Deut}den Weittelalters von Heinvid) Otte, Paftor 3 Frdhden *) und —
die ,, Mythologie und Shmbolif der chriftliden Runt  von Ferdi-
nand Piper, Prof. ber Xheologie in Berlin. Betde Werte find
auferordentligh von einander verfchieder. Otte giebt in 367 Seiten
eine compendiarifde Ueberfidit itber bas Meatevial, wobei ex fich
fretlid) nuv auf Dentfchland befehrantt und aud) die Zeit der Bte-
naiffance und dex fpdteren Style ausfdliegt. Die Unovduung, nad
weldjer ex bon p. 3—26 bas Wefen des Rirchenbanes und p. 26—50
Die Rirdhengerdthe befdhretbt, dann von p. 51—232 eine Ueberficht
ber deutfdjen Kunftgefchichte giebt ind dann mit der Behandlung
von Hilfswiffenfdafter p. 233—258 Cpigraphif, p. 258—264
Heraldif, p. 264—337 Afonographie, p. 338—345 Chronologie
abjchtieBt, ift fiir ben praftijden Gebrauch {еб angemeffen und
eignet fic) befonders zu Borlefungen iiber die chriftlide Wredologie,
bet denen der Lehrer die Wnordnung des Materials nach feinen je-
desmaligen prattifdhen Bedirfniffer beibehalten oder umgeftalten Faun.
Weniger entfpricht fie aber Den Wnforderungen cines fyftematifden
Lehrgebiudes. Bnbdent id) diefes nachzuweifen fuche, mill ich jedod
nicht einen Ladel gegen Otte’s Buch ausfprechen, da derfelbe gewif
fein Ghftem, fondern nur ein prattifhes und um fo wiinfcjenswer-
theres Handbhuc) beim ginglichen Mangel eines folder hat geber
wollen. Bielmehr will id) nur den Gegenfak des Piber’fdhen und
Otte’fhen Buches dadurch hervorheben. Oen Mangel eines wiffen-
fhaftlidhen Shftems bet Otte erfennt man namentlid) in der Wne
orbduung, Dap jeter Theil, welder der Mythologie entfpridt, als
Hiilfewiffenfcaft angefehen und Sfonographie benannt ift. SGollte
wirflich diefer Mame angewendet und die Sbee und das Wefen der
bargeftellten religidfen Perfonen und Gegenftiinde guvitdiveten und
nur die bildlide Form beritcfidtigt werden, fo mufte bdiefe fone-
naunte Sfonographie pody nicht als Hitlfswiffenfcbatt, fonbdern mit
ber am Anfang ves Buches bhehandelten Gdee der Rirchenarchiteftur
und Teltonit gleichgeftellt fein. Chenjo hatte die Heraldif als
Unterabtheilung ber Sfonographie neben den dort behandelten Trach-
	ten und GHnibolen untergebracht und die Epigraph und Chro-
nologie als fdrtftlide Denkmiler im Gegenfats за den bild-
Ифеи behanbelt werden founen.

Bet veiflicer Ueberlequng wird man aber auch finden, dap
eine folche vein formelle Behandlung der religidfen Seen, Perfo-
ten. und Gegenftinde, wie fie in Dem Namen Bfonographie ausge-
fprochen ijt, weber fiir die Wilrde bes Gegenffanded angemeffen fein
fann, nod) aud) gum Verftinonig derfelben geniigt, da fic) Gorm
und Subalt, ohne der Gache gu fchaden, felten getrennt behanbdelst
Laffer.

