erften muftergiiltigen Blatter gu Stanbe bradite. *) Grmagt man,
bag die folorirte Ausfiihrung eines einjigen Blattes mehr als das
Doppelte foften wiirde, was ein ganzes Heft des Bahn’fden Pracht-
wertes ju ftehen fommt, fo Leudjtet der Bortheil der Anwendung
des GFarbenfteindruds ein und e6 erflart fich, daB derfelbe mit fei-
nem Gintritt in die Reihe der vervielfaltigenden Riinfte nicht mehr
warten laffen durfte. Geine Beit war gefommen.

Ueber die friiheren Verfuce in Paris bemerkt Bahu in Gsthe’s
Anffag in den Wiener Sahrbiidhern vom J. 1830. ,,€8 war im
3. 1824, 8 19 in Paris war, ba wurde am Ouai der Seine,
da wo die meiften Rupferftidhandlungen find, ein aden erdffnet, an
dem in allen Sprachen gefdhrieben ftand: Oelgemalde purd) Drude,
Lithodhromie; dies war aber nichts, als Windbentelei. Sehlecht ge-
brudte Lithographien wurden mit Leimwaffer oder Firni® angeftrichen,
und bau ganz orbentlid) bon jungen Rinftlern, die gern Geld ver-
dienten, bemalt. Ram gufillig ein guter Rinftler an ein foldes
Blatt, fo wurde e& gut und umgefehrt, wenn ein fdlechter Riinftler
daran fam. Diefe Betviigerei erregte in Franfreid und andern
Uindern viel Wuffehen. Viel Frembe, die damal8 nad) Paris famen,
fauften fid) von diefen angeblic) nenen Grfdeimungen. G8 wurden
aud viele von diefen Sachen nad) Deutfdland де aud) in
Berlin waren fie in der Sehlefinger’fden Mufit- und Bud handlung
am Fenfter ausgeftellt. Endlich fa man auch hier ben Betrug ein
und ber Laden in Paris fahlof fic) nod) gu meiner Beit.” MWleyan-
ber bon Humboldt trug dazu bei, eine ridhtigere Wnficht von der
Sache зи verbreiten und fprach fid) sffentlid) davitber aus. Es find
dann fpiter die Franjofen nach Berlin gefommen, um die Gade
hier gu lernen. Auch Engelmann, (wie wir eine frithere Angabe
gu berichten haben) gehirt gu denen, weldje mit der erft hier ge-
fchipften Cinficht in Franfreich weiter шеи,

Bahn hatte einen jungen und pfiffigen Steindrnder, За:
ner, bet feinen Berjuchen зиг Hand und mit feiner Hiilfe
bradjte ex al8 erftes Blatt eine Wand aus bem Tempel der Sfis
in Pompeji 3x Stande (Folge I. Bl. 5), wmeldhes allgemeine Be-
wunderung erregte und als ein Triumph ber Technif begriift wurde.
Da eS ihm nicht um die Vervollfommuung diefer Techni€ itber feine
Bweee hinaus zu thun war, fo beguiiqte er fich anfinglich damit,
nur die Haupifarben, namentlich die, welde in gropen laden er-
fcicnet, Hergufteller, wo3t 5—G6 GSteine geniigten; das Uebrige
wurde Dann durd) Retoudhe Hingugefiigt; benn nicht die Heinen 92
giirden, fondern gerade eine grofe gleidhnigig gefarbte Slice bieten
bem in Wafjerfarben деки ен Pinfel Gdwierigheiten bar; e8 wollte
daher ber Steindrud zunichft die Bollfommenheit des Pinfels nicht
erfegen, fondern nur jeine Unvollfommenveit ergingen. Bald aber
wurde jede Nachhiilfe enthehrlich.

Der CShavatter der Pompejanifden Wanbmalerci ift unfern Le-
fern befannt. Bimaddh{t war Ме Wandflacje mit einer vollen fatten
Garbe befleivet: rothbraun, fdywarjz, blau, gelb, quiin, alle diefe Far-
ben im einem friftigen beftimmten Zon Yommen vor. Darauf ift
nun eine eben fo Luftige als Inftige Urchiteftur gemalt, phantaftifd)
und leicht, ja leichtfertig in ben Formen, eine UAvabesten-Ardhitettur,
eine unmiglicje, welche Ме volle Sreiheit und Abentenerlichfeit der
Arabeste fiir fich in Anfprud) nimmt. Cin Rohrwerk von diinnen
Siulden, baut fic) auf lattenartig zufammengenagelt, mit fdnirfel-
hafter Giebelu befrént und paran ranken miardenbafte Scblingge-

 
	*) Die fasnfter Ornamente und merkwiirdigiten Gemalhe aus Pompey,
Herculanum und Stasis nebft einigen Grundriffen und Wnfichten mit deutfdyem
und frangdfifdem Lert von WW. Zahn, & Prenf. Profelfor гс, Exfle Folge.
10 Hefte. Gr. Roy.- Fol. Berlin, Heimer. — Die gweite Folge erfdien von
1841—45. Wr ber bdritter wird jeit 1849 gearbeitet; fieben Hefte find bereits
ausgegeben, e8 бей пой drei. Fm Gangen gablt alfo bas Werk jegt 27 Hefte.
	 

