und angenehmen, aber handwerfsmafigen Danter
hin, und fcjeint nicht im Stande gewefen gu fein, von Dietvich’s
lebendigem Naturfinn etwas in fid) aufgunehmen. Zingg hat {pater
mit feinem Gngftlidjen Beftreben, urd) viele der Kupferfticje und
Zeidnungen Geld gu verbdiener, nicht wenig dag beigetragen, eine
gewiffe Philifteret in Dresden einheimifd) gu machen, welde die
Kunft in ihrem innern Leben ertddtete und zur Fabrifarbeit ernie-
brigte. Niachft diefem war aud) Sdsnau mit Dietvid) befreundet;
er war um vieleds jiinger und trat erft nach dent Lobe des legterst
‘1 pie Ufabdemiec. Seite angenebme Perfdrlichteit und das behende