Wein nimlich eine wiffenfdhaftlich fpftematifde Behandlung des
porhanbdenen Stoffes gegeben werden follte, und eine folche tft dod)
in jeter Wiffenfdhaft wiinfdenswerth, fo war die Wufgabe gu Lfen:
wie bie veligidfen Ideen und Anfdauungen des Chriften-_
thums fic in den verfdiedenen Runfigattungen verfirpert
hatter unb дих Darftelung gelangt waren. Den Namen diefer
Wiffenfahaft bezeichnen wir nach dem Beifpiele ver Wlterthumsfunde
als die hrifflichhe Ardhiologie. Gin vollfindiges fyftematifdes
Cehrgebiubde diefer Wiffenfchaft befigen wir noc) nicht, da eben Otte
рей der Meythologie entfprecjenden Theil nur formell behaudelt und
iberhaupt nur ein proftifces Handbud) geben wollte, und Piper in
feinent oben erwiknten Bude gerade jenen bet Otte juviictretenden
	*) Bis jest im ber bdritten Wnflage 1854 erldenen und and ии Зби8иде
alg Grundjiige der Grifiliden Runftarchdologie mit 118 Hokfdnitten 1958.
Bemerfenswerth find bie hen Text ves griperen Werks erliuternden, angemeffen
ausgefiihrten 13 Stabhlftide und 362 Hokfdnitie, fo wie die veidhhaltigen. gen-
даре Иен, tedjnologifden und anbere Snbices p, 47, 170, 336, 346, 355,
jo wie endlidh bie mit ciner liberfidhtliden Rarte verfehene funftgengraphifde Bet-
	lage son Dr. $. WU. Miller, Leipzig bet Weigel 1856.
	Die wiffenfhaftlide Pegriindung dev criftliden Ardio-
logic Durd Prof. Piper s Mythologie und Symbolik
Der chriftlidhen Kunst. ’
	ve reicher in Den lester 20 Bahren die Eaffifche Wlterthums-
буре an twiffenfchaftlich bebentenden Werke geworden, um fo aufe
fallender mar die Erfdeinung, vafX fo geringe Hiilfemittel fiir die
Sorfhungen auf bem Gebiet der neueren Kunftgefchichte in Berbin-
dung mit ber dhriftliden Religionsentwidlung worgefunden wurden.
So hatte die Haffifche Alterthumstunde fohon fet geraumer Beit in
dem Handbudhe der Archiologie der Kunft von Ottfried Miler, in
der dritten Ausgabe 1848 von Welder vermehrt, eine Ueberficht
Der ganjen Linjtlerifden und funftmythologifchen Cutwidlung des
Alterthums erlangt. Gerner bot die grofe Reihe der archdologifden
Urbeiten von Welder, Gerhard, Panoffa, Bram, Preller, Sahn,
Я. Sr. Hermann, Wiefeler eine veidhe Wusmahl jeglider Stoffe auf
Dem ganzen Gebiete der Wrehdologie dar. Mir etnzelne Gebiete wae
ren befonders Gerhard’s Mythologie, Bitticjer’s Tettonif ver Helle-
nen, Brunn’s Gefchidte der griechifden RitnfHler, Hermann’s grie-
chifche Wlterthitmer bedentend und fiir dbulide Urbeiten muftergiiltig.

Dagegen fehlte es aber fitr dte neuere Runftgefdichte nod immer
can einer wiffenfcjaftliden Darftellung, welche im Bereich ber Ar-
hiologie ber Mythologie entipride. — Mtan hatte nod) nicht das
wiffenfdaftlide Bedtirfuig empfunden, die religisfer Berfonen und
Gegenftinde, welche ven Wutvieb zur finftlerifder Darftellung ge-
geben, unter einem etheitliden Gefichtspuntt aufgufaffen, wie dies
die Ulter#hishinde unter dem Namen der Neythologie ansfithrte.
Wenn man nun nach den Urfachen fragt, welche diefem Mangel
gum Grunde lagen, fo fcheinen miv diefelben vorgugsweife in der
poppelien Giellung gu Leger, ребе ме Wiffenfehaft zux Runt
gefchicite und Theologic hat wud die bei der Mtythologie vermige
ber abgefchloffenen Gtelung und Vergangenheit des Wlterthums
weniger fidhtbar wird, fiir die chriftlidse Zeit aber um fo auffatlen-
per Hervortritt, als fic) gerade hier, im Gegenfag gun Wlterthun,
die Gegenwart mit allen ihren Verithrungspuntten geltend macht,
Dak padurch nun ihre Entwicling gehemmt wird, liegt freilich nicht
an und fitr fich in Der Natur der Gache, fondern in fenem immer
mehr zunehmenden Uhidlichungsfyftem Der Wiffenfchafter unter fich,
fowohl von Geiten ber Lehrer, als ber Studirenden. @©ь 19408
die Theologie die Kunjt, wenn aud) nicht gerade пи @шие der ree
fovmirter Rirce als etwas Unbeiliges, fo doch als etwas lingehi-
rviges und Mebenfachliches ans, wabhrend die Kunfigefchichte jich theils
aus Surcht, theils aus Mifadhtung von der Theologie Теги Бе.

Die Philologie endlich, welche im ftoer Selbftitberfhigung
fount die Archiologie und Miythologie in ihrem Bereiche duldete,
{uchte wo mdglich Die nenere Runfigefchidite im Berein mit der vee
ligidfen Eniwidlung al8 fyielende WALotvia nod) mehr won fich aus-
sufdliefer, als die Thenlogie e& that. Hierzx fam, dah auch da,
wo der gitte Wille gu einer Bereinigung der Wiffenfdhaften vorhan-
den war, dod den Theologen und Phifologen pags Kunftverftindnif
und den Runftverftindigen die religidfe Biloung mangelte, und gwar
fand dies in Begg auf die Lewteren cine gripere Anwendung. Denn —
je mehr die allgemeine Biloung зипаби, umm defto firhlbarer wurde
pen gebildeten Theologen das Bebdtirfnif, nicht allein yor der Kunft
Udhiung зи Haber, fondern fie auch in det Kreis ihrer Betrachtun -
gen hinein gu giehen. G8 ift daher eine nicht unbenchtenswerthe
Erfeheinung, dak die beiden wiffenfchaftlich bedeutendjten Werte,
weldhe bis jegt itber diefen Gegenftand erfchienen find, von Theo-
Logen herviihren. Sch nenne al8 [обе aufer dem verdienftoolfen
SHriften von Minter, Augufti w. a. (58. Otte, chriftl. Archaologie
p, 2. 3. 277) das Handbuch ber hriftlichen Runftarddologie bes