wadje und wiegen fic) in fdjwebenden Gewinden; зиШеи зюйфеи
biefem vegetabilifden fpringt ein nidjt minder phantajtifdes antma-
lifches Leben in den feltfamften Geftaltungen einer ungesitgelt fchwei-
fenden Ginbifoungstraft hervor. WL’ diefer Wufbau gewagrt meiften-
theilS aufer fleinern Fliden, welche fic) an ben Giebeln bilden,
grofe Hauptwandflacen und diefe find mit figirlichen Darftelfungen
gefdhiniict, gemsbhnlic) ans bem Gebiet der griechifden Mythe, wah
vend die Нешети Gelber Tamer und Tanjerinnen, Amorinen und
Genien, bachifde Gruppen, Barodien, ja Genvrefcenen und Lanb-
{chaftchen aufguweifen haben. Go finden wir den thronenden Zeus
(au8 der Gafa di Caftore e Polluce. Folge IT. BL. 14 558 Забиг
{бесп Werkes, ausgeqraben im J. 1828), ihm gu Fitfen der Wier,
hinter ibm eine Mife, im Begriff ihn yu befranzen; Perjeus und
Andromeda (IL. 24) in einer Landfchaft fiend, er Halt das Mte-
butfenbaupt itber ihrem Haupte, eine hidhft angiehende und fiebens-
witrdige Darftellung; Herfules bei der Omphale (IIL. 84), eine
figurenreiche Rompofition auf rothem Grunde und in eine befonders
reiche Wandarditeltur gejtellt; bie Figur ded tragifden Didters;
eine auf fdjwarzem Grunde fehr reid) deforirte Wand mit einem
wahren Wald von zierlichem Geftibe und Geranfe und vielen fei-
nent anmuthigen Bilbern, befrint durd) einen Wrabesfenfries СП. 54
aus der Gafa di Brome, 1833 ausgegraben) u. ». a. Grinnert
шай fic) an bas in unferm erfien Artifel befdhriebene Verfahren
bein Farbenfteindrud, fo fann mar fic) leicht vorftellen, welche Gee
nauigkeit namentlich gu diefem arditeltonifden Spielwert gehirt, wo
helle Qinien von der Seinheit eines feipenen Fadens durch den dune
leven Grund Laufer und die zarteften Blattcen fic um den аи
ften Gtab fraufeln. Wenn hierbei nicht Wes auf ein Haar zufam-
menpaft und flappt, fo ift s gefebft.

G8 fei bei diefer Gelegenheit noch gweier andever Werke *) Er-
wahnung gethan, fiir welche Bohn ben Parbenfteindrud mit Fug
und Bortheil angemandt hat. Gie beftehen aw8 Ornamenten und
BVerzgierungen aus den verfchiedenften Kunftepocen und haben fitr
RKunftinduftrielle, Deforateure, Stubenmaler ihre praftifhe BVerwen-
bung. 68 Tiegen in diefen Heften jahlreiche gefdmacvolle Diufter
vor, welde fich ebenfowohl yur Nadahmung empfehlen, als fie den
erfinderifchen Geift zu neuen Schipfungen anguregen vermigen. Gin
fehr anmuthiger Bacchus ans der Cafa di Githe Mr. 100), Wanbd-
architeftur aus der Cafa del Hermaphrovito (Nr. $1) jeichnen fich
unter den antifen Muftern aus, dec) gicbt e8 auch intereffante Gaz
den aus fpdterer Beit, wie Mofaiten aus dem 12. Jahrhundert aus
Gicilieon, Clfenbcinfeulptur, Glasvafen, fehr [chine architettonifche
Motive, Arabesfen von Giulio Romane, aun wieder fogar Aeghp-
tifdyeS u. ff. №.

Die Drucer, weldhe vas Werk gur Ausfiihrung bringen, wae
ren uub find befonders Herbig, Hildebrandt und Stord; jest wird
e8 in der Riniglichen Anftalt gemacht und zwar unter ber Leitung
beS Herrn Barth.

Der Mufterblatter fir Fabrifanten und Gandwerfer haben wir fdon
	oben Erwaihnung gethan. Bhre Herausgabe leitete Karl Batticher
	(1830-—31), gefertigt wurden fie in Der Wintelmann’jden Unftalt,
in welche Stordy fpater al8 Leiter eintvat. Wueh hier hatte ev (feit 1831
дит Заби’ феи Werke mitarbeitend) fic an den Wandmalereien der vere
	*) Ornamente aller flaffifden Runftepoden, nad ten Originalen in iver
eigenthiluliden Farber bargeftelt von W. Zahn. 20 Gefte i. Qu. Fol. 1832
613 1848. Зш Фащен 100 Tafeln nebft Text. Berlin, D. Reimer. 42% Thly,

Uuserlefene Berzierungen avs dem Gefammtgebiet ber bildenderr Kunft gum
Gebrauch fiir Kiinftler und tunftbefliffene Ganbwerfer, zugleidh al8 Borlegeblatter
in Seichnenfdulen, nad den Originalen geseichnet und herausgeg. von W. Bah x.
5 Hefte in Fol. 1842—44. Bm Ganjen 25 Tojfeln пебй 5 Lafetn Text, —
Berlin, D. Reimer. Pr. pro Heft 25 Sgr, Das Gange 4 Thlv. 5 Sgr.